Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs) und Joe Burrow (Cincinnati Bengals)
AP/Jeff Dean
NFL

Titelanwärter treffen sich auf Augenhöhe

Da waren es nur noch vier, und es kommt nicht überraschend, dass sie es sind: Am Sonntag (21.00 Uhr MEZ) treffen zunächst die Philadelphia Eagles und die San Francisco 49ers im Halbfinale der National Football League (NFL) aufeinander, ehe (0.30 Uhr MEZ) sich die Kansas City Chiefs und die Cincinnati Bengals darum matchen, wer am 12. Februar in Glendale (Arizona) in der Super Bowl LVII spielt. Selten war die Ausgangslage so ausgeglichen, die Wettanbieter sprechen im Vorfeld von der engsten Vorschlussrunde seit 25 Jahren.

In der National Football Conference (NFC) treffen die topgesetzten Teams des Grunddurchgangs aufeinander. Philadelphia schloss mit 14 Siegen und nur drei Niederlagen ab, San Francisco hat zwei Erfolge weniger verbucht, dafür nun zehn Spiele in Folge gewonnen. Das Duell wird auch deswegen mit Spannung erwartet, weil sich die beiden Mannschaften zum ersten Mal in dieser Saison gegenüberstehen und sich die Football-Welt fragt: Ist „Mr. Irrelevant“ Brock Purdy, der fünfte Rookie-Quarterback in einem NFL-Halbfinale, reif für die Super Bowl?

Zu einem brisanten Wiedersehen kommt es wenig später in der American Football Conference (AFC), wo Kansas City als topgeranktes Team auf das drittplatzierte Cincinnati trifft. Vor einem Jahr setzten sich die Bengals als Außenseiter in der Verlängerung mit 27:24 durch, dieses Mal kommen Joe „Cool“ Burrow und Co. auf Augenhöhe, zumal Chiefs-Superstar Patrick Mahomes angeschlagen in die Partie geht.

Angeschlagener Mahomes: „Ich bin bereit“

So schnell vergeht die Zeit, und Mahomes ist schon der älteste unter den vier verbliebenen Spielmachern im Kampf um die Vince-Lombardi-Trophäe. Der 27-Jährige lässt damit nicht nur Jalen Hurts (24/Eagles) und Rookie Purdy (23/49ers) hinter sich, sondern auch seinen 26-jährigen Rivalen Burrow. Es ist übrigens das erste Mal seit 1996, dass keiner der vier Quarterbacks in dieser Play-off-Phase über 28 Jahre ist.

Mahomes hatte sich vergangene Woche gegen die Jacksonville Jaguars früh in der Partie den Knöchel verstaucht und quasi mit einem Bein sein Team zum fünften Mal in Folge ins Halbfinale geführt. Er nehme die „Herausforderung“ an, erklärte der Super-Bowl-Sieger von 2020. „Ich bin bereit“, sagte Mahomes, der mit 41 Touchdowns die meisten dieser Saison geworfen hat, unter der Woche. Und sollte dem doch nicht so sein, steht mit Chad Henne ein 37-jähriger Backup bereit, der etwa gegen die Jaguars einen 92-Yards-Drive erfolgreich abschloss.

Kansas-City-Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes greift sich im Spiel gegen die Jacksonville Jaguars auf seinen verletzten Fußknöchel
IMAGO/Icon Sportswire/Scott Winters
Die Football-Welt wird am Sonntag gebannt auf den rechten Fuß von Patrick Mahomes blicken

Alles stellt sich aber auf ein neuerliches Kapitel von „Magic Mahomes“ ein. Er habe sich in den vergangenen Tagen komplett mit seiner Genesung und der Vorbereitung auf das Play-off-Duell mit den Bengals beschäftigt. „Behandlung, Rehabilitation, Film schauen. Du versuchst sicherzustellen, dass du vorbereitet bist auf die Bengals, ein großartiges Football-Team, mental und körperlich“, sagte Mahomes, der keines seiner drei Duelle mit Burrow und Co. gewinnen konnte und daher auch eine persönliche Rechnung mit Cincinnati offen hat.

Die Bengals behielten vor einem Jahr nach einer Aufholjagd und in der Overtime im lauten Arrowhead Stadium die Oberhand gegen die Chiefs, ehe man sich in Super Bowl LVI in Los Angeles den hiesigen Rams nach dem nächsten Krimi knapp mit 20:23 geschlagen geben musste. Die Bengals haben nach schwachem Saisonstart bald wieder in die Spur gefunden und sind seit Oktober unbesiegt in der NFL.

