Ski-WM

Odermatt triumphiert überlegen in Abfahrt

Marco Odermatt hat sich bei den Titelkämpfen in Frankreich zum Weltmeister in der Abfahrt gekrönt. Der Schweizer setzte sich am Sonntag in Courchevel nach einer fehlerfreien Fahrt überlegen 0,48 Sekunden vor dem norwegischen Mitfavoriten Aleksander Aamodt Kilde durch und holte damit im neunten Anlauf seine erste WM-Medaille. Auf Rang drei fuhr der Kanadier Cameron Alexander (+0,89). Marco Schwarz verpasste als bester Österreicher als Vierter das Podest gerade einmal um 0,04 Sekunden.

Odermatt, der am Donnerstag im Super-G mit dem vierten Platz noch eine Enttäuschung erlebte, schlug in der Abfahrt zurück. Für den 25-Jährigen war es nicht nur sein erster WM-Titel, sondern auch sein erster Sieg in einer Abfahrt überhaupt. Der Schweizer Gesamtweltcup-Führende stand zwar bereits siebenmal in dieser Disziplin auf dem Podest, allerdings noch nie ganz oben.

„Es waren wieder nicht die einfachsten Tage, ein bisschen wie bei Olympia. Der vierte Platz vor drei Tagen (im Super-G, Anm.) macht den Sieg heute noch schöner. Es war definitiv etwas, was ich noch nie gespürt habe. Bei der Fahrt von Alex (Kilde, Anm.) habe ich so gezittert wie noch nie“, sagte ein befreiter Odermatt im ORF-TV-Interview. Bei den Olympischen Spielen in Peking belegte er in der Abfahrt den siebenten Rang und schied im Super-G aus. Mit Gold im Riesentorlauf endeten die Winterspiele schließlich für Odermatt doch noch versöhnlich.

Schwarz verpasst Bronze ganz knapp

Marco Schwarz fuhr in seiner erst zweiten Abfahrt auf Weltcup-Niveau hauchdünn am Podest vorbei.

Kilde muss sich geschlagen geben

Kilde, der diese Saison mit fünf Erfolgen das Maß aller Dinge war, musste sich Odermatt geschlagen geben und muss weiter auf seinen ersten Titel bei einem Großereignis warten. Für den Norweger war es nach Silber im Super-G, wo er den Sieg nur um 0,01 Sekunden verpasste, seine zweite WM-Medaille. „Ich bin sehr zufrieden, ich habe 100 Prozent gegeben. Es war heute echt gut, aber Odermatt war stärker, so ist das. Er ist so sauber und flüssig gefahren. Mein Rennen war auch nahezu perfekt, aber zwei Kurven waren nicht gut genug, darum bin ich Zweiter, aber Zweiter ist auch okay.“

1. Marco Odermatt (SUI)
2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR)
3. Cameron Alexander (CAN)

0,41 Sekunden hinter Kilde landete der Kanadier Alexander etwas überraschend auf dem dritten Platz. Der 25-Jährige, der vergangenes Jahr mit seinem Triumph in Kvitfjell seinen einzigen Weltcup-Sieg holte, hatte diese Saison als bestes Ergebnis Rang sechs in Kitzbühel stehen. „Das hat etwas von einem Happy End, das fühlt sich wirklich großartig an. Skifahren ist so verrückt, es gibt so viele Hochs und Tiefs. Ich hatte in den letzten Jahren nicht nur einfache Situationen, hier mit einer Medaille rauszugehen, ist das Größte. Hinter verschlossenen Türen muss ich vielleicht sogar ein bisschen weinen. Ich habe mein Bestes gegeben, war mit meiner Fahrt wirklich zufrieden. Man hat nur eine Chance“, freute sich Alexander im ORF-TV-Interview.

Schwarz schrammt am Podest vorbei

Eine überzeugende Vorstellung zeigte Allrounder Schwarz, der erst seine zweite Spezialabfahrt auf höchster Ebene bestritt. Der Kärntner erwischte eine technisch saubere Fahrt und lag lange auf Medaillenkurs, am Ende schrammte er nur um 0,04 Sekunden an Bronze vorbei. „Bei Weltmeisterschaften Vierter zu werden ist ziemlich bitter. Natürlich bin ich happy mit dem Skifahren, aber es ist natürlich schade. Die vier Hundertstel finde ich da runter gleich ein paar Mal. Aber es hilft nichts, der Speed passt, weitermachen“, meinte Schwarz anschließend im ORF-Interview. Bei seiner Abfahrtspremiere im Jänner belegte der 27-Jährige beim Weltcup-Klassiker in Wengen den sechsten Platz.

