Mentaltrainer Mathias Berthold
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Ski alpin

Berthold: „Lass’ Liensberger nicht im Stich“

Der WM-Slalom in Meribel hat bei Katharina Liensberger nicht mehr die erwünschte Trendumkehr bewirkt. Liensbergers Akku war leer, die Erinnerung an alte Erfolge blieb. „Ich lass’ sie jetzt nicht im Stich“, sagte Mathias Berthold, der ihr als Mentalcoach zur Seite gestellt worden war. Er glaubt an ihr baldiges Comeback an der Spitze. Nach der WM legte Liensberger eine Skipause ein. Ihr nächstes Rennen wäre der Weltcup-Riesentorlauf in Aare am 10. März (10.00 bzw. 13.00 Uhr, live in ORF1).

„Es ist im Moment sehr, sehr schwer für sie“, sagte Berthold im ORF-Interview. „Sie selbst ist ihre größte Kritikerin, eine Perfektionistin, und versucht alles richtig zu machen. Das steht ihr in manchen Phasen im Weg“, erklärte Berthold. Der 57-Jährige war Liensberger in Frankreich in Training und Rennen mit Rat und Tat zur Verfügung gestanden.

„Im Training haben wir ganz gute Sachen gesehen. Was im Rennen nichts bringt, da möchte man auf den Punkt da sein. Das gelingt ihr noch nicht. Das ist ein Prozess. Jetzt müssen wir dranbleiben, dann wird das passen“, sagte Berthold. Und: „Wir sind ein Team, gewinnen und verlieren gemeinsam.“

Berthold zieht Bilanz

Für Katharina Liensberger verlief die WM nicht nach Wunsch. Mentalcoach Matthias Berthold erachtet die Situation für schwierig, aber nicht aussichtslos.

Ihr Vorarlberger Landsmann hätte das Ruder nach verpatzter Saison herumreißen sollen, die Zeit war zu kurz. Als zweifache Weltmeisterin von Cortina 2021 fuhr Liensberger der alten Form in Meribel hinterher. Weder in Riesentorlauf noch in Slalom und Parallel-Bewerb, der als Titelverteidigerin für sie schon nach der Quali vorbei war, vermochte Liensberger zu überzeugen. „Das ist wirklich hart, aber jetzt heißt es einfach weiterzuarbeiten, und das werde ich tun“, sagte sie.

„Sie wird ihren Weg machen“

„Wenn du nach vorne willst, musst du bei Risiko deine maximale Leistung abrufen können. Wenn die letzte Überzeugung fehlt, passieren Fehler“, sagte Berthold. Mit ein paar guten Trainingseinheiten sei das zu beheben. Aber Selbstvertrauen ist laut Berthold „kein Vogerl, das sich einfach auf deine Schulter setzt“.

„Das muss sich Liensberger erarbeiten, mit letzter Konsequenz. Und sie ist eine sehr harte Arbeiterin, sie wird ihren Weg machen“, so Berthold. „Ich bin überzeugt, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir brauchen nur ein bisschen Geduld. An ein paar Rädern drehen, dann geht es wieder aufwärts.“

Mathias Berthold und die österreichische Skifahrerin Katharina Liensberger
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Katharina Liensberger und Mentalcoach Mathias Berthold bei der Arbeit in Meribel

Liensbergers Team war vor Saisonbeginn umgekrempelt worden. Servicemann Raphael Hudler wechselte zu Marcel Hirscher und wurde durch den Tschechen Milos Machytka ersetzt, den früheren Betreuer von Super-G-Olympiasiegerin Ester Ledecka. Die Zusammenarbeit Liensbergers mit Starcoach Livio Magoni aus Italien scheiterte und wurde während der Saison wieder beendet. Berthold kam neu ins Boot. „Er stützt mich, gibt mir Sicherheit und ist sehr wertvoll für mich“, sagte Liensberger.

Fortsetzung bleibt offen

Seitens des ÖSV wurde über die Fortsetzung der Kooperation noch nicht entschieden. „Darüber haben wir bisher nicht geredet, weil wir bei der WM mit voller Energie und Intensität gearbeitet und versucht haben, das Beste auf der Situation rauszuholen“, sagte Berthold. „Leider ist uns das nicht gelungen, es wäre mehr möglich gewesen.“

Berthold, früherer Cheftrainer der ÖSV-Herren (2010 bis 2014), wolle den Weg mit Liensberger jedenfalls weitergehen. „Ich lass’ sie jetzt nicht im Stich. In den letzten Wochen habe ich sie gut kennengelernt, ein toller Mensch, eine, die mit Leib und Seele dabei ist und alles für den Sport gibt.“ Liensberger sagte dazu: „Es wäre wünschenswert, dass er weitermacht und sich seine Arbeit irgendwann auszahlt.“