jubelnder Patrick Mahomes
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Super Bowl

Chiefs triumphieren in Finalspektakel

Der Meister der Saison 2022/23 der National Football League (NFL) heißt Kansas City Chiefs. Die Mannschaft um Superstar Patrick Mahomes setzte sich am Sonntagabend (Ortszeit) im State Farm Stadium von Glendale gegen die Philadelphia Eagles nach einer dramatischen Partie in der 57. Super Bowl knapp mit 38:35 (14:24) durch und durfte sich über den dritten Gewinn der Vince Lombardi Trophy freuen. Mahomes wurde als Vater eines spektakulären Comebacks auch zum wertvollsten Spieler des Finales gekürt.

Mahomes, der bereits zum „Most Valuable Player“ (MVP) des Grunddurchgangs gekürt worden war, war mit drei Touchdown-Pässen und 182 Yards Raumgewinn im Passspiel der Vater des Erfolges und wurde wie beim Titelgewinn der Chiefs vor drei Jahren zum MVP des Finales gewählt. Zuletzt hatte Kurt Warner 1999 beide MVP-Auszeichnungen gewonnen. Die entscheidenden Punkte zum insgesamt dritten Super-Bowl-Sieg Kansas Citys nach der Saison 1969/70 und 2019/20 erzielte Kicker Harrison Butker mit einem Field Goal knapp vor Schluss.

„Patrick Mahomes ist der MVP, und mehr muss man nicht sagen“, lobte Chiefs-Headcoach Andy Reid nach dem Triumph über sein Ex-Team vor allem seinen Spielmacher. Mahomes hatte sich trotz einer Knöchelblessur und des Rückstandes zur Halbzeit nicht aus dem Tritt bringen lassen. „Ich habe euch diese Woche gesagt: Es gibt nichts, was mich von diesem Platz fernhalten kann“, sagte der 27-Jährige, der trotz des zweiten Titels in seinem erst fünften Jahr in der NFL noch nicht von einer „Dynasty“ wie etwa jener der New England Patriots sprechen wollte: „Wir sind noch lange nicht fertig.“

Die Philadelphia Eagles verpassten hingegen trotz Pausenführung ihren zweiten Super-Bowl-Sieg nach 2017/18. Auch die Einstellung des NFL-Rekordes von drei erlaufenen Touchdowns in einem Finale durch Quarterback Jalen Hurts war für das Spitzenteam der National Football Conference (NFC) an diesem Abend zu wenig. Mit dem Titel verkürzte Kansas City als Vertreter der American Football Conference (AFC) im ewigen Vergleich mit der NFC auf 28:29 Siege in einer Super Bowl.

