Die österreichische Schwimmerin Lena Kreundl
IMAGO/Eibner/Pressefoto /Jo Kleindl
Schwimmen

Kreundl kämpft sich eindrucksvoll zurück

ORF.at stellt anlässlich des 112. internationalen Frauentags eine heimische Athletin vor, die in ihrem Sport bereits viel erreicht hat und ein Vorbild für alle Nachwuchsschwimmerinnen ist. Lena Kreundl musste in ihrer Karriere bisher einige Rückschläge verkraften, hat sich von diesen aber nicht unterkriegen lassen. Im Gegenteil: Die 25-jährige Oberösterreicherin befindet sich derzeit in Bestform. „Rückschläge gehören zum Weg irgendwie dazu. Und ohne die Tiefen würde man die Höhen auch weniger schätzen“, sagte Kreundl im Gespräch mit ORF.at.

Ein Hoch erlebte die Allrounderin bei der Kurzbahn-WM im Dezember 2022 in Melbourne, als sie im Finale über 100 m Lagen für einen Paukenschlag sorgte und als erste Österreicherin unter 59 Sekunden blieb und auf Rang sieben schwamm. Dass Kreundl ihren Sport wieder so erfolgreich betreiben kann, war aber lange Zeit nicht abzusehen.

Denn nach einer Coronavirus-Erkrankung 2021 hatte sie rund sechs Monate mit Long Covid zu kämpfen, was sich bei ihr vor allem in Atembeschwerden äußerte. Daraufhin verpasste sie die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio 2021. Ein weiterer Rückschlag folgte im März 2022: Nach einem Autounfall, bei dem sie ein Schleudertrauma erlitt, wurden bei einer anschließenden MRT-Kontrolle zwei Bandscheibenvorfälle im Halswirbel diagnostiziert. Die Lagen-Spezialistin konnte das zwar mittels Physiotherapie behandeln, musste ihr Trainingspensum in dieser Zeit aber erneut deutlich einschränken.

Die österreichische Schwimmerin Lena Kreundl
GEPA/Insidefoto/Deepbluemedia/Giorgio Scala
Kreundl hält neben dem OSV-Rekord über 100 m Lagen auch die Bestzeit auf der Kurzbahn über 100 m Kraul

Kreundl hört auf ihren Körper

Dennoch habe sie diese schwierige Zeit mental gut weggesteckt: „Ich habe es akzeptiert, weil was anderes kann man eh nicht machen. Ich habe versucht, auf meinen Körper zu hören, was er braucht und wann ich runter vom Gas gehen muss“, erklärte Kreundl, die normalerweise im Training gerne „Vollgas“ gibt und an ihr „Limit“ geht.

Dabei habe ihr Trainer eine wichtige Rolle gespielt: „Er hat gesagt, dass ich auf meinen Körper und mein Gefühl hören soll. Wenn es an einem Tag nicht geht, dann geht es einfach nicht. Am meisten hat mir geholfen, dass der Druck im Training nicht da war. Ich bin auch bei den Wettkämpfen mit der Einstellung an den Start gegangen, wenn es an dem Tag geht, dann geht’s, und wenn nicht, dann nicht. So muss man es im Endeffekt sowieso nehmen“, meinte die Olympiateilnehmerin von 2016 in Rio de Janeiro.

Paris 2024 als großes Ziel

Aufgrund ihrer positiven und kämpferischen Einstellung war für die Oberösterreicherin trotz der Rückschläge ein Karriereende kein Thema: „Es war zwar alles sehr bitter, aber es war halt so, das muss man akzeptieren. Jetzt geht es mir zum Glück endlich wieder gut, und es macht mir mehr Spaß als jemals zuvor. Seit Long Covid vorbei ist, passen meine Leistungen auch wieder. Von daher denke ich derzeit auch nicht an ein Karriereende.“

Die österreichische Schwimmerin Lena Kreundl
GEPA/Philipp Brem
Seit 2012 vertritt Kreundl Österreich bei Großereignissen

Sollte sie jedoch ihre Schwimmbrille und ihren Badeanzug an den Nagel hängen, dann wird das in der Schweiz passieren. „Ich bin sehr zufrieden in der Schweiz, sollte ich irgendwann mit dem Schwimmen aufhören, will ich dies dort tun. Es ist meine letzte Station in meiner Schwimmkarriere, außer es passiert irgendetwas Außergewöhnliches. Aber so ist es geplant, weil es einfach so gut passt, ich fühle mich gut aufgehoben“, sagte Kreundl. Einen Zeitpunkt für ihren Rücktritt gibt es allerdings noch nicht: „Jetzt steht erst mal Paris 2024 auf meiner Liste.“

Viel Disziplin und Organisation gefragt

Doch bevor die Olympischen Spiele 2024 anstehen, fokussiert sich Kreundl auf die Langbahn-Weltmeisterschaft in Japan im Juli 2023. Sie kann sich seit Ende Februar auch wieder ganz dem Schwimmen widmen und akribisch auf ihr Saisonziel hinarbeiten. Denn der Fokus liegt jetzt wieder voll auf dem Sport, nachdem die ersten eineinhalb Monate des Jahres ihr Beruf im Vordergrund stand.

Die 25-Jährige ist Teil des Polizeisportmodells. Das bedeutet, dass sie neben dem Sport die Möglichkeit bekommt, eine berufliche Ausbildung zu machen, die zunächst fünf Jahre andauerte. Kreundl schloss diese vergangenen Oktober erfolgreich ab und absolviert nun ihren Dienst bei der Polizeistelle in Linz.

Allerdings wird Kreundl einige Monate im Jahr von der Arbeit freigestellt, um sich auf den Sport konzentrieren zu können. Wenn die Lagen-Spezialistin aufgrund ihres Jobs in Linz lebt, bekommt sie von ihrem Trainer die Trainingspläne geschickt, welche sie dann eigenständig absolviert. „Das ist vor allem ein enormer organisatorischer Aufwand und erfordert viel Disziplin“, erklärte die Oberösterreicherin, fügte aber noch hinzu: „Es passt alles schon ganz gut so.“

OSV erlebt Aufschwung

Neben den guten Leistungen von Kreundl ist die positive Stimmung im österreichischen Nationalteam ein weiterer Grund, weshalb ihr Schwimmen derzeit „mehr Spaß macht als je zuvor“. Denn der Österreichische Schwimmverband (OSV) erlebe im Moment einen Aufwärtstrend, wie Kreundl erzählte: „Ich bin seit 2012 im Nationalteam dabei, und die letzten Jahre hat man einfach gemerkt, dass es ein Ansporn ist, wenn von uns auch wer am Nachmittag in der Finalsession startet und nicht das gesammelte Team bei den Finalläufen nur zuschauen muss.“

Einen großen Anteil an dieser Entwicklung habe der Weltmeistertitel von Felix Auböck gehabt. Der Niederösterreicher eroberte 2021 im Dezember Gold über 400 m Kraul. „Das war einfach so lässig, und jeder hat sich gefreut. Das war auch eine Motivation für uns alle.“ So konnte das OSV-Team bei den letzten Großereignissen mit Medaillen und Finalteilnahmen aufzeigen. Kreundl ist allerdings überzeugt, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist: „Wir haben unglaubliche Leistungen im Team gezeigt, das spornt schon extrem an. Es ist aber noch mehr drinnen für uns.“