Andreas Ulmer (Salzburg) und Paulo Dybala (Roma)
GEPA/Gintare Karpaviciute
Europa League

Salzburg stellt sich Sturmlauf von Roma

Der FC Salzburg hat sich in der UEFA Europa League mit einem 1:0 im Hinspiel eine gute Ausgangslage für den Achtelfinal-Einzug geschaffen. Im entscheidenden Play-off-Duell bei der AS Roma stehen die „Bullen“ am Donnerstag (21.00 Uhr) allerdings vor einer kniffligen Aufgabe. „Es wird eine brutale Challenge", sagte Coach Matthias Jaissle. „Wir sind weiter klarer Außenseiter. Aber ich bin optimistisch, dass wir ein Wörtchen mitreden können.“

Bei der Mission Achtelfinale muss Jaissle allerdings nicht nur auf den gesperrten Innenverteidiger Strahinja Pavlovic, sondern auch auf Stürmer Fernando verzichten. Den Brasilianer, der nach einer monatelangen Verletzungspause erst zum Frühjahrsauftakt in die Elf zurückgekehrt war, plagt neuerlich der Oberschenkel.

„Das schmerzt natürlich, weil Fernando ein Unterschiedsspieler ist“, betonte Jaissle. „Wir jammern aber nicht und setzen auf unseren gut besetzten breiten Kader.“ Festlegen wollte er sich dabei nicht. Junior Adamu, Benjamin Sesko oder Sekou Koita kommen als Partner von Noah Okafor in Frage.

Salzburg nach Rom abgereist

Am Mittwoch hat Salzburg die Auswärtsreise nach Rom angetreten. Mit einem 1:0 aus dem Hinspiel geht es am Donnerstag im ausverkauften Olympiastadion um den Einzug ins Achtelfinale der Europa League.

Disziplin als Schlüssel zum Erfolg

Wie schwer die Roma, aktueller Tabellendritter der Serie A und auf dem Weg zu einem Champions-League-Startplatz, zu bespielen ist, zeigte sich am vergangenen Donnerstag. In Wals-Siezenheim waren die Italiener gemessen an den Chancen dem Sieg näher. Doch Salzburg hatte einen blendend disponierten Tormann Philipp Köhn, hielt mit einer taktisch reifen Leistung dagegen und erntete im Finish dank des Kopfballtors von Nicolas Capaldo (88.) die Früchte seiner Arbeit.

Kopfballtor von Nicolas Taboas Capaldo (Salzburg) gegen AS Roma
APA/Krugfoto
Mit seinem späten Kopftor verschaffte Nicolas Capaldo (l.) den Salzburgern eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel

Jaissle zeigte sich überzeugt, dass das Weiterkommen mit einer disziplinierten Leistung „und hie und da dem Quäntchen Glück“ im mit 70.000 Zuschauern wohl ausverkauften Stadio Olimpico im Bereich des Möglichen liege. „Wer schon dort war, weiß, was für eine Energie das Stadio Olimpico ausstrahlt“, gab der 34-Jährige zu Protokoll.

„Der Schlüssel wird sein, dass wir wieder sehr diszipliniert agieren, sehr konzentriert verteidigen und mutig auftreten“, sagte der Deutsche. „Dann können wir vielleicht erneut für eine Überraschung sorgen. Wir treffen auf einen absoluten Topgegner, das wird eine richtige Herausforderung und eine ganz andere Partie als im Hinspiel.“

Chancen für schnelle Gegenstöße

Beim 3:1-Erfolg über die WSG Tirol am vergangenen Samstag konnte Salzburg Kräfte für eine intensive Partie schonen. Die Roma, Conference-League-Sieger 2022, kassierte im Stadio Olimpico in dieser Saison in elf Ligaspielen erst fünf Gegentore, im Europacup landete die Auswahl von Starcoach Jose Mourinho in den jüngsten 15 Heimpartien elf Siege.