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Stadionübersicht
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Das State Farm Stadium von Glendale bildete die Bühne für die 57. Super Bowl der Geschichte
Buffalo Bills Spieler Damar Hamlin
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Damar Hamlin (M.), der Anfang Jänner einen Herzstillstand erlitten hatte, war der emotionale Ehrengast des Endspiels
Chris Stapleton performt vor Spielbeginn.
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Country-Star Chris Stapleton sorgte mit seiner Version der US-Hymne für so manche Träne im Stadion
Die Mannschaft der Philadelphia Eagles betritt das Spielfeld.
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Die Eagles standen zum vierten Mal in einer Super Bowl und hofften auf ihre zweite Lombardi Trophy
Die Mannschaft der Kansas City Chiefs betritt das Spielfeld.
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Für Patrick Mahomes (Nr. 15) und Kansas City war es der dritte Finalauftritt in den vergangenen vier Jahren
Philadelphia Eagles Quarterback Jalen Hurts erzielt einen Touchdown.
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Das Spiel begann mit einem Touchdownlauf von Quarterback Jalen Hurts (r.) für die Eagles ideal
Kansas City Chiefs Qarterback Patrick Mahomes in Aktion
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Doch Mahomes (M.) konterte postwendend und blieb mit seinen Chiefs auf Schlagdistanz
Rihanna und Tänzer performen während der Halftime-Show.
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In der Pausenshow von Rihanna faszinierten nicht nur die schwebenden Bühnen
Rihanna und Tänzer performen während der Halftime-Show.
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Die Sängerin aus Barbados und ihre Tänzerinnen zeigten auch bewusst immer wieder ihre Bäuche her …
Rihanna performt während der Halftime-Show.
AP/Matt Slocum
… denn Rihanna nutzte die Bühne auch gleichzeitig, um ihre neuerliche Schwangerschaft der Öffentlichkeit mitzuteilen
Quarterback Jalen Hurts in Aktion.
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Hurts war auch in der zweiten Hälfte von den Chiefs-Verteidigern nicht zu halten und stellte mit insgesamt drei erlaufenen Touchdowns den Super-Bowl-Rekord ein
Kansas City Chiefs Runningback Isiah Pacheco erzielt einen Touchdown.
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Trotzdem übernahm Kansas City – auch dank eines Touchdown-Laufes durch Isiah Pacheco (M.) – das Kommando
Kansas City Chiefs Punter Harrison Butker in Aktion.
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Am Ende kickte Harrison Butker Kansas City aus der relativ kurzen Distanz von 27 Yards zum dritten Mal auf den Thron
jubelnde Kansas City Spieler
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Der Jubel der neuen Meister kannte nach dem Ende des Spiels keine Grenzen
Kansas City Spieler jubeln mit dem Super Bowl Pokal
AP/Ashley Landis
Aus den Händen von NFL-Legende Terry Bradshaw durfte Mahomes in seinem fünften Jahr über seinen zweiten Titel jubeln

Premieren und viel Emotion

Die Paarung zwischen den Chiefs und Eagles versprach auf dem Papier ein Spektakel, standen einander doch mit Mahomes der frisch gekürte MVP der Liga und sein „Vize“ Hurts gegenüber. Es war nicht die einzige Besonderheit, denn 35 Jahre nachdem Doug Williams die Washington Redskins als erster schwarzer Quarterback angeführt hatte, standen erstmals zwei afroamerikanische Spielmacher im Finale auf dem Feld. Dass der 27-jährige Mahomes und der 24-jährige Hurts das zusammen jüngste Spielmacherduo bildete, setzte dem Ganzen die Krone auf.

In der dritten Super Bowl in der mittlerweile State Farm Stadium genannten Heimstätte der Arizona Cardinals standen dank Eagles-Center Jason und Chiefs-Tightend Travis Kelce auch erstmals zwei Brüder als Spieler der jeweiligen Finalisten auf dem Feld. Mutter Donna Kelce, die sich in einem gemischten Outfit passend in Schale geworfen hatte, galt damit schon vor dem Ankick als große Siegerin des Abends. Einen Super-Bowl-Sieger durfte die stolze Mama, die das Spiel an der Seite von NFL-Commissioner Roger Goodell verfolgte, in jedem Fall umarmen.

Ein Gewinn für eingefleischte Patrioten war auch die von Chris Stapleton vorgetragene Hymne. 20 Jahre nachdem die Dixie Chicks in San Diego eine der prägnantesten Versionen von „The Star Spangled Banner“ bei einer Super Bowl zum Besten gegeben hatten, rührte wieder ein hoch dekorierter Countrysänger nicht nur Eagles-Headcoach Nick Sirianni zu Tränen. Emotionaler Höhepunkt vor der Partie war aber ein Auftritt von Damar Hamlin und jenem medizinischen Personal, das ihm das Leben gerettet hatte. Der Verteidiger der Buffalo Bills hatte am 2. Jänner auf dem Feld einen Herzstillstand erlitten.

Punktespektakel von Beginn an

Die Partie hielt im ersten Viertel jedenfalls das, was man sich vom Duell der beiden besten Offensivabteilungen der Saison erwarten konnte. Denn nachdem jedes Team einmal in Ballbesitz gewesen war, stand es 7:7. Zuerst führte Hurts seine Eagles in fünf Minuten 75 Yards über das Feld und wühlte sich aus einem Yard Entfernung in die Endzone.

