Eva Pinkelnig (AUT) in Aktion
GEPA/Christian Moser
Nordische Ski-WM

Pinkelnig nimmt Anlauf auf die Krone

Am Donnerstag steht bei der 43. nordischen Ski-WM im slowenischen Planica mit dem Normalschanzenbewerb der Damen (17.00 Uhr live in ORF1, Übertragungsbeginn 16.40 Uhr) gleich das erste Highlight aus rot-weiß-roter Sicht auf dem Programm. Denn mit der Weltcup-Führenden Eva Pinkelnig stellen die Österreicherinnen eine der Favoritinnen auf Gold. 17 Podestplätze in 21 Saisonspringen sprechen eine klare Sprache. Nun sollen sich auch in Slowenien die „Puzzleteile“ erfolgreich zu Edelmetall zusammenfügen.

Für Pinkelnig, die in der laufenden Saison fünf ihrer sechs Siege auf Normalschanzen, sprich Bakken mit einer Hill-Size bis maximal 109 Metern, feiern konnte, geht es um die erste Einzel-Medaille bei einem Großereignis. Zwei Silbermedaillen aus dem Team- bzw. Mixed-Bewerb der Heim-WM in Seefeld 2019 hat Pinkelnig bereits daheim. Die Weltmeisterschaft 2021 in Oberstdorf hatte die Vorarlbergerin aufgrund ihres im Dezember davor bei einem Trainingssturz erlittenen Milzrisses verpasst.

Eine Nullnummer der Weltcup-Führenden ausgerechnet in Planica wäre eine Riesensensation. Denn seit November surft Pinkelnig auf einer Erfolgswelle. Nur in vier der bisher 21 Einzel-Springen stand die 34-Jährige nicht auf dem Stockerl. Mit einer simplen Erklärung für ihren Höhenflug will und kann Pinkelnig nicht aufwarten. „Es gibt nicht den einen Grund, den gibt es selten für Niederlagen und selten für Siege, es spielt einfach viel zusammen. Es sind einfach die Puzzleteile, die sich fügen“, sagte Pinkelnig.

Pinkelnig in Quali noch zurückhaltend

Eva Pinkelnig bestätigte ihre Favoritinnenrolle für den ersten Skisprungbewerb der nordischen Weltmeisterschaft in Planica. Die Vorarlbergerin wurde bei der Qualifikation auf der Normalschanze Fünfte, hat für den Bewerb aber noch Reserven.

Mit Genuss zum Erfolg

Entscheidende Veränderungen seien zwar verantwortlich für den Erfolgslauf, so die Dornbirnerin, Details wollte Pinkelnig aber wenig überraschend nicht verraten. „Das ist das Geheimnis, das ich nicht erzähle. Aber es sind viele Faktoren, da spielt alles rein, was das Skispringen ausmacht – Athletik, Sprungtechnik, Material, das perfekte Set-up.“ Sie habe an mehreren Stellschrauben gedreht, ihren eigenen Weg durchgesetzt, und irgendwann habe es „klick“ gemacht.

jubelnde Eva Pinkelnig mit goldener Eule
GEPA/Matic Klansek
Der Gewinn der „Goldenen Eule“ der Silvester-Tour war einer der vielen Erfolge von Pinkelnig in dieser Saison

Die Saison sei daher auch bisher ein einziger Genuss, so Pinkelnig: „Es sind die Momente, wo ich bei mir bin, wo ich die Freiheit spüre. Wo ich spüre, was mein Körper und mein Geist fähig sind zu leisten.“ Sie werde das erst mit Mitte 20 erlernte Skispringen nicht mehr lange betreiben können, und deshalb genieße sie jetzt jeden Moment, sagte die Titelkandidatin. Und zwar unabhängig vom Ausgang: „Wenn ich meine Leistung abrufe, kann ich auch über einen fünften Platz lachen.“

Kreuzer rechtzeitig zurück

Pinkelnig ist aber nicht das einzige Ass, das Österreichs Cheftrainer Harald Rodlauer im Medaillenpoker in der Hand hat. Ebenfalls in einem Hoch – und das praktischerweise rechtzeitig zur WM – befindet sich Chiara Kreuzer. „Ich bin noch nie gut in Form zu einer WM gefahren“, sagte die Salzburgerin. Dass sie auf Normalschanzen ganz vorn mitmischen kann, hat die 25-Jährige unlängst nicht nur mit ihrem Sieg in Hinzenbach bewiesen.

