Ski-WM

Ortlieb jubelt über Abfahrtssilber

Österreichs Damen haben auch im dritten Rennen bei der Skiweltmeisterschaft in Frankreich eine Medaille gewonnen. Nina Ortlieb eroberte am Samstag in der Abfahrt in Meribel die Silbermedaille. Die Vorarlbergerin musste sich um 0,04 Sekunden nur der Überraschungssiegerin Jasmine Flury aus der Schweiz geschlagen geben, der dritte Rang ging mit Corinne Suter ebenfalls an eine Schweizerin (+0,12 Sek.). Auch die weiteren Österreicherinnen konnten überzeugen, große Verliererin in der Abfahrt war hingegen die italienische Favoritin Sofia Goggia.

Für Ortlieb war es bei ihrem ersten Großereignis gleich auch die erste Medaille. Die Vorarlbergerin wurde immer wieder von Verletzungen ausgebremst, die vergangenen Titelkämpfe verpasste sie aufgrund einer schweren Knieverletzung. Auch dieses Jahr schien ein WM-Start in Gefahr zu sein, denn beim letzten Weltcup vor der WM in Cortina zog sie sich nach einem schweren Sturz eine Gehirnerschütterung zu. Doch Ortlieb, die in Lake Louise als Zweite auf dem Podest stand, wurde rechtzeitig wieder fit und durfte nun in Meribel über Silber jubeln.

„Es ist unglaublich, schwer in Worte zu fassen, was in einem vorgeht. Ganz realisiert man es noch nicht. Ich habe eine schwierige Geschichte, aber jeder hat seine Geschichte, es geht nicht bei jedem immer nur bergauf, das sind Ausnahmen. Natürlich sind die Verletzungen ein Teil, der meine Karriere geprägt hat. Ich werde meine Verletzungen aber vergessen und mir denken, das war es wert“, sagte Ortlieb im ORF-TV-Interview. Nur 0,04 Sekunden fehlten letztlich auf die Goldmedaille, dieser weint Ortlieb aber nicht nach: „In meinem Fall habe ich heute die Silberne gewonnen, weil es war nicht abzusehen, dass es so gut läuft.“

Nina Ortlieb (AUT), Jasmine Flury (SUI) und Corinne Suter (SUI) auf dem Siegespodest
GEPA/Mario Buehner
Die strahlenden Medaillengewinnerinnen: Ortlieb (links) holte hinter Flury (Mitte) Silber, Bronze ging an Suter (rechts)

Für Österreich war es bei der WM in Frankreich bereits die fünfte Medaille, Silber hatte auch Marco Schwarz in der Kombination geholt. Bronze gewannen jeweils in der Kombination Ricarda Haaser und Raphael Haaser. Im Super-G fuhr Cornelia Hütter als Dritte auf das Podest.

1. Jasmine Flury (SUI)
2. Nina Ortlieb (AUT)
3. Corinne Suter (SUI)

Überraschungssieg von Flury

Für Flury war es der größte Erfolg ihrer Karriere. Die 29-Jährige hatte zuvor noch nie ein Weltcup-Rennen in der Abfahrt gewonnen, ihr einziger Podestplatz in dieser Disziplin war im vergangenen Jahr in Garmisch-Partenkirchen als Zweite. 2017 feierte sie im Super-G ihren einzigen Weltcup-Sieg. Durch Flurys Triumph ging der WM-Sieg wie 2021 an die Schweiz. Vor zwei Jahren krönte sich Suter zur Weltmeisterin, die amtierende Olympiasiegerin wurde dieses Mal Dritte.

„Ich habe gewusst, dass auf dem Schnee das Material super funktioniert. Und heute ist mir ein super Lauf gelungen, unglaublich. Ich habe gewusst, dass es eine gute Fahrt war, und ich war zufrieden, das Warten war dann aber noch schlimmer als die Fahrt. Meinen ersten Weltcup-Sieg konnte ich gar nicht so genießen, das werde ich jetzt aber so richtig genießen“, freute sich Flury. Auch bei Suter war die Freude groß: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“

Flury überrascht mit Gold

Die Schweizerin Jasmine Flury siegte erstmals in einer Abfahrt und holte sich damit gleich WM-Gold.

Blech für Hütter und Puchner

Auf dem undankbaren vierten Platz landeten ex aequo Cornelia Hütter und Mirjam Puchner (+0,37). Damit konnte Hütter nach ihrer Bronzemedaille im Super-G in der Abfahrt keine Medaille nachlegen. „Irgendwann hat mein Körper nach den – im positiven wie negativen Sinn – turbulenten Wochen gesagt, es geht nicht mehr. Ich bin halbwegs froh, dass ich gut und halbwegs schnell runtergekommen bin. Man kann natürlich Tränen vergießen, aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ich habe schon so viel wegen des Skisports geweint, vierter Platz tut natürlich weh. Nichtsdestotrotz bin ich mit dieser Woche sehr zufrieden“, meinte Hütter anschließend im ORF-TV-Interview.

