Skifahrer bei einer Abfahrt
GEPA/Harald Steiner
Ski alpin

Speed-Team gehen für WM die Fahrer aus

Die 83. Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel am Wochenende haben aus österreichischer Sicht mit Vincent Kriechmayr zwar einen großen Sieger, aber auch mehrere Verlierer gebracht. Sportlich war es vor allem Manuel Feller, der im Slalom am Sonntag nach Halbzeitführung ausfiel, dazu war abseits von Kriechmayr auch die Speed-Abteilung mit Verletzung von Julian Schütter nicht vom Glück verfolgt. Knapp zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft gehen ÖSV-Rennsportleiter Marko Pfeifer die Fahrer aus. Trotzdem herrscht für die Titelkämpfe Zuversicht – auch dank eines möglichen Asses im Ärmel.

Schütters linkes Knie gab im „U-Hakerl“ – der 180-Grad-Kurve vor dem Steilhang – nach und führte zum Sturz. Nach der Untersuchung im Krankenhaus erhielt der Steirer dann die Hiobsbotschaft: Kreuzbandriss und Meniskusverletzung. Die Saison ist für Schütter, der in seiner ersten Weltcup-Saison fünfmal in die Top 30 gefahren war und gute Chancen hatte, bei der WM in Courchevel/Meribel zumindest in den Abfahrtstrainings starten zu dürfen, vorzeitig vorbei.

Nun reihte sich der 24-Jährige in die bereits lange Liste der ausgefallenen Speed-Spezialisten in dieser Saison ein. Matthias Mayer nahm sich mit seinem überraschenden Rücktritt vor dem Jahreswechsel selbst aus dem Spiel, dazu kamen vor Schütter die verletzungsbedingten Ausfälle von Max Franz, Daniel Danklmaier, Christian Walder und Christopher Neumayer.

Trainer Marco Pfeifer und Skifahrer Vincent Kriechmayr (AUT)
GEPA/Mathias Mandl
Pfeifer (l.) hat mit Kriechmayr im Moment nur einen Siegesläufer im Aufgebot

„Es ist unglaublich, jetzt haben wir sechs Stammfahrer verloren. Wir halten die Fahnen noch immer hoch, Respekt vor denen, die trotzdem noch Topergebnisse machen. Aber es tut halt weh, wenn du wieder einen, der auf einem guten Weg war und auch Richtung WM ein Thema war, durch Verletzung verlierst“, sagte Rennsportleiter Pfeifer. Immerhin soll Danklmaier unmittelbar vor seinem Comeback stehen.

Schwarz als Geheimaktie?

Pfeifer steht trotz des weiteren Ausfalls zum eingeschlagenen Weg. „Unsere Grundsituation ist, dass wir viele, viele Verletzte haben. Wir stehen zusammen, wir bauen Junge auf, deshalb bin ich bei der WM auch guter Dinge. Wir haben drei gute Speed-Fahrer. Wir müssen mit den Topathleten das Beste rausholen. Im Endeffekt zählen die Medaillen“, sagte der Kärntner bezüglich der WM und erinnerte auch an ein „Dark Horse“ bzw. ein mögliches Ass im Ärmel namens Marco Schwarz. Der Kombi-Weltmeister hatte mit einem sechsten Platz aufgezeigt: „Der kann sicher überraschen.“

Weltmeister Kriechmayr, Otmar Striedinger, Daniel Hemetsberger, dazu Stefan Babinsky und eben Schwarz könnte das WM-Quintett lauten – wenn sich nicht noch Andreas Ploier im Training aufdrängt. Und vielleicht gelingt auch Danklmaier ein starkes Comeback. „Er trainiert wieder mit der Mannschaft, dann werden wir entscheiden, ob Cortina ein Thema ist. Es wäre ein bisschen eine Hoffnung, aber klar kann man von ihm keine Wunderdinge erwarten“, erklärte Pfeifer.

Hoffnungen ruhen auf Kriechmayr

Die Hoffnungen auf Edelmetall in Courchevel trägt aber eindeutig Kriechmayr. Der Oberöstereicher hält nach seinem Triumph am Freitag bei drei Abfahrtssiegen und liegt im Weltcup als Zweiter 156 Punkte hinter Aleksander Aamodt Kilde. Der Norweger gewann nicht nur das zweite Rennen auf der Streif am Samstag, sondern auch die anderen Saisonabfahrten, bei denen der Sieger nicht Kriechmayr hieß.

Skifahrer Vincent Kriechmayr (AUT)
GEPA/Mathias Mandl
Kriechmayr erfüllte sich in der ersten Abfahrt seinen Traum vom Sieg auf der Streif

„Ich habe es ihm gewünscht und gehofft. Er hat es echt meisterlich gezeigt“, sagte Pfeifer über Kriechmayr, den er wegen Auftretens und Skifahrens über die gesamte Woche für einen Sieg ganz oben stehen hatte. „Ich habe mir gesagt, wenn er es jetzt nicht gewinnt, dann weiß ich auch nicht. Er ist in einer Topform. Ich glaube, er hat es gespürt, dass heuer die Chance da ist. Du spürst das als Athlet, du bist super drauf, und dann gehst du auch dieses Risiko ein, du fühlst dich auch stabil genug, das zu gewinnen.“

Immerhin zeigten auch die anderen gesunden Österreicher bei den Abfahrten auf dem Hahnenkamm solide Leistungen. Trotz Infekts ließ Striedinger dem 14. Rang vom Vortag am Samstag einen sechsten folgen, es war sein bestes Saisonergebnis. Hemetsberger rehabilitierte sich für Platz 33 trotz Knieschmerzen mit Position acht und hofft mit „warmer Badewanne und Infrarot“ in ein paar Tagen wieder fit zu sein. Mit drei in den Top Acht sei es am Samstag „ein Megaergebnis“ aus österreichischer Sicht geworden, sagte Pfeifer: „Mannschaftlich war das cool.“