Mahomes zeigte seinem Gegenüber aber postwendend, wer der regierende MVP ist. Gemeinsam mit Runningback Isiah Pacheco und Lieblingsanspielstation Travis Kelce dirigierte der 27-Jährige ebenfalls einen 75-Yard-Drive. Ein 18-Yard-Pass auf Kelce zum Touchdown war der krönende Abschluss.

Kansas City Chiefs Spieler Travis Kelce erzielt einen Touchdown.
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Travis Kelce glich mit seinem erfolgreichen Fang die schnelle Führung der Eagles aus

Mehr Punkte gab es für Fans in Glendale im ersten Viertel zwar nicht zu sehen – auch weil Chiefs-Kicker Butker aus 42 Yards nur die Stange traf –, doch dafür begann das zweite Viertel gleich mit einem Paukenschlag. Denn Hurts schüttelte mit seinem ersten Versuch einen 45-Yard-Pass auf A. J. Brown aus dem Ärmel und brachte die Eagles erneut in Führung. Nicht nur Superstars aus der Musikszene wie Paul McCartney, Adele und Billie Eilish, sondern auch Basketball-König LeBron James riss es nach der sehenswerten Aktion von den VIP-Sitzen.

Hurts im Mittelpunkt, Mahomes humpelt

Doch wie schmal der Grat zwischen „Hero“ und „Zero“ in der NFL ist, musste Hurts schon bei der nächsten Angriffsserie erfahren. Der 24-Jährige verlor bei einem Laufversuch die Kontrolle über den Ball, Chiefs-Verteidiger Nick Bolton sagte Danke und trug das Leder 36 Yards zum Ausgleich zurück.

Der Schnitzer, der erste Ballverlust der Eagles im diesjährigen Play-off, perlte an Hurts aber ab wie Wasser an einem Regenmantel. Der Jungstar führte sein Team gleich im nächsten Versuch wieder über das Feld in die Endzone. Mit seinem zweiten Touchdown-Lauf – diesmal über vier Yards – stellte Hurts auch gleich den Finalrekord für Quarterbacks ein.

Die Chiefs-Offensive, die denn Ball in der ersten Hälfte nur etwas mehr als acht Minuten in Besitz hatte, konnte vor der Pause nicht mehr kontern. Es gab sogar weitere bittere Pillen zu schlucken. Zuerst wurde ausgerechnet der lädierte rechte Knöchel von Mahomes bei einem Tackling von T. J. Edwards erneut schwer in Mitleidenschaft gezogen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht musste der MVP, nachdem er zur Bank gehumpelt war, verfolgen, wie Eagles-Kicker Jake Elliott den Vorsprung seines Teams aus 35 Yards auf zehn Punkte vergrößerte.

Bunte Halftime-Show weckt Chiefs auf

Ebenso denkwürdig wie die erste Hälfte war die Halftime-Show von Rihanna. Die Sängerin aus Barbados brannte sich bei ihrem ersten Liveauftritt seit über fünf Jahren nicht nur dank ihrer Hits, sondern auch mit futuristischen Schwebebühnen und einem roten Outfit als Mittelding aus Skioverall und Astronautenanzug ins Gedächtnis. Und das alles mit einem Baby unter ihrem Herzen, denn die Sängerin, die im Mai vergangenen Jahres Mutter eins Sohnes geworden war, stellte für alle sichtbar ihre neuerliche Schwangerschaft zur Schau.

Die Fans der Chiefs hofften nach Wiederbeginn jedenfalls auf ein ähnliches Feuerwerk ihres Teams wie jenes, das Rihannas Show beschloss. Und angeführt von Mahomes, dessen Knöchel in der Pause offensichtlich gut genug fixiert worden war, erfüllte Kansas City die Hoffnungen der Anhänger im Eiltempo. Pacheco schloss eine makellose Angriffsserie mit einem kurzen Lauf zum 21:24 aus Chiefs-Sicht ab.

