Darüber hatte unter anderem der „Kurier“ berichtet – Milletich wollte daraufhin von der Zeitung eine Gegendarstellung erwirken, scheiterte aber damit am 16. Jänner in erster Instanz am Landesgericht für Strafsachen Wien. Danach zeichnete sich bereits ab, dass der 66-Jährige nicht mehr die Mehrheit im ÖFB-Präsidium hinter sich hat. Schon seit seinem Amtsantritt hatte er mit scharfem Gegenwind von den Landeschefs aus Oberösterreich (Gerhard Götschhofer), Salzburg (Herbert Hübel) und Tirol (Josef Geisler) zu kämpfen.
In der ÖFB-Mitteilung sagte Milletich: „Aufgrund der massiven medialen Negativ-Kampagne und der internen Angriffe gegen meine Person sehe ich mich veranlasst, meine Funktion als Präsident des ÖFB mit sofortiger Wirkung zurückzulegen. Dieser Rückzug erfolgt zum Schutz meines privaten und geschäftlichen Umfelds und soll weiteren Schaden vom ÖFB abwenden. Denn die mediale Vorverurteilung der letzten Monate sowie die persönlichen Angriffe einiger Präsidiumsmitglieder haben nicht nur meine Reputation, sondern auch das Ansehen des ÖFB in der Öffentlichkeit stark beschädigt.“
ÖFB-Präsident Milletich tritt zurück
Die nur 15-monatige Ära von Gerhard Milletich als Präsident des ÖFB ist am Dienstag abrupt zu Ende gegangen. Der 66-Jährige erklärte seinen Rücktritt, wie der Verband in einer Aussendung bekanntgab. Zuletzt war der Burgenländer wegen Berichten über Inseratenkeilerei für sein Unternehmen unter Ausnützung seiner ÖFB-Funktion unter Druck geraten.
„Habe mir nichts vorzuwerfen“
Der Funktionär betonte, er habe sein Ehrenamt nie missbraucht. „Im Nachhinein betrachtet, hätte ich aus heutiger Sicht manche Kommunikation ein wenig anders geführt. Dennoch habe ich immer im Sinne des ÖFB und des österreichischen Fußballs gehandelt und habe mir daher nichts vorzuwerfen. Da aber trotz meiner Bemühungen, alle Vorwürfe restlos und transparent aufzuklären, die Feindseligkeiten einiger Mitglieder des Präsidiums nicht eingedämmt wurden, blieb mir letztlich kein anderer Weg, als meine Funktion zurückzulegen.“
Milletich übernahm im Oktober 2021 das Amt, nachdem er sich in einer Kampfabstimmung gegen Roland Schmid durchgesetzt hatte. Der Unternehmer brachte im Frühjahr die überraschende Bestellung von Ralf Rangnick als Teamchef unter Dach und Fach, unter seiner Führung wurde auch der Bau des neuen ÖFB-Trainingszentrums und der neuen ÖFB-Geschäftsstelle in Wien-Aspern fixiert.
Nachfolger erst im Mai oder Juni
Milletichs Nachfolger wird auf einer Außerordentlichen ÖFB-Hauptversammlung bestimmt, die aber wohl erst im Mai oder Juni über die Bühne gehen wird. Bis dahin wird wohl einer der aktuellen Vizepräsidenten – Geisler, Götschhofer, Niederösterreichs Landeschef Johann Gartner und Bundesliga-Aufsichtstratsvorsitzender Philip Thonhauser – den Posten bekleiden. Die konkrete Vorgehensweise wird in der ÖFB-Präsidiumssitzung am Freitag festgelegt.
Götschhofer meinte in einer Reaktion in den „Oberösterreichischen Nachrichten“: „Ungeachtet der vergangenen Monate und meines Bestrebens, Vorfälle aufzudecken, zolle ich Gerhard Milletich Respekt für diesen Schritt, weil er damit letztlich dazu beiträgt, dass im ÖFB in dieser Causa wieder Ruhe eintreten kann.“