Ein österreichischer Skifahrer bei der Ski-WM in Courchevel in Frankreich
AP/Alessandro Trovati
Ski-WM

Heimkehr ohne Gold „tut schon weh“

Sieben Medaillen, „Blech“-Weltmeister, aber erstmals seit 1987 bei einer WM kein Gold: Die Bilanz des ÖSV der 47. alpinen Ski-WM in Courchevel/Meribel fällt gemischt aus. Überraschungen gab es ebenso wie erwartete Niederlagen. Nach 14 Tagen Kaiserwetter war die Anzahl der Medaillen zwar besser als befürchtet, doch dass kein Gold dabei war, „tut schon weh“, so ÖSV-Alpindirektor Herbert Mandl.

Die WM 2023 in Frankreich wird zweifellos als spannende, allerdings nicht als die erfolgreichste WM für Österreich in Erinnerung bleiben. Im ewigen ÖSV-Medaillenspiegel bei Weltmeisterschaften bleibt unter 44 gewerteten Titelkämpfen nur der 40. Platz.

Trotz ansprechender Leistungen aller Skifahrerinnen und Skifahrer, die souverän mit sieben vierten Plätzen die „Blech“-Wertung gewannen. Für Gold fehlte dem ÖSV-Team auch das nötige Glück, etwa als Nina Ortlieb in der Damen-Abfahrt um 0,04 Sekunden am obersten Podestplatz vorbeifuhr.

Kein Gold für ÖSV-Athleten

Mit dem Slalom der Herren ist am Sonntag die Skiweltmeisterschaft in Courchevel/Meribel zu Ende gegangen. Nach 13 Entscheidungen in zwei Wochen bilanziert der ÖSV mit sieben Medaillen. Damit liegt man innerhalb der Erwartungen, allerdings ist zum ersten Mal seit 1987 keine Goldmedaille dabei.

Dabei wäre das Beste wie in Aare 2019 am Sonntag fast zum Schluss gekommen, die erste und einzige Goldmedaille im letzten WM-Rennen. Damals gelang das Marcel Hirscher. Diesmal schien für Manuel Feller alles angerichtet. Aber wie Marco Schwarz im Riesentorlauf gab Feller im Slalom die Führung aus der Hand und blieb sogar hinter Schwarz, der als Sechster in seinem fünften WM-Einsatz erneut bester Österreicher geworden war.

„Das tut schon weh“

WM-Gold blieb erstmals seit Crans-Montana 1987 aus. Ohne das prestigeträchtige Edelmetall im ÖSV-Gepäck die Heimreise anzutreten, sei ein Wermutstropfen, sagte Alpindirektor Herbert Mandl: „Insgesamt muss man sagen, dass bei sieben Medaillen – was eine sehr gute Ausbeute ist – die Goldene fehlt, und das tut schon weh.“

Mandl, der im März 2022 vom ÖSV nach seinem Rücktritt 2013 als langjähriger Damen-Teamchef als Alpindirektor zurückgeholt wurde, wollte im ORF-Interview aber auch die positiven Seiten der WM herausstreichen. „Sehr erfreulich war, dass die Damen-Mannschaft gut reüssiert hat und vor allem in den Speed-Bewerben gezeigt hat, was sie draufhaben. Es war eine sehr kompakte Mannschaftsleistung noch dazu.“

Waren die Damen vor der WM in der Kritik gestanden, ließen dafür in Frankreich andere Bereiche aus. „Ein bisschen enttäuschend war, dass wir bei den Herren in den Speed-Disziplinen keine Medaille gewinnen konnten, das ist sicher ein Wermutstropfen“, so Mandl. „Und jetzt im Slalom mit dieser starken Mannschaft, das tut sehr weh.“

Raich macht sich Sorgen um Nachwuchs

Für ORF-Experten Benjamin Raich war diese WM ohne Goldmedaille "natürlich nicht zufriedenstellend, aber man muss fairerweise sagen, so was kann relativ schnell passieren. Wir waren vielleicht bei der letzten WM in Cortina über unserem Niveau und hatten Glück, hier hätten wir mit mehr Glück auch mehr erreicht, die Quantität hat ja gepasst.

