Maurits Kjaergaard und Noah Okafor (RBS)
AP/Alessandra Tarantino
Europa League

Salzburg scheitert im Play-off an Roma

Der FC Salzburg hat das Achtelfinale der UEFA Europa League verpasst. Österreichs Meister musste sich am Donnerstag im Play-off-Rückspiel bei der AS Roma mit 0:2 (0:2) geschlagen geben und schied mit einem Gesamtscore von 1:2 aus. Nach dem 1:0-Sieg in Salzburg hatten sich die „Bullen“ auch im mit 62.593 Zuschauer ausverkauften Stadio Olimpico einiges ausgerechnet, waren gegen vor allem in der ersten Hälfte stark aufspielende Römer aber chancenlos.

Nach einer hektischen Anfangsphase mit Chancen auf beiden Seiten übernahm die Roma das Kommando und riss das Ruder im Play-off-Duell mit einem Doppelschlag innerhalb von sieben Minuten herum. Mann des Spiels war Leonardo Spinazzola, der sowohl das 1:0 durch Goalgetter Andrea Belotti (33.) als auch das 2:0 durch Paulo Dybala (40.) mustergültig auflegte. Nach der Pause nahm die Roma das Tempo heraus, eine starke erste Hälfte bescherte der Auswahl von Starcoach Jose Mourinho aber den verdienten Aufstieg.

Salzburg setzte damit seine Durststrecke in K.-o-Spielen fort. Letztmals gelang ein Aufstieg im Februar 2019, als Club Brügge auf dem Weg ins EL-Achtelfinale ausgeschaltet wurde. Seither hat Salzburg keine K.-o.-Runde überstanden. Eintracht Frankfurt (2020), Villarreal (2021) und Bayern München (2022) hießen die namhaften Endstationen in Europa League bzw. Champions League. Bei acht Versuchen gelang lediglich dreimal der Aufstieg: 2014 gegen Ajax Amsterdam, 2018 gegen Real Sociedad und 2019 gegen Brügge.

Paulo Dybala (Roma)
Reuters/Alberto Lingria

Adamu stürmt anstelle von Fernando

Jaissle musste beim Rückspiel in Rom nicht nur auf den gesperrten Innenverteidiger Strahinja Pavlovic, sondern auch auf Stürmer Fernando verzichten. Den Brasilianer, der nach einer monatelangen Verletzungspause erst zum Frühjahrsauftakt in die Elf zurückgekehrt war, plagte neuerlich der Oberschenkel. Als Partner von Noah Okafor setzte Jaissle auf Junior Adamu. Anstelle von Pavlovic bildete Bernardo wie erwartet gemeinsam mit Oumar Solet die Defensivzentrale. Im Vergleich zum Hinspiel rückte zudem Maurits Kjaergaard anstelle von Luka Susic in die Startelf.

Bei der AS Roma saß Tammy Abraham nur auf der Bank. Der englische Offensivmann erlitt beim 1:0-Erfolg in der Liga über Verona am Sonntag eine Verletzung des Augenlids, die genäht werden musste. Der argentinische Weltmeister Dybala, der in Salzburg aufgrund einer Überlastung des linken Beinbeugers verfrüht vom Platz musste, wurde dagegen rechtzeitig fit und sollte im offensiven Mittelfeld für den nötigen Wirbel sorgen und Belotti mit den nötigen Bällen füttern.

61 Prozent der ORF.at-User waren bei einem Voting vom Salzburger Aufstieg überzeugt. Wie man die Roma, aktueller Tabellendritter der Serie A, in Schach halten kann, zeigte Österreichs Meister – nicht zuletzt dank einer Weltklasseleistung von Goalie Philipp Köhn – im Hinspiel. Jaissle stellte seine Auswahl aber auf eine viel offensivere Roma ein, erhoffte sich dadurch aber Räume für schnelle Gegenstöße. Die Römer, Conference-League-Sieger 2022, kassierten in dieser Saison in elf Ligaspielen aber erst fünf Gegentore, im Europacup landete die Auswahl von Starcoach Mourinho in den jüngsten 15 Heimpartien elf Siege.

