Vincent Kriechmayr (AUT)
GEPA/Thomas Bachun
Ski alpin

Kriechmayrs offene Rechnung mit Kitz

Vincent Kriechmayr hat in seiner Karriere schon zwei Weltmeistertitel geholt und 14 Rennen im Skiweltcup gewonnen. Unter den insgesamt sieben Abfahrtssiegen finden sich die Klassiker von Gröden, Bormio und Wengen – mit Kitzbühel hat der Anführer des österreichischen Speed-Teams, das sich im Umbruch befindet, aber noch eine offene Rechnung.

Der 31-jährige Oberösterreicher wurde in Tirol vor drei Jahren hinter dem mittlerweile zurückgetretenen Matthias Mayer Zweiter, ansonsten lief es in den Abfahrten auf dem Hahnenkamm bislang noch nicht ganz nach Wunsch. Zu Buche stehen sonst noch die Ränge vier, sieben, neun, elf und in den vergangenen beiden Jahren jeweils die Plätze 13 bzw. 17.

Ob sich heuer Platz eins ausgeht, sei „schwierig zu sagen“, erklärte Kriechmayr, der vor einem Jahr den Super-G gewonnen hatte, im ORF. „Ich muss einmal das Training analysieren, ein paar Sachen waren gut, andere weniger. Es war ein Kennenlernen, beim zweiten werde ich mehr ans Limit gehen, dann werden wir sehen, ob ich Chancen habe.“

Wie im Training präsentiert sich Kriechmayr gewohnt defensiv, dass er aber einen Kitz-Abfahrtssieg gerne auf seine Vita schreiben würde, ist klar. „Die Streif ist spektakulär, sie hat einen eigenen Charakter, wie viele Rennen im Kalender, das Lauberhorn, Gröden, Bormio. Das Schöne bei uns ist, es gibt solche Traditionsrennen, die lange im Kalender sind. Wir sind froh, dass wir so einzigartige Strecken in einer Saison haben, das macht den Abfahrtssport so besonders“, betonte Kriechmayr, der heuer wieder zwei Chancen auf einen Abfahrtssieg hat. Die Piste sei in „hervorragendem Zustand“, die Wettervorhersage schaut gut aus.

Kriechmayr im Kitz-Training zurückhaltend

Vincent Kriechmayr will bei der Abfahrt in Kitzbühel eine offene Rechnung begleichen. Im ersten Training am Dienstag hielt er sich aber noch bedeckt und fuhr mit Torfehler auf Rang 40.

ÖSV-Sextett startet in Kitzbühel-Abfahrten

Sechs Österreicher mit Kriechmayr an der Spitze wird ÖSV-Männer-Rennsportleiter Marko Pfeifer am Freitag und Samstag in die beiden Weltcup-Abfahrten auf der Kitzbüheler Streif schicken. Das kleine Kontingent ist nicht allein der aktuellen Leistungsdichte geschuldet, sondern auch verletzungsbedingten Ausfällen und dem FIS-Punktesystem. Ein Quintett steht fest, um den letzten Startplatz rittern vier junge Fahrer, aufgestellt wird nach Trainerentscheid.

Alle Kitzbühel-Termine

Donnerstag, 19. Jänner
12.15 Uhr: Zweites Training
(live in ORF1, Übertragung ab 11.45 Uhr)

Freitag, 20. Jänner
11.30 Uhr: Kitzbühel-Abfahrt
(live in ORF1, Übertragung ab 10.55 Uhr)

Samstag, 21. Jänner
11.30 Uhr: Hahnenkamm-Abfahrt (live in ORF1, Übertragung ab 10.55 Uhr)

Sonntag, 22. Jänner
10.30 bzw. 13.30 Uhr: Slalom
(live in ORF1, Übertragung ab 10.00 Uhr bzw. 12.50 Uhr)

Der zweifache Saisonsieger Kriechmayr, Daniel Hemetsberger, Otmar Striedinger, Stefan Babinsky und Julian Schütter haben fixe Startplätze auf der Streif, Christopher Neumayer muss wegen Knieproblemen passen. Um den daher letzten Platz im Aufgebot rittern Felix Hacker, Andreas Ploier, Manuel Traninger und Stefan Rieser. „Insgeheim wissen sie, dass der Schnellere fahren wird. Wer halbwegs gut runterfährt, wird logischerweise aufgestellt“, meinte Pfeifer, der mit den Auftritten seiner jungen Athleten, die teilweise am Dienstag im Training das erste Mal die Streif bezwungen hatten, zufrieden ist.

Speed-Team in Umbruchphase

Man sei im Speed in einer Umbruchphase. „Wir haben Vinc, der kann Rennen gewinnen. Wir haben Hemi, der kann, wenn es passt, Podium fahren. Und dann haben wir Oti, der fährt um Plätze. Punkt. Wir müssen das jetzt als Chance sehen, die jungen Leute einzusetzen, dass sie in zwei, drei Jahren, bestenfalls zur WM, sehr gute Erfahrungen haben.“ Er sei zufrieden, bei den bisherigen Einsätzen im Weltcup hätten sie sich „sehr brav angestellt“, seien gute Teilabschnitte gefahren und hätten gepunktet.

Denn es sei nicht so, dass nach Ausfällen von Topleuten gleich wieder neue Topleute da seien, meinte Pfeifer. Und Ausfälle gibt es im ÖSV-Speed-Team nach dem Karriereende des Dreifacholympiasiegers Matthias Mayer und den verletzungsbedingten Pausen von Max Franz und Daniel Danklmaier (eventuell Comeback in Cortina-Super-G) mehrere. „Wir arbeiten alle zusammen, müssen es positiv sehen und verkaufen. Jetzt sind die Jungen da, und wir werden in zwei, drei Jahren wieder eine starke Abfahrtsmannschaft haben.“ Bei der WM in Courchevel hofft Pfeifer auf 14 Plätze für die ÖSV-Männer. „Ich setze die Jungen ein, ich bin den Kader schon durchgegangen. Wir schauen, was noch passiert. Wir werden mit einem guten Team bei der WM sein.“