Ski-WM

Raschner hängt sich Parallel-Silberne um

Dominik Raschner hat einen Tag nach der Pleite im Mixed-Teambewerb Österreich im Parallelrennen die sechste Medaille bei der Weltmeisterschaft 2023 beschert. Der Tiroler musste sich am Mittwoch in Meribel zwar im Finale dem Deutschen Alexander Schmid geschlagen geben, durfte sich mit Silber aber trotzdem über den größten Erfolg seiner Karriere freuen. Bei den Damen ging Österreichs einzige Vertreterin Franziska Gritsch beim Triumph der Norwegerin Maria Therese Tviberg leer aus.

Raschner, der am Dienstag Bestzeit in der Qualifikation erzielt hatte, war im Endlauf gegen Schmid zwar letztlich chancenlos, eroberte für Österreich aber die insgesamt dritte Silbermedaille in Savoyen. Hinter dem deutschen Weltmeister und dem 28-jährigen Tiroler durfte sich der Norweger Timon Haugan über Bronze freuen, nachdem er im „kleinen Finale“ mit Adrian Pertl den zweiten Österreicher auf Distanz gehalten hatte.

Bei der Siegerehrung der Damen wurde das norwegische Banner gleich zweimal aufgezogen. Einmal für die neue Weltmeisterin Maria Therese Tviberg, die sich im Finale gegen die routinierte Schweizerin Wendy Holdener durchgesetzt hatte, und zusätzlich für ihre Teamkollegin Thea Louise Stjernesund, die im Rennen um Platz drei gegen die französische Überraschungsläuferin Marie Lamure die Oberhand behalten hatte. Für Gritsch war im Viertelfinale Endstation gewesen.

Tviberg holt sich Gold

Die Norwegerin, die bereits mit dem Team Silber gewonnen hatte, setzte sich im Finale klar gegen Holdener durch und feierte den größten Erfolg ihrer Karriere

„Traumtag“ für Raschner

Die Tirolerin durfte sich aber als Trost mit der Silbernen ihres Landsmanns Raschner freuen, der die in der Qualifikation mit Bestzeit geschürten Hoffnungen erfüllen konnte. „Es ist ein Megaerlebnis. Es ist ein Traumtag für mich mit der Medaille“, sagte Raschner, der sich über die Hürden Mattias Rönngren aus Schweden, den Norweger Alexander Steen Olsen und seinen Teamkollegen Pertl ins Finale gekämpft hatte. Erst dort gab es gegen Schmid nichts zu holen.

„Das Finale war von mir nicht optimal, aber ich bin megahappy mit der Silbermedaille“, trauerte der 28-Jährige einem möglichen WM-Titel nicht hinterher. Raschner unterstrich mit seinem Erfolg auch seine Stärke in dieser Disziplin, denn auch sein bisher einziger Podestplatz im Weltcup war jener Platz zwei im Parallelbewerb von Zürs 2021 gewesen. Neben der Freude über seine eigene Ausbeute fühlte Raschner aber auch mit Pertl mit. „Für den Adi tut es mir leid, nur knapp an einer Medaille vorbei. Wir haben uns aber gegenseitig gepusht“, sagte der frischgebackene Vizeweltmeister.

Pertl hadert mit Stock-Pech

Für Pertl blieb am Ende mit „Blech“ nur die österreichische „Standardmedaille“ bei dieser WM. Der Kärntner, der sich im Achtel- und Viertelfinale gegen den amerikanischen Teamweltmeister River Radamus bzw. Luca de Aliprandini aus Italien sicher durchgesetzt hatte, war in den entscheidenden Duellen nicht vom Glück verfolgt. Im Semifinale gegen Teamkollegen Raschner verlor Pertl im zweiten Lauf einen Stock, im Rennen um Platz drei erwischte der 26-Jährige im ungünstigsten Zeitpunkt einen Schlag.

Pertl verliert Stock

Der Kärntner konnte im zweiten Semifinal-Lauf gegen seinen Landsmann Raschner den Stock nicht festhalten und zog letztlich den Kürzeren

„Für mich sehr bitter, wieder ein vierter Platz für Österreich. Zum Schluss bin ich nicht mehr so sauber gefahren mit der Spur, ein kleiner Hakler, und man ist schon hinten“, sagte Pertl, der immerhin bereits eine Slalom-Silberne von 2021 zu Hause hängen hat. Der Kärntner haderte vor allem mit seinem Missgeschick im Semifinale: „Sonst wäre eine Medaille vielleicht leichter möglich gewesen. Es freut mich für den Raschi, er hat eine super Leistung gezeigt. Ich wäre gerne mit ihm auf dem Podium gestanden.“ Pertl und Raschner waren die einzigen beiden Österreicher im Hauptbewerb, Fabio Gstrein und Stefan Brennsteiner verpassten die Qualifikation.

