Ski alpin

Feller tragische Figur im Kitzbühel-Slalom

Daniel Yule hat den Slalom in Kitzbühel für sich entschieden. Der Schweizer gewann zum Abschluss des 83. Hahnenkamm-Wochenendes 0,40 Sekunden vor dem britischen Vorjahressieger Dave Ryding. Eine Hundertstelsekunde dahinter sprang der Norweger Lucas Braathen als Dritter auf das Podest. Zur tragischen Figur wurde am Sonntag der Tiroler Lokalmatador Manuel Feller, der als Halbzeitführender in der Entscheidung nach wenigen Toren ausschied.

Fellers Traum vom ersten Sieg auf dem anspruchsvollen Ganslernhang in Kitzbühel erfüllte sich nicht. Dabei hatte der 30-Jährige mit Startnummer eins im ersten Lauf mit 0,31 Sekunden Vorsprung auf den zweifachen Saisonsieger Braathen die Weichen gestellt. Der Deutsche Linus Straßer lag auf Platz drei. Im Finale blieb von den Top Drei nur Braathen auf Podestkurs.

Straßer fiel auf Platz vier (+0,42) zurück, Feller nach wenigen Sekunden nach einem Einfädler aus. Bei seinem achten Start in Kitzbühel sah der 30-Jährige zum fünften Mal nicht das Ziel, bestes Kitz-Ergebnis bleibt der fünfte Rang vor fünf Jahren. Im Vorjahr war Feller wegen einer CoV-Infektion nicht am Start, vor zwei Jahren wurde der Slalom wegen der Pandemie abgesagt.

1. Daniel Yule (SUI)
2. Dave Ryding (GBR)
3. Lucas Braathen (NOR)

Spannende Entscheidung

Besser machten es im Finale vor Tausenden Zuschauern auf eisiger Piste Yule und Ryding, der sich mit Laufbestzeit vom 16. Platz sehenswert auf das Podest katapultierte. Yule, zur Halbzeit auf Platz sieben, reichte die drittbeste Laufzeit zu seinem insgesamt siebenten Weltcup-Sieg, dem sechsten in einem Slalom und dem zweiten in dieser Saison nach dem Erfolg in Madonna di Campiglio. In Kitzbühel hatte der 29-Jährige erstmals vor Beginn der CoV-Pandemie vor drei Jahren gewonnen.

Yule sprach von einer Liebesbeziehung zu Kitzbühel, wo er 2012 sein Weltcup-Debüt gegeben hatte. „Der Kalender wäre ohne nicht derselbe. Ich habe hier nun zweimal gewonnen, das ist unglaublich“, sagte Yule im ORF-Interview. Nach Lauf eins habe er nicht mehr an den Sieg geglaubt. Zu groß sei Fellers Vorsprung (0,84) gewesen, das Podium aber noch möglich.

Im Finale riskierte der Schweizer alles. „Mit meinem super zweiten Lauf hat es geklappt“, sagte Yule. „Mir tut es aber auch für Feller leid, weil er gut drauf ist und immer attackiert. Ein Einfädler ist nie schön.“ Der zweitplatzierte Ryding fuhr im zweiten Lauf mit neuem Set-up zum Erfolg und meinte: „Es ist fast schwieriger zu glauben als letztes Jahr. Aber bei dieser Atmosphäre, diesen tollen Bedingungen musst du einfach liefern. Ich habe alles reingeworfen.“

Yule gewinnt Kitz-Slalom

Als Siebenter nach Lauf eins fuhr Daniel Yule in der Entscheidung noch zu seinem zweiten Sieg in Kitzbühel

„Sicher tut es weh“

Während Yule und Ryding nach langem Warten im Ziel jubelten, suchte Feller nach Worten. Die Enttäuschung vermochte er im ORF-Interview nicht zu verbergen „Das ist der Slalom-Sport. Sicher tut es weh, ich kann es noch gar nicht beschreiben“, sagte Feller, zweifacher Weltcup-Sieger. In dieser Saison war der Tiroler bereits Slalom-Zweiter in Garmisch und Val d’Isere, wo er auch im Riesentorlauf Zweiter geworden war.