Turbulente Anfangsphase in Rom

Viel Zeit zum Aufwärmen benötigten die beiden Mannschaften nicht, die Zuschauer im Stadio Olimpico erlebten eine turbulente Anfangsphase. Bereits in der vierten Minute wurde Adamu an der Strafraumgrenze nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte von Roger Ibanez zurückgehalten. Der Brasilianer sah ebenso Gelb wie Roma-Kapitän Lorenzo Pellegrini, der mit dem Pfiff überhaupt nicht einverstanden war. Den Freistoß aus guter Position hämmerte Amar Dedic dann aber in die Mauer.

Maurits Kjaergaard
Reuters/Alberto Lingria
Kjaergaard hatte das 1:0 für Salzburg auf dem Fuß, traf den Ball aber nicht richtig

Auf der Gegenseite sorgte kurz darauf Dybala für Raunen auf den Tribünen. Nach einer Eckballverlängerung übernahm der 29-jährige Argentinier volley und visierte das Kreuzeck an. Köhn faustete den Ball gerade noch weg und hatte Glück, dass Dybala im Nachsetzen per Kopf nur die Querlatte traf (9.). Nur fünf Minuten später hatte wiederum Kjaergaard das 1:0 für die Salzburger auf dem Fuß. Ein abgeblockter Schuss landete genau beim 19-jährige Dänen, der den Ball aber zum Glück von Roma-Goalie Rui Patricio nur rasierte (13.).

Doppelschlag lässt Stadio Olimpico beben

Die Partie blieb auch danach hektisch, allerdings kam die Roma nun immer besser ins Spiel und schnürte die Salzburger in deren eigener Hälfte ein, die Gelegenheiten und der Platz für schnelle Gegenstöße wurden immer rarer. Allerdings fanden die Römer noch keine entscheidende Lücke in der immer tiefer stehenden Salzburger Mannschaft. Einen scharfen Weitschuss von Pellegrini wehrte Köhn zur Seite ab, den Nachschuss verzog Nicola Zalewski (32.).

Andrea Belotti (Roma)
IMAGO/Fabio Frustaci
Belotti belohnte die AS Roma für den Aufwand und sorgte per Kopf für die Führung der Hausherren

Ein Treffer für die Hausherren lag in der Luft und sollte kurz darauf auch fallen. Nach einem Energieanfall von Spinazzola, der auf der linken Seite die Salzburger Abwehr überlief, stand Belotti in der Mitte goldrichtig und bugsierte die leicht abgefälschte Hereingabe im Fallen per Kopf ins Netz. Die Salzburger reklamierten zwar Handspiel, der Treffer wurde aber zu Recht gegeben (33.). Das Stadio Olimpico bebte und sollte auch nicht zur Ruhe kommen. Abermals tankte sich Spinazzola links durch, chippte das Leder genau auf Dybala, der volley abzog und zum 2:0 traf (40.).

Adamu kommt um Zentimeter zu kurz

Mit der verdienten Führung der Hausherren ging es auch in die Pause, in der Jaissle reagierte. Sucic kam für den glücklosen Kjaergaard ins Spiel und sollte für mehr Druck nach vorne sorgen. Das Ergebnis ließ die „Bullen“ auch weiter vom Aufstieg träumen, ein einziger Treffer würde die Uhren wieder auf null stellen. Wie schnell es gehen könnte, zeigte Adamu in der 52. Minute, in der eine Hereingabe von Kapitän Andreas Ulmer etwas zu weit ausfiel und vom 21-jährigen knapp verpasst wurde.

Junior Adamu (RBS)
APA/Roland Schlager
Eine Hereingabe von Ulmer fiel etwas zu weit aus, Adamu traf den Ball nicht richtig

Die Roma musste dem hohen Tempo in der ersten Hälfte jedenfalls Tribut zollen, schaltete einen Gang zurück und überließ Salzburg mehr Räume im Mittelfeld. Gefährlich blieb die Mourinho-Elf aber dennoch. So probierte es Bryan Cristante in der 59. Minute mit einem Hammer von der Strafraumgrenze, bei dem Köhn gar nicht richtig reagieren konnte und den Ball mit der Schulter zur Ecke abwehrte.