Gritsch zieht es nicht durch

Gritsch konnte die österreichische Fahne im Damen-Rennen nur bis ins Viertelfinale hochhalten. Nach einer souveränen Vorstellung im Achtelfinale gegen die Norwegerin Kristin Lysdahl fand die Tirolerin in der Runde der letzten acht in Lokalmatadorin Lamure ihre Meisterin. Die 21-jährige, aus Courchevel stammende Französin hielt Gritsch in beiden Läufen auf Distanz und stieg mit insgesamt 0,24 Sek. Vorsprung auf die einzige Österreicherin im Bewerb ins Semifinale auf.

Gritsch scheitert an Lokalmatadorin

Die Tirolerin zog nach souveränem Aufstieg ins Viertelfinale, dort aber gegen die junge Französin Marie Lamure den Kürzeren

„Prinzipiell bin ich richtig gut gestartet, richtig lässig. Ich habe es aber nicht ganz durchgezogen“, sagte Gritsch, die am Ende als Siebente gewertet wurde, im ORF-Interview. Die 25-Jährige zog dafür den Hut vor Lamure, die „richtig gut Ski gefahren“ war. Anders als bei früheren Parallelrennen habe es diesmal kaum Unterschiede zwischen rotem und blauem Kurs gegeben: „Die Kurse sind relativ fair, von dem her gibt es nichts zu meckern“, sagte Gritsch, die bereits am Donnerstag (9.45 bzw. 13.30 Uhr live in ORF1, Übertragungsbeginn 9.15 Uhr) im Riesentorlauf wieder im Einsatz ist.

Vier von fünf ÖSV-Läuferinnen waren bereits am Dienstag in der in Courchevel ausgetragenen Quali auf der Strecke geblieben. Neben Julia Scheib, die so wie Brennsteiner ausschied, schafften es auch Ricarda Haaser, Katharina Huber und Titelverteidigerin Katharina Liensberger nicht unter die 16 Schnellsten. Apropos Titelverteidigerin: Auch für Marta Bassino gab es keine Wiederholung ihres Triumphes von 2021. Die amtierende Super-G-Weltmeisterin hatte im Achtelfinale gegen Gritsch-Stolperstein Lamure kein Leiberl gehabt.

Deutsche Durststrecke zu Ende

Der Platz an der Sonne gehörte diesmal Schmid und Tviberg. Während Norwegen mit den drei Medaillen seine Bilanz in Frankreich auf sieben ehöhte, sorgte Schmid für die langersehnte erste Medaille für den österreichischen Nachbarn. Der 28-Jährige durfte sich nach olympischen Silber- und Bronzemedaillen mit dem Team über seine erste Einzelmedaille bei einem Großereignis freuen – und das gleich in Gold.

„Ich bin unheimlich stolz und überglücklich, was will man sagen. Man muss wirklich so fokussiert bleiben, von Lauf zu Lauf schauen und immer das Beste geben. Wenn man jeden Lauf konstant fährt, kann es bis ganz nach oben gehen. Ich bin unheimlich froh, dass ich jetzt hier stehe und für Deutschland endlich eine Medaille geholt habe“, sagte Schmid. Der Riesentorlauf-Spezialist beendete zudem eine lange Durststrecke für die deutschen Herren: Zuletzt hatte sich Hans-Jörg Tauscher 1989 in Vail in der Abfahrt zum Weltmeister gekrönt.

Während Schmid es zumindest im Weltcup bereits einmal in einem Riesentorlauf auf das Podest geschafft hatte, stand die neue Weltmeisterin im Parallelbewerb erstmals außerhalb des Juniorinnenbereichs auf dem Stockerl. „Ein Traum wird wahr, es ist zum ersten Mal, dass ich auf dem Podium stehe. Ich bin so glücklich. Heute war es für mich alleine leichter, denn ich war ruhiger. Ich war nur für mich, ich habe weniger Druck gespürt“, sagte Tviberg.

Ski-WM 2023, Parallelbewerbe

Mittwoch:

Parallelbewerb der Herren

1. Alexander Schmid GER
2. Dominik Raschner AUT
3. Timon Haugan NOR
4. Adrian Pertl AUT
5. Rasmus Windingstad NOR
6. Zan Kranjec SLO
7. Alexander Steen Olsen NOR
8. Luca De Aliprandini ITA
9. Sam Maes BEL
10. Joan Verdu AND
Nicht qualifiziert u.a.: Fabio Gstrein (AUT), Stefan Brennsteiner (AUT)

Parallelbewerb der Damen

1. Maria Therese Tviberg NOR
2. Wendy Holdener SUI
3. Thea Louise Stjernesund NOR
4. Marie Lamure FRA
5. Maryna Gasienica-Daniel POL
6. Lena Dürr GER
7. Franziska Gritsch AUT
8. Sara Hector SWE
9. Coralie Frasse Sombet FRA
10. Nina O'Brien USA
Nicht qualifiziert u.a.: Katharina Liensberger (AUT), Ricarda Haaser (AUT), Katharina Huber (AUT), Julia Scheib (AUT)