Puchner suchte die Fehler anschließend bei sich selbst: „Ein vierter Platz ist immer undankbar, bei der WM zählen nur eins, zwei oder drei. Es ist natürlich schade, aber ich habe es selbst in der Hand, wie ich herunterfahre. Wäre ich schneller gefahren, hätte ich mich gefreut. Fehler kann man sich bei der Strecke nicht erlauben, bei einer WM tut das natürlich weh.“

Venier arbeitet sich aus „Tief“ heraus

Knapp hinter Hütter und Puchner klassierte sich Stephanie Venier als Siebente (+0,57). Die Tirolerin, die sich mit Bestzeit im zweiten Training den vierten ÖSV-Startplatz sicherte, eröffnete mit Startnummer eins das Rennen und fungierte damit auch als Testpilotin. Die Silbermedaillengewinnerin von 2017 zeigte eine solide Fahrt, wurde aber im Mittelteil etwas rausgetragen, musste korrigieren und ließ Zeit liegen.

„Ich bin mit meiner Fahrt nicht so unzufrieden, ich habe mich aus meinem Tief wieder herausgearbeitet. Weil in der letzten Zeit bin ich – hart gesagt – durch den Dreck gegangen“, sagte Venier im ORF und fügte hinzu: „Die Weltcup-Saison geht noch weiter, ich kann wieder Ski fahren und es macht wieder Spaß.“ Die Österreicherinnen profitierten auch von ihren vorderen Startnummern, denn die Piste schien aufgrund der Sonneneinstrahlung langsamer zu werden.

Große Enttäuschung bei Goggia

Eine große Enttäuschung erlebte die italienische Favoritin Sofia Goggia. Die Dominatorin in dieser Disziplin, die vier von sechs Rennen in dieser Saison gewann, schied aus. Die 30-Jährige riskierte viel, wurde im Mittelteil aber ordentlich zusammengestaucht. Im Zielhang passierte ihr ein Torfehler, sie konnte einen Sturz gerade noch verhindern, kam zwar ins Ziel, wurde anschließend aber aus der Wertung gestrichen.

Goggia nach Torfehler disqualifiziert

Sofia Goggia wurde nach einem Torfehler disqualifiziert.

„Mir fehlen die Worte. Ich habe alles gegeben, das Beste, was ich konnte. Es war eigentlich ein guter Lauf, die Linie hat gestimmt. Auf einmal hat der Druck gefehlt und er Ski hat verschnitten. Ich habe es gar nicht bemerkt und bin weitergefahren. Ich habe mir gar nicht so einen großen Druck gemacht, so ist der Sport, nichts ist garantiert. Ich muss mir nichts vorwerfen. Ich bin natürlich enttäuscht, aber die Gesundheit ist das Wichtigste“, erklärte Goggia anschließend im ORF.

WM-Abfahrtsfluch geht weiter

Damit muss die Olympiasiegerin von 2018 weiter auf ihre erste WM-Medaille in dieser Disziplin warten. Die letzten Titelkämpfe in Cortina verpasste die 30-Jährige aufgrund einer Knieverletzung. Zuvor gewann sie 2019 in Aare Silber im Super-G, 2017 holte sie Bronze im Riesentorlauf, in der Abfahrt sollte es aber auch dieses Mal wieder nicht klappen.

Nach den beiden Goldmedaillen durch Federica Brignone in der Kombi und durch Marta Bassino im Super-G waren die Italienerinnen in der Abfahrt die großen Verliererinnen. Als Beste landete Elena Curtoni auf dem 13. Platz (+1,05). Allerdings haben die Italienerinnen emotional schwierige Tage hinter sich, am Mittwoch erreichte sie die traurige Nachricht, dass ihre ehemalige Teamkollegin Elena Fanchini nach Krebsleiden verstorben ist.

In der Abfahrt waren nur 29 Läuferinnen am Start, so wenig wie noch nie bei einer Weltmeisterschaft. Bei den vergangenen Titelkämpfen waren es immerhin 31 Starterinnen. Für die Speed-Damen ist die WM in Meribel nun vorbei, die Technik-Rennen beginnen am Dienstag. Zunächst steht an diesem Tag der Team-Bewerb an (12.00 Uhr, live in OFR1).