Kriechmayr geht leer aus

Für Titelverteidiger Vincent Kriechmayr endete die WM hingegen mit einer Enttäuschung. Dem dreifachen Saisonsieger, der als Sechster die Favoritengruppe eröffnete, gelang keine fehlerfreie Fahrt. Am Ende musste sich der 31-Jährige mit dem elften Platz zufriedengeben (+1,16). „Drei, vier Zehntel finde ich schon bei meiner Fahrt, aber die beiden da vorne, Hut ab, die sind gewaltig gefahren. Man hat heute voll riskieren müssen, zwei Sachen habe ich nicht optimal erwischt, dann ist halt der dritte Platz dahin. Die beiden vorne waren heute aber außer Reichweite“, sagte der Oberösterreicher anschließend im ORF-Interview.

Kriechmayr nicht in Top Ten

Titelverteidiger Vincent Kriechmayr verpasste die Spitzenplätze doch recht deutlich. Der Titelverteidiger muss sich mit dem elften Platz zufriedengeben.

Damit geht der 31-Jährige bei den diesjährigen Weltmeisterschaften leer aus, 2021 in Cortina trumpfte er mit Gold im Super-G und in der Abfahrt auf, zwei Jahre zuvor in Aare holte er Silber im Super-G und Bronze in der Abfahrt. Somit bleibt auch Toni Sailer der einzige Österreicher, der den Titel in der Königsdisziplin erfolgreich verteidigen konnte. Der Tiroler gewann 1956 in Cortina d’Ampezzo und 1958 in Bad Gastein.

Unmittelbar hinter Kriechmayr ging Daniel Hemetsberger ins Rennen. Der Oberösterreicher verlor nach einem Außenskifehler kurz vor dem Zielhang wichtige Hundertstelsekunden und landete am Ende auf dem 14. Platz. „Ich wollte es ein bisserl mehr mit Bauch fahren, dann habe ich aber ins Notprogramm geschaltet und geschaut, dass ich es noch irgendwie rüberlenke. Da habe ich sicher ein paar Zehntel verloren. So ist Rennfahren, manchmal erwischt man es gut, manchmal schlecht. Heute war es nicht so ideal“, so der 31-Jährige. Stefan Babinsky kam bei seinem WM-Debüt mit 2,69 Sekunden Rückstand ins Ziel und wurde 32.

Striedinger scheidet aus

Als erster Österreicher ging Otmar Striedinger mit Startnummer fünf in die WM-Abfahrt. Der Kärntner startete gut, doch bei der Einfahrt in den Zielhang blieb er mit der Hand am Tor hängen, überdrehte und kam zu Sturz. „Ich wollte die Kurve voll auf Schnitt fahren und voll riskieren. Ich war aber leider etwas zu früh und bin in die Kompression gekommen. Dann habe ich einen kleinen Schlag erwischt und bin schon da gelegen. Weit habe ich nicht mehr gehabt bis ins Ziel, leider. Ich habe alles reingehaut, das war eine sehr gute Fahrt, war vorne dabei. Das muss man halt nur bis ins Ziel durchdrücken“, ärgerte sich Striedinger im ORF-Interview anschließend über sein Aus.

Damit landeten die Österreicher erstmals seit 2013 in WM-Abfahrten und -Super-Gs wieder außerhalb der Medaillenränge. Zudem kam für Österreich im sechsten WM-Rennen keine Medaille hinzu. Zuvor standen die ÖSV-Asse fünfmal auf dem Podest: Silber hatten Nina Ortlieb in der Abfahrt sowie Schwarz in der Kombination geholt. Bronze gewannen jeweils in der Kombination Ricarda Haaser und Raphael Haaser und Cornelia Hütter im Super-G. Mit dem letzten Speed-Bewerb der Titelkämpfe ist auch die erste Woche der Ski-WM in Frankreich vorüber, nach einem Ruhetag am Montag geht es am Dienstag (12.00 Uhr, live in ORF1) mit dem Team-Bewerb weiter.