Auch im Hinblick auf Mahomes’ Verletzung kommen die Bengals mit viel Selbstbewusstsein nach Missouri. Die Buffalo Bills, für viele der Favorit auf den Super-Bowl-Sieg in diesem Jahr, wurden ohne große Mühe mit 27:10 ausgeschaltet. Und das, obwohl die Offensive Line wie schon vergangenes Jahr wieder Sorgen bereitete, dieses Mal aber eine Verletzungsmisere schuld daran ist und wieder zwei Starter fehlen.

Purdys bisher größte Prüfung

Öfter als die Bengals gewannen in der NFL zuletzt nur die 49ers, die die jüngsten zwölf Partien erfolgreich bestritten haben. Diese Siegesserie hat mit Brock Purdy auch die größte Überraschung dieser NFL-Saison zu verantworten. Als letzter Spieler im Draft auserwählt und daher mit dem Beinamen „Mr. Irrelevant“ versehen, verlor der Quarterback nach den Ausfällen der etatmäßigen Stammspieler Trey Lance und Jimmy Garoppolo bisher noch keines seiner sieben Spiele.

Quarterback Brock Purdy (San Francisco 49ers)
Reuters/USA Today Sports/Cary Edmondson
Brock Purdy wurde 2022 als letzter Spieler gedraftet und könnte 2023 in der Super Bowl spielen

Das ist freilich auch Mitspielern wie den Passempfängern George Kittle und Deebo Samuel wie auch dem während der Saison geholten Runningback Christian McCaffrey geschuldet. Nicht zuletzt hat Headcoach Kyle Shanahan einen großen Anteil daran, der Offensivguru hat die 49ers zum dritten Mal in vier Jahren ins NFC-Finale geführt.

Nun könnte ausgerechnet „Mr. Irrelevant“ als erster Rookie-QB die Super Bowl erreichen. „Es bedeutet uns und mir viel, dieses Spiel zu spielen“, sagte Purdy, der mit 23 Lenzen Anteil hat, dass sich die jüngsten Spielmacher in einem NFC-Finale gegenüberstehen. Sein Pendant Jalen Hurts (24) hat die Liga endgültig erobert und ist wie Mahomes und Burrow Kandidat als wertvollster Spieler der Saison.

Wiedersehen mit Hurts

Auf die 49ers wartet mit den Eagles ohnehin ein ebenso komplettes Team, das mit 70 Quarterback-Sacks auch die meisten in der NFL zu verzeichnen hat. Auch dort steht mit Nick Sirianni ein talentierter Offensivcoach in der Hauptverantwortung, was wiederum für Cincinnati (Zac Taylor) und die Chiefs sowieso (Andy Reid) gilt.

Sein dynamischer Spielmacher Hurts laboriert an den Folgen einer (Schulter-)Verletzung, beim 38:7 gegen die New York Giants hatten die Eagles leichtes Spiel. Die 49ers werden es dem Champion von 2017/18 allerdings sicher nicht so leicht machen, wie Hurts weiß: „Das wird eine große Herausforderung für uns.“ Gegen Purdy (Iowa State) spielte er (Oklahoma) einst im College: „Er hat viel Mut. Für mich ist es keine Überraschung, dass er den Erfolg hat, den er nun hat.“ Das Duell am College ging 2019 übrigens mit 42:41 an Hurts.

National Football League

Super Bowl LVII in Glendale/Arizona:
Kansas City Chiefs Philadelphia Eagles 38:35
Conference Championships:
Philadelphia Eagles San Francisco 49ers 31:7
Kansas City Chiefs Cincinnati Bengals 23:20
Divisional Round:
Kansas City Chiefs Jacksonville Jaguars 27:20
Philadelphia Eagles New York Giants 38:7
Buffalo Bills Cincinnati Bengals 10:27
San Francisco 49ers Dallas Cowboys 19:12
Wildcard-Weekend:
San Francisco 49ers Seattle Seahawks 41:23
Jacksonville Jaguars Los Angeles Chargers 31:30
Buffalo Bills Miami Dolphins 34:31
Minnesota Vikings New York Giants 24:31
Cincinnati Bengals Baltimore Ravens 24:17
Tampa Bay Buccaneers Dallas Cowboys 14:31