„Es ist schnell vorbei gewesen, dabei hatte ich einen guten Start und war auch nicht nervös. Dann bin ich eben klassisch eingefädelt, das gibt’s nur im Slalom“, ergänzte Feller. „Ich habe es probiert, weiß nicht, ob ich noch mal in so einer Form nach Kitz komme. Ich habe 100 Prozent gegeben, kann mir nichts vorwerfen. Aber es gibt Schlimmeres im Leben und ich habe schon öfter bewiesen, dass ich solche Dinge schnell abhaken kann.“

Pertl bester Österreicher

Dank Fellers Pech wurde Adrian Pertl als Neunter bester Österreicher. Der Vizeweltmeister aus Kärntnen verlor 0,72 Sekunden auf Yule und egalisierte damit sein bisher bestes Saisonergebnis (Madonna). Dahinter reihte sich Fabio Gstrein (1,13) als Zehnter ein. Der Kitz-Vorjahresvierte Michael Matt verbesserte sich im Finale um neun Plätze auf Rang 19 (1,82). Weltcup-Punkte gab es weiters für Dominik Raschner als 21. (2,54).

„Im ersten Lauf wäre vielleicht noch ein bisschen was möglich gewesen, im zweiten hätte ich schon gern Grün aufleuchten sehen. Ein paar Zehntel fehlen, aber es ist ein sehr gutes Ergebnis“, sagte Pertl. „Die Leistung geht sicher besser, aber ich bin einmal zufrieden, dass ich wieder ein Ergebnis habe“, so Gstrein, der zuletzt dreimal in Folge nicht in der Ergebnisliste aufschien.

Strolz auf Formsuche

Auf der Suche nach alter Form bleibt Johannes Strolz, der im ersten Durchgang einfädelte und damit nach Platz zwölf in Wengen seinen fünften Ausfall im sechsten Slalom dieser Saison verbuchte. Mit seinem Los blieb der Vorarlberger nicht allein – 21 von 71 Startern schieden im ersten Lauf aus, zwei inklusive Feller kamen im zweiten hinzu. Ein Trost für Strolz war das freilich nicht.

Strolz scheidet aus

Johannes Strolz sah zum sechsten Mal in dieser Slalom-Saison nicht das Ziel.

Im ORF-Interview wirkte der 30-Jährige nach seinem weiteren Ausfall geknickt, er grübelte. „Ich weiß nicht, warum es nicht funktioniert. Ich fahre gut Ski, zum Teil habe ich auch gute Schwünge. Das passt. Aber irgendwas fehlt. Timing, Konzentration, ich weiß es nicht. Am besten wäre, nicht nachzudenken und einfach drauf loszufahren“, sagte der Kombi-Olympiasieger und Slalom-Zweite von Peking.

Schwarz verpasst Finale

Ebenfalls nur Zuschauer im Finale war der Kärntner Marco Schwarz, der zu viel wollte, zu viel riskierte und seine Chancen durch einen kapitalen Schnitzer im Mittelteil vergab. Mit 2,90 Sekunden Rückstand verpasste er die Qualifikation als 39. ebenso deutlich wie Simon Rueland. Der 25-Jährige büßte 3,76 Sekunden auf den im ersten Durchgang führenden Feller ein und schied als 45. nach dem ersten Lauf aus.

Die Chance auf Wiedergutmachung gibt es traditionell schon am Dienstag (17.45 bzw. 20.45 Uhr, live in ORF1) beim Nachtslalom in Schladming. Am Mittwoch (17.45 bzw. 20.45 Uhr, live in ORF1) folgt ebendort erstmals ein Flutlicht-Riesentorlauf. Der letzte Slalom vor der WM in Courchevel/Meribel (6. bis 19. Februar) geht am 4. Februar in Chamonix in Szene.