Kreuzer ist erleichtert, dass sie auf neuem Skimaterial nach anfänglichen Problemen, mitverursacht durch mehrere Krankheitspausen, wieder auf Erfolgskurs ist. „Ich habe mich Schritt für Schritt nach vorne gehangelt. Ich bin echt froh, dass der Weg noch so geendet hat“, sagte die siebenfache Gewinnerin von Weltcup-Springen, die sich 2021 mit dem Team in Oberstdorf auch zur Weltmeisterin gekrönt hatte.

Damals flog Sara Marita Kramer im österreichischen Team voran, diesmal ist die Weltcup-Titelverteidigerin nach einer bisher durchwachsenen Saison im Kampf um die Medaillen nur Außenseiterin. Die Salzburgerin kehrt in Planica direkt aus ihrer mehrwöchigen Pause nach wenig überzeugenden Leistungen ins Geschehen zurück. „Ich kann einfach ganz entspannt reingehen, es sind null Erwartungen da“, sagte die 21-Jährige.

Team laut Trainer gut unterwegs

Abgesehen von der Ungewissheit bezüglich Kramer kann ÖSV-Cheftrainer Rodlauer aber sehr zuversichtlich sein. „Es ist in den letzten Monaten und Wochen sehr gut gelaufen, speziell für Eva mit ihrer herausragenden Saison. Auch Chiara ist immer stärker in Form gekommen. Wir sind sehr gut unterwegs.“ Für Pinkelnig sei eine Medaille kein Selbstläufer oder gar Pflicht, dafür sei die Konkurrenz zu stark. „Auch andere Nationen haben Topathletinnen. Es gibt nur drei Medaillen, da muss viel passen, und man braucht auch Glück an dem Tag, aber die Voraussetzungen sind da“, sagte Rodlauer.

Titelverteidigerin und nach einer starken Saison eine der Favoritinnen ist auf ihrer Heimschanze die Slowenin Ema Klinec. Zu den Siegertipps zählt auch die deutsche Gesamtweltcup-Zweite Katharina Althaus, wie Pinkelnig sechsfache Saisonsiegerin. Daniela Iraschko-Stolz, Österreichs langjährige Vorzeigespringerin und einzige ehemalige Weltmeisterin in einem Einzel-Bewerb, fehlt diesmal verletzt.

Die bisher einzige WM-Einzel-Medaillengewinnerin im aktuellen österreichischen WM-Team ist Jacqueline Seifriedsberger, die 2013 Bronze holte. Diesmal schaffte sie es aber nicht ins Aufgebot. Die zuletzt in Rasnov drittplatzierte Julia Mühlbacher bekam nach starken Trainingssprüngen den Vorzug. „Dass ich da sein kann, ist die Draufgabe. Damit hat keiner gerechnet“, sagte die 18-jährige Junioren-WM-Dritte Mühlbacher.

Souverän bestritt das ÖSV-Quartett die Qualifikation, in der 40 von 57 Athletinnen den Sprung in den Hauptbewerb schafften. Als ÖSV-Beste klassierte sich Eva Pinkelnig mit 99 Metern auf Rang fünf. WM-Debütantin Mühlbacher (95,5) wurde Elfte, Kramer (90,0) 22. und Kreuzer (90,0) 26. Beste war die schon im Training sehr starke Norwegerin Anna Odine Ström mit ebenfalls 99 Metern, sie erhielt mehr Windpunkte als Pinkelnig. Auf den nächsten Plätzen landeten die Deutsche Katharina Althaus (98,5), die Japanerin Yuki Ito (94,5) und die Kanadierin Alexandria Loutitt mit der Höchstweite von 99,5 Metern.