Salzburg suchte weiter vergeblich nach einem Rezept, die römische Abwehr zu knacken. Jaissle probierte noch einmal, den Schalter umzulegen und mit einem Dreifachtausch für frischen Wind zu sorgen. Oscar Gloukh, Benjamin Sesko und Ignace Van der Brempt kamen ins Spiel. Für Adamu, Nicolas Seiwald und Dedic war das Gastspiel in Rom in der 75. Minute vorbei. Die AS Roma, bei der ihm Finish auch noch Abraham mit Gesichtsmaske mitwirken durfte, verwaltete das Ergebnis aber geschickt und erreichte verdient das Achtelfinale der Europa League.

Stimmen zum Spiel:

Matthias Jaissle (Salzburg-Trainer): „Man muss neidlos anerkennen, dass wir heute gegen eine starke Mannschaft aus Rom gespielt haben. Wir haben es verabsäumt, den Mut und das Selbstverständnis – auch mit dem Ball – auf den Platz zu bringen. Vielleicht waren sie einen Tick beeindruckt von der Kulisse. Das ist auf jeden Fall sehr schade, ich hoffe, dass sie sehr schnell daraus lernen. Wenn wir unsere 100 Prozent nicht auf den Platz bringen, wird es schwer gegen so eine Topmannschaft. Gegen so ein Bollwerk, wie sie die Roma hat, musst du die wenigen Chancen auch nutzen. Man muss es fair einordnen, heute waren die Römer das bessere Team.“

Andreas Ulmer (Salzburg-Kapitän): „Vor allem in der ersten Hälfte haben wir zu wenig Entlastung geschafft, wir waren immer nur kurz in Ballbesitz. In der zweiten Hälfte war es besser, vielleicht hat aber auch Roma nicht mehr so viel fürs Spiel gemacht. Wir sind nur zu wenigen Möglichkeiten gekommen, aber auf so einem Niveau muss man aus ganz wenig viel machen. Wir haben unser Pressing nicht auf den Platz gebracht.“

Philipp Köhn (Salzburg-Tormann): „Wir hatten in der ersten Hälfte wenig Ballphasen. In der zweiten Hälfte war es ein bisschen besser, aber da war es dann schon zu spät. Aus so einem Spiel nimmt man viel mit, aber jetzt überwiegt einmal die Enttäuschung.“

Jose Mourinho (Roma-Trainer): „Wir haben den Aufstieg verdient, wir waren die bessere Mannschaft, bei allem Respekt gegenüber Salzburg. Wir hatten auch Elferschießen trainiert, waren auf alles vorbereitet. Aber wir haben von Anfang an gezeigt, dass wir dominieren wollen. In den zweiten Hälfte hatte Salzburg etwas mehr den Ball, aber wir haben uns in dieser Situation auch wohlgefühlt.“

UEFA Europa League, Play-off-Rückspiel

Donnerstag:

AS Roma – FC Salzburg 2:0 (2:0)

Rom, Stadio Olimpico, 62.593 Zuschauer, SR Vincic (SLO)

Torfolge:
1:0 Belotti (33.)
2:0 Dybala (40.)

Roma: Rui Patricio – Mancini, Ibanez, Smalling – Zalewski (81./Karsdorp), Cristante, Matic, Spinazzola – Dybala (93./El Shaarawy), Pellegrini (81./Wijnaldum) – Belotti (87./Abraham)

Salzburg: Köhn – Dedic (74./Van der Brempt), Solet, Bernardo, Ulmer – Gourna-Douath – Capaldo (83./Koita), Kjaergaard (46./Sucic), Seiwald (75./Gloukh) – Adamu (74./Sesko), Okafor

Gelbe Karten: Ibanez, Pellegrini, Spinazzola, Zalewski bzw. keine

Hinspiel 0:1 – Roma mit Gesamtscore von 2:1 im EL-Achtelfinale