Unmittelbar danach sah es sogar nach der ersten Führung für Kansas City aus, nachdem abermals Bolton einen vermeintlichen Ballverlust von Miles Sanders in die Endzone zurückgetragen hatte. Doch nach Videostudium erkannten die Schiedsrichter, dass der Eagles-Spieler den Ball noch gar nicht richtig unter Kontrolle gehabt hatte. Philadelphia blieb daher in Ballbesitz und erhöhte nach einer erneut längeren Angriffsserie dank Kicker Elliott auf 27:21.

Mahomes als Meister der Effizienz

Trotzdem war Kansas City nur einen Touchdown und einen Extrapunkt von der Führung entfernt – und lag nach nicht einmal drei Minuten im Schlussabschnitt voran. Mahomes hebelte mit einem kurzen Pass auf Kaderius Toney die Eagles-Abwehr aus, auch der Extrapunkt von Butker saß, und erstmals an diesem Abend lagen die Chiefs auf Titelkurs.

Weil die Chiefs-Defense im richtigen Moment aufwachte, Toney den erst zweiten Eagles-Punt an diesem Abend bis vier Yards vor Philadelphias Endzone brachte und Mahomes einen völlig allein gelassenen Skyy Moore in der Endzone fand, war das Spiel mit 35:27 für Kansas City endgültig auf den Kopf gestellt.

Doch wer glaubte, bei Eagles-Quarterback Hurts würden nun die Nerven flattern, war auf dem Holzweg. Denn er spulte gleich die nächste Angriffsserie wie ein Uhrwerk ab, brachte sein Team mit einem 45-Yard-Pass auf DeVonta Smith an der Ein-Yard-Linie in Stellung und rannte selbst ein drittes Mal in die Endzone. Drei Touchdown-Läufe in einem Spiel waren zuletzt Runningback Terrell Davis für die Denver Broncos 1998 gelungen – Rekord eingestellt. Mit einer erfolgreichen Two-Point-Conversion sorgte Hurts schließlich für den Ausgleich.

Damit war alles für eine dramatische Schlussphase angerichtet. Mahomes nutzte die verbleibenden fünf Minuten zu einem Musterbeispiel an Effizienz, spielte – trotz lädierten Knöchels – auch mit einem 26-Yard-Lauf die Uhr runter. Eine umstrittene Strafe wegen Haltens gegen Philadelphia servierte Butker ein kurzes Field Goal zur Entscheidung. Eine Gelegenheit, die sich der Chiefs-Kicker aus 27 Yards nicht entgehen ließ. Den Eagles blieben zwar noch vier Sekunden, um das Spiel noch einmal zu drehen, doch diese Zeit war für ein Wunder dann doch zu wenig.

Super Bowl LVII in Glendale

Sonntag:

Philadelphia Eagles – Kansas City Chiefs 35:38

(7:7 17:7 3:7 8:17)

State Farm Stadium, 67.827

Erstes Viertel:

7:0 – 1-Yard-Lauf von Jalen Hurts (+ Extrapunkt)

7:7 – 18-Yard-Pass von Patrick Mahomes auf Travis Kelce (+ Extrapunkt)

Zweites Viertel:

14:7 – 45-Yard-Pass von Hurts auf A. J. Brown (+ Extrapunkt)

14:14 – Fumble-Return über 36 Yards Nick Bolton (+ Extrapunkt)

21:14 – 4-Yard-Lauf von Hurts (+ Extrapunkt)

24:14 – Field Goal aus 35 Yards, Kicker Jake Elliott

Drittes Viertel:

24:21 – 1-Yard-Lauf von Isiah Pacheco (+ Extrapunkt)

27:21 – Field Goal aus 33 Yards, Kicker Elliott

Viertes Viertel:

27:28 – 5-Yard-Pass von Mahomes auf Kadarius Toney (+ Extrapunkt)

27:35 – 4-Yard-Pass von Mahomes auf Skyy Moore (+ Extrapunkt)

35:35 – 1-Yard-Lauf von Hurts (+ Two-Point-Conversion 2-Yards-Lauf Hurts)

35:38 – Field Goal aus 27 Yards, Kicker Harrison Butker