Ski-WM

Schwarz holt hinter Schweizer Duo Bronze

Ein Schweizer Duo hat den Traum von Marco Schwarz von Gold im Riesentorlauf bei der WM 2023 in Frankreich zum Platzen gebracht. Der 27-jährige Kärntner musste am Freitag in Courchevel nach klarer Halbzeitführung am Ende Saisondominator Marco Odermatt und dessen Landsmann Loic Meillard den Vortritt lassen, durfte sich aber so wie 2021 über eine Bronzemedaille in seiner „schwächeren“ Disziplin freuen. Weniger Freude hatte Stefan Brennsteiner, denn der Salzburger erweiterte die „Blech“-Ausbeute der Österreicher.

Odermatt, der mit 0,58 Sek. Rückstand auf Schwarz in die Entscheidung gegangen war, zeigte im zweiten Lauf auf dem von seinem Trainer gesteckten Kurs die erwartet souveräne Leistung und wurde damit seiner Favoritenrolle gerecht. Der Schweizer, der in dieser Saison bisher vier von sechs Weltcup-Rennen gewonnen hat, holte sich 0,32 Sekunden vor Meillard und 40 Hundertstelsekunden vor Schwarz nach dem Olympiasieg 2022 nun WM-Gold im Riesentorlauf. Nach dem Abfahrtstriumph war es Odermatts zweiter Titel in Hochsavoyen. Brennsteiner wurde 0,79 Sek. hinter dem Weltmeister Vierter.

Der 25-jährige Schweizer musste allerdings bis zum Schluss zittern, denn Schwarz vergab den ersten RTL-Titel für Österreich erst mit einem Fehler bei der Einfahrt in den Zielhang. „Es war etwas finster und ein bisschen schlagig, da bin ich mit dem Schwerpunkt etwas nach hinten geraten und hab nicht mehr so das Tempo gehabt. Fehler darf man sich auf diesem Niveau nicht erlauben“, sagte Schwarz, der im ersten Lauf Odermatt noch deutlich abgehängt hatte, im Interview mit dem ORF.

RTL-Gold für Odermatt

Der Schweizer Favorit fing den Halbzeitführenden Schwarz mit einer makellosen Fahrt noch ab.

Der Kärntner eroberte nach Silber in der Kombination seine zweite Medaille bei der WM in Frankreich, trotzdem war ihm die Enttäuschung über die ausgelassene Chance anzumerken. „Mir geht es ganz gut, es wäre natürlich schön gewesen, wenn die Medaille eine andere Farbe gehabt hätte. Meine Riesentorlauf-Performance war recht gut. Im Zweiten habe ich den Zug leider nicht mehr so behalten, wenn es griffiger geworden ist. Mit der Bronzenen kann ich trotzdem zufrieden sein“, so Schwarz, der am Sonntag (10.00 bzw. 13.30 Uhr, live in ORF1, Übertragungsbeginn 13.05 Uhr) im Slalom wieder zu den Anwärtern auf Edelmetall zählt.

1. Marco Odermatt (SUI)
2. Loic Meillard (SUI)
3. Marco Schwarz* (AUT)

Brennsteiners Aufholjagd bleibt unbelohnt

Während Schwarz für die siebente Medaille des österreichischen Teams in Hochsavoyen sorgte, erweiterte Brennsteiner 36 Hundertstelsekunden dahinter die weniger beliebte „Blechwertung“ mit seinem vierten Platz auf insgesamt sieben aus rot-weiß-roter Sicht. Der Salzburger machte in der Entscheidung zwar zwei Plätze gut, mehr als der erste Rang neben dem Siegerstockerl war für den 31-Jährigen aber nicht drinnen.

„Die Leistung war definitiv gut, das war mein bestes Rennen heuer. Die Zeit ist im ersten Durchgang liegen geblieben“, hatte Brennsteiner den Grund für seinen undankbaren Platz schnell gefunden. Der Salzburger nahm zwar nichts Zählbares, aber trotzdem ein gutes Gefühl aus Frankreich mit: „Ich fühle mich wieder wohl auf dem Ski und kann in den nächsten Rennen wieder vorne mitmischen. Es hat heute alles gepasst, die Wehwehchen waren wieder weg. Ein guter Tag mit einem etwas bitteren Ausgang.“

Feller riskiert zu viel

Brennsteiner profitierte bei seiner kleinen Aufholjagd auch vom Ausfall seines Teamkollegen Manuel Feller, der im Zielhang zu viel riskierte und ausfiel. Drei Tore vor der Ziellinie konnte der Tiroler dem Druck nicht mehr standhalten und musste die nächste Richtungsänderung auslassen. Feller hat somit auch im Slalom, wo er bereits 2017 Vizeweltmeister war, zum Abschluss seine letzte Chance auf eine Medaille 2023.

„Ich hab den Ski zu früh ausgelassen. Ich habe gewusst, ich muss sehr viel Risiko eingehen, damit ich hier noch was heraushole. Das war um das Alzerl zu viel. Wenn ich mir die Zeit anschaue, wäre es vielleicht der vierte Platz gewesen, das hätte mich mehr gewurmt“, sagte der Tiroler im ORF, „am Ende muss man das Risiko eingehen, hier zählen aber nur eins, zwei und drei“.

Auch Raphael Haaser konnte bei seinem letzten Auftritt in Courchevel keine Bäume ausreißen. Der Tiroler landete mit 2,67 Sek. Rückstand auf den Sieger auf dem 13. Platz. Aber Haaser wird die 47. Weltmeisterschaft trotzdem in guter Erinnerung behalten, denn im ersten Bewerb – der Alpinen Kombination – hatte der 25-Jährige sich und Österreich mit einer Bronzemedaille beschenkt.

Perfekter Tag für die Schweiz

Apropos Sieger: Anders als im Super-G, wo er seiner Favoritenrolle im Schatten des Kanadiers James Crawford als Vierter nicht gerecht worden war, krönte sich Odermatt im Riesentorlauf wie im Vorfeld erwartet zum Weltmeister. Der 25-Jährige sorgte damit auch für die dritte Schweizer Goldmedaille in Frankreich. Odermatt ist der erste Schweizer Skifahrer seit Pirmin Zurbriggen 1987, der bei einer WM zwei Goldene einfahren konnte. Meillard machte mit seiner Silbernen hinter dem Abfahrts- und RTL-Weltmeister den Tag für Österreichs westliche Nachbarn perfekt.

„Das ist natürlich perfekt. Das Gefühl vor dem Rennen war so lala. Ich war zwar locker, wusste aber nicht, ob die Power noch einmal reicht für zwei solche Fahrten. Es war ein brutal schwieriges Rennen“, sagte Odermatt, der aber auch wusste, dass die Goldene nicht nur seiner eigenen Leistung, sondern auch der fehlerhaften Fahrt des Halbzeitführenden geschuldet war: „Marco Schwarz hat mich wirklich sehr gefordert, er machte leider ein paar Fehler, das hat ihn die Goldmedaille gekostet.“

Dahinter strahlte auch Meillard, der die erste Schweizer RTL-Goldene seit Carlo Janka 2007 mit Silber veredelte, wie ein Sieger: „Ich habe es nicht taktisch angelegt. Ich habe gewusst, dass im ersten Lauf nicht alles gepasst hat, deshalb habe ich gewusst, ich muss alles geben und nicht nach hinten schauen. Ich habe mir gedacht, was kommt, das kommt. Wenn andere schneller sind, haben sie sich das verdient. Ich kann mit meiner Leistung zufrieden sein“, sagte der 26-Jährige, der sich von Platz vier noch auf Rang zwei verbessern konnte.