Was die Experten sagen

Österreich hat bei der alpinen Ski-WM in Frankreich auch zum Abschluss die ersehnte Goldmedaille verpasst.

Der Gesamtweltcup-Sieger von 2006 und zehnfache WM-Medaillengewinner machte sich aber auch schon Gedanken über die Zukunft: „Mir macht eher Sorgen, dass es bei der Junioren-WM in St. Anton nicht so gut gelaufen ist. Da hat der ÖSV sicher Arbeit vor sich. Aber man muss ruhig bleiben, und dann wird es am Ende gut.“

Das Gute nehmen wir mit, das Schlechte lassen wir da"

ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober wollte vor allem das Positive von dieser WM mitnehmen. „Ich freue mich über die sieben Medaillen, natürlich fehlt die Goldene. Das ist keine Enttäuschung. Wir haben nicht das Glück gehabt, das muss man sagen. Ich will gar nichts schönreden.“

ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober
GEPA/Mario Buehner
ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober wollte sich die WM 2023 mit sieben Medaillen nicht schlechtreden lassen

Man kenne allgemein die Defizite, und werde daran arbeiten. „Das Schlechte lassen wir da, das Gute nehmen wir mit, dann schauen wir weiter“, sagte Stadlober. Für sie endet die Saison auch nicht mit der WM. „Der Fokus richtet sich zum Weltcup-Finale. Wir werden schauen, was noch herauszuholen ist.“

ÖSV-Medaillenbilanzen bei Weltmeisterschaften

Gold Silber Bronze Gesamt
1. 1962 Chamonix 6 4 5 15
2. 1999 Vail 5 3 5 13
3. 1991 Saalbach-Hinterglemm 5 3 3 11
4. 2015 Vail/Beaver Creek 5 3 1 9
5. 1933 Innsbruck 5 2 2 9
6. 2021 Cortina d'Ampezzo 5 1 2 8
7. 1958 Bad Gastein 4 4 1 9
8. 1956 Cortina (Olympia) 4 3 3 10
9. 2011 Garmisch-Partenkirchen 4 3 1 8
10. 1978 Garmisch-Partenkirchen 4 - 3 7
11. 2001 St. Anton 3 6 2 11
12. 2003 St. Moritz 3 5 1 9
13. 2005 Bormio 3 4 4 11
14. 1964 Innsbruck (Olympia) 3 4 3 10
15. 2017 St. Moritz 3 4 2 9
16. 2007 Aare 3 3 3 9
17. 1974 St. Moritz 3 3 2 8
18. 1950 Aspen 3 3 1 7
19. 1989 Vail 3 2 1 6
20. 1935 Mürren 3 - 1 4
21. 1954 Aare 2 3 3 8
22. 1952 Oslo (Olympia) 2 3 2 7
23. 2013 Schladming 2 2 4 8
24. 1936 Innsbruck 2 1 3 6
. 1980 Lake Placid (Olympia) 2 1 3 6
26. 2009 Val d'Isere 2 1 2 5
27. 2019 Aare 1 4 3 8
28. 1932 Cortina 1 3 4 8
. 1993 Morioka 1 3 4 8
30. 1948 St. Moritz (Olympia) 1 2 3 6
31. 1960 Squaw Valley (Olympia) 1 2 2 5
. 1972 Sapporo (Olympia) 1 2 2 5
33. 1970 Gröden 1 2 1 4
. 1996 Sierra Nevada 1 2 1 4
35. 1968 Grenoble (Olympia) 1 1 4 6
36. 1976 Innsbruck (Olympia) 1 1 - 2
37. 1997 Sestriere 1 - 3 4
38. 1982 Schladming 1 - 2 3
39. 1985 Bormio - 4 1 5
40. 2023 Courchevel / Meribel - 3 4 7
41. 1987 Crans Montana - 3 1 4
42. 1931 Mürren - 2 1 2
43. 1966 Portillo - 1 2 3
44. 1937 Chamonix - 1 - 1
An der WM 1934 in St. Moritz nahm Österreich nicht teil. Bei der WM 1939 in Zakopane starteten alle Österreicher für Deutschland (Inoffizielle ÖSV-Bilanz: 2/3/2). Die WM 1941 in Cortina war inoffiziell (ÖSV-Bilanz: 3/0/3).