Djokovic war bei seinem zweiten Auftritt in Melbourne sowohl körperlich als auch mental gefordert. So störten vier sichtlich gut gelaunte und offenbar angeheiterte Zuschauer mit Zwischenrufen gleich mehrmals die Konzentration des 35-jährigen Serben. Erst nachdem Djokovic im vierten Satz im dritten Game der Kragen platze und er sich beim Schiedsrichter beschwerte, mussten die vier Fans kurz darauf das Stadion verlassen.
Sportlich zeigte sich der Serbe von Beginn an von seiner besten Seite und wurde nur im zweiten Satz voll gefordert, den Couacaud für sich entscheiden konnte. Dabei war der Franzose im ersten Satz umgeknickt, konnte nach einer kurzen Behandlungspause aber mit einem getapten Knöchel weiterspielen. Auch Djokovic musste im zweiten Satz wegen Oberschenkelproblemen eine Auszeit nehmen, schien davon danach aber nicht wirklich beeinträchtigt zu sein.

„Der Bursche ist komplett betrunken“
„Heute Abend war viel los“, sagte der Serbe, der im Vorjahr das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres wegen eines für ungültig erklärten Visums verpasst hatte, nach der Partie. Besonders ein Zuschauer nervte den 35-Jährigen. „Der Bursche ist komplett betrunken, vom ersten Punkt an wollte er mich provozieren. Er ist nicht hier, um Tennis zu schauen. Er will nur in meinen Kopf kommen“, beschwerte sich Djokovic im vierten Satz beim Schiedsrichter.
Nächster Gegner ist nun der Bulgare Grigor Dimitrow, den er seinen „Balkan-Bruder“ nannte: „Ich hoffe, es wird ein unterhaltsames Match.“ Djokovic strebt seinen insgesamt zehnten Triumph im Melbourne Park an und könnte mit seinem insgesamt 22. Grand-Slam-Titel mit Rekordhalter Rafael Nadal gleichziehen. Der topgesetzte Titelverteidiger aus Spanien hatte sich in der zweiten Runde durch eine Verletzung gehandicapt verabschiedet.
Nach Nadal auch Nummer zwei bereits out
Der an Position zwei gesetzte Norweger Ruud musste sich unterdessen in seinem Zweitrundenmatch in Melbourne dem US-Amerikaner Jenson Brooksby in vier Sätzen geschlagen geben. Das Aus kam auch für Olympiasieger Alexander Zverev, der bei seinem Grand-Slam-Comeback gegen einen „Lucky Loser“ den Kürzeren zog.
Ruud war gegen Brooksby, der in der Vorwoche das Halbfinale des Vorbereitungsturniers in Auckland erreicht hatte, von Beginn an im Hintertreffen. Der Außenseiter hatte schon im dritten Satz bei eigenem Aufschlag drei Matchbälle. Am Ende setzte er sich mit 6:3 7:5 6:7 (4/7) 6:2 durch.
Ruud ist damit bei den Australian Open noch nie weiter als bis ins Achtelfinale vorgedrungen. Auf seinen ersten Grand-Slam-Titel muss der 24-jährige Vorjahresfinalist der US Open weiter warten. Mit einem Finaleinzug beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres hätte Ruud sogar erstmals die Führung in der Weltrangliste übernehmen können. Diese bleibt der aktuellen Nummer drei im Ranking nun verwehrt.

Medizinische Auszeit
Nach dem zweiten Satz nahm Ruud eine medizinische Auszeit. Er hatte mit Problemen in der Bauchmuskelgegend zu kämpfen. „Es ist etwas, das ich seit zwei Jahren immer wieder spüre“, erklärte der Norweger. „Es ist nichts Ernstes, aber es kommt immer wieder zurück, also muss ich mich darum kümmern. Ich hoffe, dass ich es jetzt für lange Zeit loswerden kann.“
Nach dem Timeout lief es für den Weltranglistendritten zwischenzeitlich besser, am Ende musste er Brooksbys Stärke aber anerkennen. „Casper ist ein Kämpfer. Ich bin stolz auf meine mentale Entschlossenheit da draußen“, erklärte der Sieger. Brooksby stammt wie Mackenzie McDonald, an dem am Vortag der verletzte Nadal gescheitert war, aus Kalifornien. In der dritten Runde trifft der 22-Jährige, der sein Australian-Open-Debüt im Vorjahr wegen einer CoV-Erkrankung verschieben hatte müssen, nun auf seinen US-Landsmann Tommy Paul.
Zverev unterliegt „Lucky Loser“ Mmoh
Endstation war auch für den deutschen Topstar Zverev, der erstmals seit seinem Debüt 2016 die dritte Runde des Grand-Slam-Turniers im Melbourne Park verpasste. Der 25-Jährige verlor gegen den US-Amerikaner Michael Mmoh mit 7:6 (7/1) 4:6 3:6 2:6. Siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Fußverletzung im French-Open-Halbfinale war Zverev weit von seiner Topform entfernt. Es ist das erste Mal, dass Zverev bei einem Grand-Slam-Turnier gegen einen „Lucky Loser“ verloren hat.
Der Weltranglisten-109. Mmoh, der erst durch die Absage eines anderen Spielers einen Platz im Hauptfeld ergattert hatte, trifft in der dritten Runde auf den US-Amerikaner J.J. Wolf, der sich gegen den Argentinier Diego Schwartzman glatt in drei Sätzen 6:1 6:4 6:4 durchsetzte. „Das Leben ist verrückt“, sagte Mmoh, der schon seinen Rückflug in die USA gebucht hatte.
Der als Nummer fünf gesetzte Russe Andrej Rublew bekommt es nach seinem Auftakterfolg gegen Dominic Thiem in der dritten Runde mit dem Briten Dan Evans zu tun. In seinem zweiten Match gegen den Finnen Emil Ruusuvuori gab Rublew zwar im Gegensatz zur Partie gegen den Österreicher einen Satz ab, setzte sich aber mit 6:2 6:4 6:7 (2/7)6:3 durch. Rublew ist der mögliche Viertelfinal-Gegner von Rekordgewinner Djokovic, sollten beide bis dahin alle ihre Spiele gewinnen.
Jabeur scheitert an Vondrousova
Auch im Damen-Bewerb verabschiedete sich am Donnerstag in der zweiten Runde mit der Tunesierin Jabeur die Nummer zwei des Turniers. Die Weltranglistenzweite, die 2020 in Melbourne als erste arabische Spielerin das Viertelfinale eines Majors erreicht hatte und im Vorjahr aufgrund einer Rückenverletzung fehlte, unterlag der Tschechin Marketa Vondrousova (WTA-Nr. 86) 1:6 7:5 1:6.
Jabeur, die im Vorjahr im Finale von Wimbledon und der US Open stand, wirkte aber nicht topfit und leistete sich in 1:42 Stunden insgesamt 50 unerzwungene Fehler. Vondrousova trifft in der dritten Runde auf ihre Landsfrau Linda Fruhvirtova, die die Australierin Kimberly Birrell 6:3 6:2 besiegte.
Herren-Einzel der Australian Open in Melbourne
(Australien, 76,5 Mio. Dollar, Hardcourt)
Damen-Einzel der Australian Open in Melbourne
(Australien, 76,5 Mio. Dollar, Hardcourt)