Nordische Ski-WM

Kraft schrammt an Medaille vorbei

Stefan Kraft hat bei der nordischen Ski-WM in Planica nach dem ersten Durchgang des Springens von der Normalschanze zwar geführt, in einem vom Wind beeinflussten zweiten Durchgang eine Medaille jedoch um 0,4 Punkte verpasst. Am Ende blieb nur „Blech“ für den Salzburger. Gold ging an den Polen Piotr Zyla, der nach dem ersten Sprung nur 13. war und im Finale Schanzenrekord aufstellte.

105 Meter war auf dem kleinen Bakken von Planica noch niemand gesprungen. Damit verteidigte Zyla seinen Titel von der Normalschanze von Oberstdorf 2021. Silber und Bronze holten die beiden Deutschen Andreas Wellinger und Karl Geiger.

Zweitbester Österreicher war Jan Hörl als Achter. WM-Debütant Daniel Tschofenig landete auf Rang 14, Michael Hayböck wurde 15. Kraft zeigte zwei tadellose Sprünge, der zweite wurde von der Jury auch sehr gut bewertet, war jedoch nicht von den Windpunkten begünstigt und landete so knapp neben dem Podest. Ein Umstand, der im ÖSV-Team für Enttäuschung und Verwunderung sorgte.

Allgemein hatten die Österreicher im Finale nicht unbedingt Glück mit den Bedingungen, mussten so wie Hayböck bei Regen und Wind lange auf ihren Absprung warten. Doch bereits am Sonntag können und wollen die ÖSV-Adler Kraft und Hörl im Mixed-Bewerb (17.00 Uhr, live in ORF1) gemeinsam mit Eva Pinkelnig und Chiara Kreuzer zurückschlagen. Pinkelnig hatte zuvor mit Julia Mühlbacher im Damen-Team-Bewerb Silber geholt.

„Sicher mein bitterster WM-Moment“

„Das ist sicher mein bitterster WM-Moment. Es war ein cooler Wettkampf. Ich bin stolz, es hat aber nicht ganz zusammengepasst. Das hat es ganz knapp nicht. Das tut weh, hilft aber nichts“, fasste Kraft im ORF-Interview den unglücklichen Wettkampf zusammen, bei dem er im ersten Durchgang mit Höchstweite von 102,5 Metern die Führung übernommen hatte.

Kraft verpasst Medaille knapp

Der polnische Titelverteidiger Piotr Zyla setzte sich im WM-Springen auf der Normalschanze bei stark wechselnden Windverhältnissen vor den Deutschen Andreas Wellinger und Karl Geiger durch. Stefan Kraft verpasste die Medaille als Vierter knapp.

„Der zweite Sprung hat sich sehr gut angefühlt, aber es hat weniger getragen als im ersten Durchgang. Die Trainer können vielleicht besser sagen, ob es unfair war. Das Glück war sicher nicht ganz auf meiner Seite heute. Die Windpunkte passen oft nicht ganz zusammen. Es war brutal eng“, sagte der Salzburger und wollte sich nicht nur auf die komplizierte Punktearithmetik des Internationalen Skiverbands (FIS) ausreden.

Vierter Platz für Kraft macht „sprachlos“

Seine Kollegen waren da weniger zurückhaltend. So meinte Daniel Tschofenig: „Dass ‚Krafti‘ mit zwei grandiosen Sprüngen Vierter wird, macht mich sprachlos. Im ersten hatte ich bisschen Pech, im zweiten wollte der Wind nicht, wie ich wollte. Aber das ist Skispringen. Wir werden uns auf der großen Schanze zurückkämpfen.“

Stefan Kraft und Michael Hayböck
APA/Georg Hochmuth
Dass Stefan Kraft (r.) nach zwei tadellosen Sprüngen ohne Medaille blieb, verwunderte nicht nur seine Teamkollegen

Der achtplatzierte Hörl hatte „gemischte“ Gefühle: „Natürlich ist es sehr bitter für ‚Krafti‘. Auf der Normalschanze ist es sehr eng. Bei ihm war es nicht so gut wie bei den anderen. Ich denke, er wird das gut wegstecken.“

Auch Hayböck versuchte das Springen von der Normalschanze bereits hinter sich zulassen: „Für ‚Krafti‘ ist es voll unverdient, dass er keine Medaille hat. Der Jury kann man keinen Vorwurf machen, es war schwierig. Wir werden zurückschlagen. Es war verhext. Ich wollte noch einmal voll angreifen. Es war im Vorbau ein Luftloch, dann bin ich nicht ins Fliegen gekommen.“

Zuschauerkulisse erneut nicht berauschend

Ein weiterer Wermutstropfen war die erneut nicht berauschende Zuschauerkulisse. Die Zuschauerfläche am Schanzenauslauf war zwar gut gefüllt, die große Tribüne blieb jedoch auch im nächsten Bewerb mit großen slowenischen Chancen erschreckend leer. Bester Mann aus dem Team der Gastgeber war Anze Lanisek als Neunter.

Auch Weltcup-Dominator Halvor Egner Granerud (NOR) war an der elften Stelle unter den Geschlagenen. Olympiasieger Ryoyu Kobayashi (JPN) wurde im zweiten Durchgang wegen eines regelwidrigen Anzugs disqualifiziert, er hätte aber ohnehin keine Medaille gewonnen. Die Polen und Deutschen mit jeweils drei Athleten unter den besten acht durften hingegen jubeln.

Herren-WM-Springen Normalschanze

Endstand nach zwei Durchgängen:
1. Piotr Zyla POL 97,5/105,0 261,8
2. Andreas Wellinger GER 101,0/102,0 259,2
3. Karl Geiger GER 100,0/101,5 257,7
4. Stefan Kraft AUT 102,5/99,0 257,3
5. Dawid Kubacki POL 97,0/102,0 256,9
6. Kamil Stoch POL 99,0/102,0 256,3
7. Constantin Schmid GER 97,5/101,0 253,8
8. Jan Hörl AUT 96,0/101,0 253,3
9. Anze Lanisek SLO 99,5/100,0 251,9
10. Timi Zajc SLO 99,0/101,1 251,7
11. Halvor Egner Granerud NOR 96,5/97,5 251,6
12. Johann Andre Forfang NOR 97,5/97,5 244,3
13. Markus Eisenbichler GER 100,0/98,0 243,0
14. Daniel Tschofenig AUT 99,0/92,0 242,7
15. Michael Hayböck AUT 98,5/93,0 239,3
16. Pawel Wasek POL 93,5/96,0 236,8
17. Jewhen Marusiak UKR 97,5/103,0 236,7
. Lovro Kos SLO 95,5/97,0 236,7
19. Gregor Deschwanden SUI 97,5/93,5 235,7
20. Aleksander Zniszczol POL 97,5/93,0 235,6
21. Kristoffer Eriksen Sundal NOR 97,5/91,0 233,9
22. Marius Lindvik NOR 97,0/93,0 233,5
23. Ziga Jelar SLO 96,0/90,0 232,8
24. Antti Aalto FIN 91,5/90,5 232,4
25. Naoki Nakamura JPN 93,0/91,5 229,8
26. Andrew Urlaub USA 98,0/91,5 227,1
27. Niko Kytösaho FIN 96,5/91,0 226,6
28. Simon Ammann SUI 97,5/87,0 226,5
29. Fatih Arda Ipcioglu TUR 93,0/87,0 220,8
Disqualifiziert: Ryoyu Kobayashi (JPN)