Christoph Freund und Matthias Jaissle
GEPA/David Geieregger
Bundesliga

Salzburg startet mit breiter Brust

Bei Red Bull Salzburg blickt man der Frühjahrssaison, die am Freitag mit dem Viertelfinal-Schlager im Uniqa-ÖFB-Cup gegen Puntigamer Sturm Graz (20.45 Uhr, live in ORF1) beginnt und dann mit dem Bundesliga-Auftakt gegen Austria Lustenau am 11. Februar so richtig losgeht, optimistisch entgegen. „Wir haben wieder richtig Kraft“, sagte Sportdirektor Christoph Freund.

Der Meister hat dem eher flauen Wintertransfergeschehen in der Liga mit der Verpflichtung von Oscar Glouch eine besondere Note verliehen. Der 18-jährige offensive Mittelfeldspieler von Maccabi Tel Aviv wird in seiner Heimat als „Wunderkind“ angesehen, spielte bereits zweimal für die A-Auswahl Israels und soll die kolportierten sieben Millionen Euro Ablösesumme mehr als wert sein. Es könnte einer der inzwischen vielen lukrativen Deals der Salzburger sein bzw. werden. Siehe Erling Haaland, Brenden Aaronson und Karim Adeyemi.

„Er ist ein Perspektivspieler mit extrem viel Potenzial. Er ist ein richtig super Fußballer“, sagte Freund über den nur 1,70 m großen Glouch, dem er vorerst aber etwas Zeit zugestehen will. „Israel ist eine andere Liga, eine andere Intensität. Wir sehen in ihm aber sehr, sehr viel. Er kann sich wirklich zu einem Topspieler entwickeln.“ Für die Europa League, in deren Play-off am 16. (heim) und 23. (auswärts) Februar AS Roma wartet, hat man Glouch vorsorglich schon bei der UEFA gemeldet.

Oscar Gloukh (RBS)
GEPA/David Geieregger
In Neuzugang Glouch setzt man in Salzburg große Hoffnungen

Wöber-Abgang schmerzt doch ein wenig

Insgesamt rund 36 Millionen Euro hat Salzburg seit dem Sommer bereits in Neuverpflichtungen investiert, so viel wie nie zuvor. 108 Millionen waren dem Club in den jüngsten vier Saisonen die Einkäufe wert, deutlich mehr als in den sieben Jahren davor (70 Mio.). Die Teilnahmen an der Champions League seit 2019/20 hinterlassen ebenso ihre Spuren wie die für österreichische Verhältnisse schwindelerregenden Transfereinnahmen. 105 Millionen sind es in dieser Spielzeit, im Jänner kassierte man 12,5 für Abwehrchef und Vizekapitän Maximilian Wöber, der zu Leeds United in die englische Premier League wechselte.

Salzburg heiß auf ÖFB-Cup-Schlager

Auf Salzburg wartet im Frühjahr ein dichtes Programm. Los geht es für den Meister schon am Freitag mit dem Viertelfinale im ÖFB-Cup gegen Sturm Graz.

Freund bedauert den einzigen namhaften Abgang („Er war auf dem Feld und auch abseits ein ganz wichtiger Spieler“), weiß aber auch, dass solche Verluste Teil des Geschäftsmodells sind. „Die Spieler können bei uns den nächsten Schritt machen, wir verbauen ihnen das nicht“, erklärte der 45-Jährige. Wöber hinterlässt auf der linken Defensivseite zwar keine echte Lücke, die Nachfolge bleibt aber noch zu klären. Routinier Andreas Ulmer bietet sich ebenso an wie Bernardo oder der vom FC St. Gallen zurückgeholte Daouda Guindo.

Maximilian Wöber (RBS)
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Wer Wöbers Rolle übernehmen könnte, ist noch offen

Richtige Balance finden und weitere Talente holen

Andere Spieler wurden im Winter verliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Der aktuell bei KAA Gent leihweise spielende Innenverteidiger Kamil Piatkowski zählt dazu, ebenso wie Zweiergoalie Nico Mantl, der sich bei Aalborg für den Sommer fit machen soll. Dann könnte der Deutsche Philipp Köhn ablösen, der Angebote unter anderem aus der deutschen Bundesliga haben soll. Vorerst ebenfalls verliehen wurde der 19-jährige Angreifer Roko Simic, der für den FC Zürich in zwei Partien auch schon zweimal getroffen hat.

Freund hat also viel zu tun. „Es ist nicht so selbstverständlich, wie es immer hingestellt wird. Die Balance zu finden, gute Transfers zu machen und die Qualität nicht zu verschlechtern“, betonte er. Die regelmäßigen Teilnahmen an der Königsklasse kommen ihm jedenfalls äußerst gelegen. „Das hilft uns (bei Verhandlungen, Anm.) sicher, dass wir die Champions League als Beispiel hernehmen können. Wir sind noch einmal attraktiver geworden für ganz große junge Talente.“

„Der Konkurrenzkampf ist sehr groß“

Aktuell ist es vielleicht so schwer wie nie zuvor, beim Titelverteidiger einen Platz in der Startelf zu ergattern. Gerade in der Offensive ist man nach Glouchs Verpflichtung sehr gut aufgestellt. Neben ihm kann Trainer Matthias Jaissle unter Luka Sucic, Dijon Kameri, Junior Adamu, Amankwah Forson, Noah Okafor, Benjamin Sesko, Fernando, Karim Konate und Sekou Koita wählen. „Der Konkurrenzkampf ist sehr, sehr groß“, bestätigte Freund. „Das ist super, wir haben auch fast keine Verletzten, das war im Herbst nicht so“, sagte er im Rückblick. Da kämpften etwa der im Sommer geholte Angreifer Fernando, Mittelfeldmann Nicolas Capaldo oder Innenverteidiger Oumar Solet immer wieder mit Verletzungen.

Nun soll die Salzburger nichts mehr stoppen, auch nicht Puntigamer Sturm Graz, mit sechs Punkten Rückstand der erste Verfolger. „Kampfansagen machen null Sinn“, hatte Sturm-Sportdirektor Andreas Schicker erst am Dienstag betont. „Intern sprechen sie vermutlich anders“, entgegnete Freund, der die Steirer als größten Herausforderer sieht: „Weil sie es extrem konstant und stabil machen, ihr System durchziehen.“ Noch gespannter blickt er aber dem Duell mit AS Roma in der Europa League entgegen. „Die sind aktuell sehr, sehr gut drauf“, sagte Freund über den Tabellensechsten der Serie A, der noch um den Vizemeistertitel mitmischt. „Da sind wir einmal nicht in der Favoritenrolle.“