Europa League, Play-off, Rückspiel

Donnerstag, 21.00 Uhr:

Roma – Salzburg

Rom, Stadio Olimpico, SR Vincic (SLO)

Mögliche Aufstellungen:

Roma: Rui Patricio – Mancini, Ibanez, Smalling – Zalewski, Matic, Cristante, El Shaarawy – Dybala, Pellegrini – Abraham

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Bernardo, Ulmer – Gourna-Douath – Seiwald, Sucic, Kjaergaard – Adamu, Okafor

Hinspiel: 0:1 – Aufsteiger im EL-Achtelfinale

Ein Tor ist für Österreichs Serienmeister freilich auch nicht unbedingt vonnöten. „Roma wird aktiver sein als im Hinspiel, nicht so tief stehen. Das kann sogar ein Vorteil sein nach Umschaltaktionen und mit unserem Speed vorne“, mutmaßte Mittelfeldmann Nicolas Seiwald. Auch Innenverteidiger Oumar Solet machte sich keine Illusionen angesichts der Höhe der Hürde.

„Wir wollen das Hinspiel völlig aus unserem Kopf bekommen, denken gar nicht an das 1:0 von Salzburg oder an irgendeinen Vorsprung“, versprach der Franzose. An seiner Seite wird wohl Bernardo die Defensivzentrale bilden, der Allroundverteidiger dürfte den gesperrten Pavlovic ersetzen. Alternativoption Jerome Onguene laboriert an seiner Zehe. Solet fürchtet weder das volle Oval („Für mich ist das mehr Ansporn als Druck“) noch die Offensivkraft der Roma. „Es wäre nicht überraschend, wenn wir diesmal ein wenig mehr Raum für unsere Angriffe bekommen“, schlug er in dieselbe Kerbe wie Seiwald.

Roma-Offensivduo angeschlagen

Fraglich ist allerdings, ob die Roma überhaupt ihre gefährlichsten Offensivleute aufbieten wird können. So bangte man bis zuletzt um Kreativwirbler Paulo Dybala, der in Salzburg aufgrund einer Überlastung des linken Beinbeugers verfrüht vom Platz musste. Noch am Dienstag trainierte der argentinische Weltmeister individuell, erst am Mittwoch entschied sich, ob er einsetzbar ist oder nicht. Zweifel hegte man auch im Falle Tammy Abrahams.

Der Stürmer erlitt beim 1:0-Erfolg über Verona am Sonntag eine Verletzung des Augenlids, die genäht werden musste. Um ein neuerliches Aufplatzen zu verhindern, könnte der Engländer, der in Salzburg bei einer Großchance an Köhn scheiterte, am Donnerstag mit einer Gesichtsmaske antreten. „Die beiden sind nicht bei 100 Prozent, aber stehen zur Verfügung, um uns zu helfen“, sagte Roma-Coach Jose Mourinho bei der Abschlusspressekonferenz am Mittwochabend. Vieles deutet somit auf eine „Joker-Rolle“ hin.

Mourinho: Salzburgs Vorsprung „minimal“

Den Vorsprung der „Bullen“ bezeichnete der Portugiese als „minimal“, er rechnete damit, dass der Gegner nicht herkommen werde, um auf ein 0:0 zu spielen. „Vielleicht wird es ähnlich wie im Hinspiel. Da hatten wir die große Chance, das Spiel zu gewinnen, haben aber verloren. Hoffentlich können wir es morgen anders machen“, verlautete der Roma-Coach, der auf Fragen über seine Zukunft nicht eingehen wollte.

Salzburg kämpft nicht zuletzt gegen die schlechte Bilanz in K.-o.-Spielen der jüngeren Zeit. Zuletzt gelang der Coup im Februar 2019, als Club Brügge auf dem Weg ins EL-Achtelfinale ausgeschaltet wurde. Seither hat Salzburg keine K.-o.-Runde in einem Europacup-Hauptbewerb überstanden. Eintracht Frankfurt (2020), Villarreal (2021) und Bayern München (2022) hießen die namhaften Endstationen in Europa League bzw. Champions League. Achtmal stand man bisher im Sechzehntelfinale bzw. in der Zwischenrunde der Europa League, dreimal gelang der Aufstieg ins Achtelfinale – 2014 gegen Ajax Amsterdam, 2018 gegen Real Sociedad und 2019 gegen Brügge.