Liverpool-Trainer Jürgen Klopp
Reuters/Toby Melville
Fußball

Liverpool und PSG kämpfen mit Formtief

Für zwei europäische Großclubs hat das neue Jahr alles andere als nach Wunsch begonnen. Bei Paris Saint-Germain macht sich Nervosität breit, weil das Millionenteam um Weltmeister Lionel Messi mit dem 0:1 gegen Rennes am Wochenende bereits die zweite Niederlage 2023 kassiert hat. Beim FC Liverpool ist überhaupt Feuer am Dach. Die von Jürgen Klopp betreuten „Reds“ sind nur noch ein Schatten der vergangenen Jahre und rutschten nach der 0:3-Blamage gegen Brighton & Hove Albion auf Platz neun ab. Der Deutsche sprach sogar von einem persönlichen Tiefpunkt seiner Trainerkarriere.

Ganz so schlimm ist die Situation bei PSG nicht. Der Serienmeister liegt zwar in der Ligue 1 weiter in Führung, der Vorsprung auf Verfolger RC Lens, bei dem ÖFB-Teamverteidiger Kevin Danso engagiert ist, schmolz allerdings auf drei Punkte. Das drittplatzierte Olympique Marseille liegt auch nur noch fünf Zähler zurück „Wir können tausend Ausreden suchen, aber die WM ist vorbei. Auch wenn wir acht Wochen verstreut waren, müssen wir unseren Zusammenhalt und unseren Rhythmus wiederfinden“, sprach PSG-Coach Christophe Galtier Klartext.

Das 0:1 gegen Rennes war erst die zweite Niederlage für PSG in dieser Saison in der Ligue 1, aber sie kam nur zwei Wochen nach dem 1:3 bei Lens am 1. Jänner. Damals weilte Messi noch in der argentinischen Heimat, in Rennes konnte aber auch er nichts ausrichten. Neymar spielte ebenfalls von Beginn an, Kylian Mbappe kam zehn Minuten nach dem Seitenwechsel in die Mannschaft. Das Tor fiel aber gegen PSG, erzielt durch Hamari Traore (65.). „Es drängt“, meinte Galtier mit Blick auf die Rückkehr zu den Leistungen vor der WM in Katar.

PSG-Trainer Christophe Galtier
APA/AFP/Jean-Francos Monier
Die Leistungen seiner Stars zaubern PSG-Coach Christophe Galtier aktuell kein Lächeln ins Gesicht

Am Wochenende war in der Ligue 1 Halbzeit. Die Rückrunde startet erst in zwei Wochen, bis dahin haben die PSG-Spieler Zeit, ihren Frust abzubauen. „Wir sind wütend“, sagte Goalie Gianluigi Donnarumma. Der Italiener forderte: „Wir müssen aus diesem Spiel lernen.“ Das dürfte zweifelsohne auch mit Blick auf die Spiele im Achtelfinale der Champions League gegen Bayern München ab Mitte Februar gelten.

„Ein echter Tiefpunkt“ für Klopp

Der Frust regiert aktuell auch an der Anfield Road – besonders bei Coach Klopp. Der Deutsche sprach nach der 0:3-Pleite von einem persönlichen Tiefpunkt und fand deutliche Worte. „Ich kann mich an kein schlechteres Spiel erinnern“, resümierte der 55-Jährige. „Ich kann mich ehrlich nicht erinnern, und ich meine alle Spiele, nicht bloß Liverpool. Das macht es im Moment zu einem echten Tiefpunkt.“

Tatsächlich haben die „Reds“ in dieser Saison weniger Tore erzielt, mehr Gegentore kassiert und weniger Punkte geholt als zum jeweils gleichen Zeitpunkt in den vorigen Spielzeiten unter Klopp, der seit Oktober 2015 im Amt ist. „Das Personal ist dasselbe, aber diese Liverpool-Mannschaft ist nur noch äußerlich die, die vor Kurzem alle vier Trophäen gejagt hat“, urteilte die britische Zeitung „Telegraph“. Der „Guardian“ sprach sogar schon vom „Ende einer Ära“.

Enttäuschte Liverpool-Spieler Fabinho, Cody Gakpo und Thiago Alcantara
Reuters/Andrew Couldridge
Bei den Liverpool-Spielern regiert aktuell die Ratlosigkeit

Verletzungsprobleme keine Ausrede

Dass Topstars wie Virgil van Dijk, Luis Diaz, Diogo Jota und andere Spieler verletzt fehlten, wollte selbst Klopp nicht als Ausrede gelten lassen. „Ja, wir haben Verletzungsprobleme und all so was, aber hört mal: Die Mannschaft, die wir heute aufgestellt haben, war absolut keine schlechte – echt nicht“, stellte Klopp fest. „Was wir daraus gemacht haben, war schlecht. Das ist die Wahrheit.“

In Brighton hatte Liverpool alles vermissen lassen, was das Team die letzten Jahre auszeichnete. Nach der torlosen ersten Hälfte leitete Doppeltorschütze Solly March (46.,53.) den Brighton-Sieg ein. „Nachdem wir 0:1 zurücklagen, war schon klar, dass ein Team bereit ist, ein richtig gutes Spiel zu machen“, gab Klopp zu, „während das andere eher mit sich selbst kämpft, um irgendwas hinzubekommen.“

CL-Qualifikation in großer Gefahr

Nachdem Liverpool zuvor schon bei Brentford mit 1:3 verloren hatte, rutschte Klopps Team in der Premier-League-Tabelle auf den neunten Platz – hinter Brighton (siebenter Platz) und Brentford (achter) – ab. Die von Arsenal angeführte Ligaspitze ist mit 19 Punkten Rückstand meilenweit entfernt. Selbst die Champions-League-Plätze drohen in dieser Form für Klopps Schützlinge außer Reichweite zu geraten. Zehn Punkte fehlen auf den von ManUnited gehaltenen vierten Platz.

In der aktuellen Verfassung kann sich Liverpool gegen Real Madrid im Achtelfinale der Königsklasse nur wenig Hoffnungen machen. Im Ligacup sind die „Reds“ schon aus dem Rennen. Am Dienstag droht bei den Wolverhampton Wanderers im Wiederholungsspiel im FA-Cup schon der nächste Dämpfer.

Klopp gab sich aber kämpferisch und peilt einen Neustart an. „Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, aber wir müssen noch einmal von vorn anfangen“, sagte der Deutsche, der nicht ans Aufgeben denkt. „Das sind Fußballprobleme, die löst man mit Fußball“, sagte Klopp. „Besser zu spielen, als wir gegen Brighton gespielt haben, sollte nicht so schwer sein. Das ist der erste Schritt.“

Englische Premier League, 38. Runde

Sonntag, 28. Mai:
Brentford Manchester City 1:0
Arsenal Wolverhampton 5:0
Manchester United Fulham 2:1
Chelsea Newcastle 1:1
Southampton Liverpool 4:4
Aston Villa Brighton and Hove 2:1
Leeds * Tottenham 1:4
Crystal Palace Nottingham 1:1
Leicester West Ham 2:1
Everton Bournemouth 1:0
* Wöber bis 60. Minute

Tabelle: