Der österreichische Skifahrer Marco Schwarz
AP/Alessandro Trovati
Ski alpin

ÖSV-Männer greifen erneut in Übersee an

Für die ÖSV-Athleten stehen mit dem Riesentorlauf am Samstag und dem Slalom am Sonntag (20.00 bzw. 22.45 Uhr, jeweils live in ORF1) in Palisades Tahoe die ersten Bewerbe nach der alpinen Ski-WM in Frankreich an. Erst zum zweiten Mal in der Geschichte findet ein Männer-Weltcup der alpinen Skirennläufer in dem kalifornische Skiresort in der Sierra Nevada statt, anschließend geht es nach Aspen weiter. Die in dieser Saison zweite USA-Reise der Männer, die auf Betreiben von FIS-Präsident Johan Eliasch festgesetzt wurde, ist in der Szene umstritten.

Ende November und Anfang Dezember 2022 war der Weltcup-Zirkus in dieser Saison bereits in Lake Louise und Beaver Creek zu Gast. Laut FIS-Boss Eliasch ist das Interesse der Zielgruppen dort zu diesem Zeitpunkt aber eher gering, Anfang März könne man ein größeres Publikum in Nordamerika erreichen.

Die zusätzlichen Reisekosten, die das Budget großer Verbände wie ÖSV und Swiss-Ski im sechsstelligen Bereich belasten, sowie der sich daraus ergebende größere CO2-Fußabdruck seien für ihn kein Thema. „Ökologisch fällt die zusätzliche Reise über den Atlantik verglichen mit anderen Posten in unserer Klimabilanz nicht groß ins Gewicht“, sagte der Schwede kürzlich bei der WM in Frankreich.

FIS-Präsident Johan Eliasch
GEPA/Patrick Steiner
FIS-Präsident Eliasch steht wegen des Rennkalenders, der eine zweite Überseestation beinhaltet, in der Kritik

Perfekte Winterlandschaft

Der Olympiaschauplatz von 1960 präsentiert sich jedenfalls als perfekte Winterlandschaft. „Es hat brutal viel Schnee und schneit nach wie vor. Die haben einen richtig sensationellen Winter“, schilderte Raphael Haaser seine ersten Eindrücke. „Wir freuen uns natürlich riesig auf die Rennen.“ Stefan Brennsteiner fügte hinzu: „Eine richtig coole Winterlandschaft.“

Schneefall ist auch das ganze Wochenende noch angesagt – in dem Skigebiet nahe des Lake Tahoe, das lange Zeit als Squaw Valley firmiert hat. 1960 gingen dort die Olympischen Winterspiele in Szene. Nach Protesten der indigenen Bevölkerung der Region entschieden sich die Betreiber des Skigebiets aber 2021 zur Namensänderung. Der alte Name sei „abwertend und anstößig“ gewesen, hieß es damals in einem Statement.

Das bisher einzige Weltcup-Gastspiel der Männer in Palisades Tahoe datiert mit 1969, RTL-Sieger war damals der Steirer Reinhard Tritscher. Die Frauen waren öfter dort zu Werke, zuletzt feierte die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin im März 2017 zwei Siege. Die Österreicher-Fraktion hob mehrheitlich am Mittwoch Richtung San Francisco ab und machte sich dann mit dem Auto auf den Weg nach Norden. Serviceleute, Betreuer und Material waren teilweise bereits davor in die USA geschickt worden, andere wie Rennsportleiter Marko Pfeifer kamen erst zwei Tage später.

Schwarz will „WM-Schwung“ mitnehmen

WM-Bronzemedaillengewinner Marco Schwarz hatte nach den Titelkämpfen nicht lange Zeit durchzuatmen, gerade mal zwei Tage war der Kärntner daheim. In Palisades Tahoe wolle er jedenfalls „den Schwung von der WM mitnehmen, wieder gut attackieren und sauber Ski fahren“. In Schladming stand der 27-Jährige in dieser Saison auch im Weltcup schon einmal als Dritter auf dem Riesentorlauf-Podium, im Slalom fehlt ihm noch ein Top-Fünf-Resultat.

Slalom-Spezialist Johannes Strolz, der diese Saison deutlich hinter den Erwartungen blieb, hatte sich vor dem USA-Trip mit einem zweiten Platz in Berchtesgaden via Europacup Selbstvertrauen geholt. „Das Ziel für den Sonntag ist, dass ich die zwei guten Fahrten jetzt im Weltcup auch zeigen kann“, sagte der Vorarlberger.

Keine Kugelentscheidungen in Palisades Tahoe

Courchevel-Weltmeister Marco Odermatt könnte indes am Samstag der vierte Mann werden, der 14 Rennen in Folge im Riesentorlauf auf dem Podium stand. Den Rekord hält der Schwede Ingemar Stenmark, dem das von 1977 bis 1981 laut FIS-Angaben 37-mal gelang. Marcel Hirscher ist in diesem Ranking mit 18 RTL-Podestplätzen en suite von 2016 bis 2018 Zweiter.

Entscheidungen um die begehrten Kristallkugeln können in Palisades Tahoe noch nicht fallen. Dem Schweizer Odermatt und Slalom-Disziplinleader Lucas Braathen sitzen noch einige Verfolger mit zumindest halbwegs guten Aussichten im Nacken. Und im Rennen um die große Kugel hat Braathens norwegischer Landsmann Aleksander Aamodt Kilde noch die Chance, Odermatt abzufangen.