Kraft steigerte sich gegenüber dem Training, sieht für den Bewerb aber noch Verbesserungspotenzial. „Es wird immer besser, ich suche noch, aber der Sprung war der erste in die richtige Richtung. Es ist nicht leicht auf dieser Schanze, aber es wird. Es hat jetzt das erste Mal ein bisschen Spaß gemacht, ein paar Meter mehr wären aber schon noch ganz lustig“, sagte der Salzburger.
Daniel Tschofenig (Qualisiebenter), Michael Hayböck (14.) und Jan Hörl (16.) müssen an ihrem Maximum springen, um die Top Drei zu attackieren – und die Topelite um Halvor Egner Granerud. Der Norweger hält nicht nur bei der Weltcup-Gesamtführung, sondern auch bei zehn Saisonsiegen. Die Vierschanzentournee hat der 26-Jährige heuer auch schon gewonnen, nun geht es um seine erste Einzel-Medaille bei Großereignissen.
Kraft Zweiter in Qualifikation
Stefan Kraft hat bei der nordischen Ski-WM in Planica den zweiten Platz in der Qualifikation für das Skispringen von der Normalschanze erreicht. Der Salzburger landete am Freitag bei 97 Metern und wurde nur vom slowenischen Lokalmatador Anze Lanisek geschlagen, Dritter wurde dessen Landsmann Timi Zajc. Favorit Halvor Egner Granerud aus Norwegen kam nicht über Rang sechs hinaus.
Anders die Situation bei Dawid Kubacki. Der Pole ließ das für Donnerstag angesetzte, einzige Training wegen Rückenschmerzen aus, in der Qualifikation am Freitag wurde er Achter. ÖSV-Chefcoach Andreas Widhölzl schätzt den Weltcup-Zweiten stark ein: „Kubacki wird sicher ganz gut sein, der hat einen guten Absprung.“
„Ein guter Telemark“ wird entscheidend sein
Aber auch der Aufsprung werde sehr wichtig. „Entscheidend wird sicher ein guter Telemark sein – dass man ihn gut setzen muss, weil du die Punkte mitnimmst“, sagte der rot-weiß-rote Coach. „Ich glaube, dass es sehr eng zusammenpicken wird.“ An den so wichtigen Details hat die ÖSV-Equipe in der vergangenen Woche in Seefeld noch einmal gearbeitet. Widhölzl: „Das Training war gut und intensiv. Es war wichtig, in Ruhe noch einmal zu springen. Ich traue es in den Einzel-Bewerben jedem zu, dass er eine Medaille macht. Aber es muss alles zusammenpassen.“
Das ist bei Kraft in dieser Saison sehr oft der Fall gewesen. „Wenn die Bedingungen passen, weiß ich, dass ich vorne hineinspringen kann“, sagte der 29-Jährige. Platz zwei in der Qualifikation „stimmt mich schon sehr positiv, Zweiter ist sehr gut“, meinte Kraft. Auch der angekündigte Wetterumschwung mit Regen und Wind bringt ihn nicht aus der Ruhe. Schwierige Verhältnisse würden auch eine Chance sein, die man nützen könne.
Kraft hält bei zwölf WM-Medaillen
Vor seiner Titelverteidigung auf der Großschanze geht es für den Salzburger um seine vierte WM-Einzel-Medaille vom kleinen Bakken. Außer Gold 2017 nennt er Bronze von 2015 und 2019 sein Eigen. Dazu kamen neun weitere WM-Medaillen, insgesamt zwölf. Die 13 würde Kraft vor Gregor Schlierenzauer zum alleinigen ÖSV-Rekordhalter an WM-Medaillen machen.
Qualisieger Lanisek untermauerte mit deutlichem Vorsprung seine Mitfavoritenstellung. „Mehr kann man sich nicht wünschen, ich springe hier wirklich sehr gut. Hoffentlich kann ich das auch im Wettkampf zeigen“, sagte der Slowene. Sein Landsmann Timi Zajc (99) wurde hauchdünn hinter Kraft Dritter. Danach folgten der Deutsche Karl Geiger (98) und Olympiasieger Ryoyu Kobayashi (101) aus Japan. Erst auf Platz sechs reihte sich Norwegens Weltcup-Dominator Granerud (95,5) ein.
Tschofenig hat Edelmetall als Ziel
Tschofenig kam in der Qualifikation ganz gut zurecht und auf Rang sieben. Mit Kraft bildete der 20-Jährige schon zuletzt im Super-Team-Bewerb von Lake Placid das ÖSV-Topduo, in der Olympiastadt von 1980 holte der Kärntner auch seinen ersten Weltcup-Einzel-Podestplatz. Damit habe er sein Saisonziel eigentlich schon erreicht. „Jetzt kann ich auf der Schanze stehen mit einem Grinser im Gesicht. Aber es gilt auch für jeden Sportler, dass er mit Edelmetall heimfahren will. Das ist auf jeden Fall das Ziel. Im Einzel wird es aber zäh.“
Hayböck befindet sich in seiner besten Saison seit sechs Jahren, und das trotz einer im Herbst 2021 vorgenommenen Bandscheibenoperation. Nach zehn Top-Ten-Plätzen im Saisonverlauf hat der 14. der Qualifikation nun höhere Ansprüche an sich. Man könne auch bei vier vierten Plätzen nicht von einer guten WM reden, daher sei sein Ziel klar. „Es zählt die Medaille. Ich bin schwerst motiviert, war schon ein paarmal extrem knapp dran an den Stockerlplätzen“, sagte er. „Ich brauche keinen Ausreißer oder irgendeine Sensation, sondern es kann mit meinen Sprüngen reichen.“
Hörl kommt wie Hayböck mit der Schanze noch nicht ganz zurecht. Der Quali-16. kam nach acht Top-Ten-Plätzen im Februar etwas ins Hintertreffen, macht dafür auch fehlendes Glück verantwortlich. „Teilweise war ich auch springerisch nicht auf so einem hohen Level“, räumte er ein. Der jüngste Trainingskurs habe ihm aber gutgetan. Danach sei er u. a. zwei Skitouren gegangen. „Es war gut, noch einmal rauszugehen, Energie tanken, Kopf frei kriegen, etwas anderes machen.“ Wenn er seine Sachen beieinander habe, könne er vorne mitmischen. „Das ist meine erste Priorität.“