Die österreichische Skispringerin Eva Pinkelnig
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Nordische Ski-WM

Pinkelnig froh über Ende der WM

Eva Pinkelnig hat nur noch wegwollen. Rund 600 km lang ist der Weg von Planica nach Vorarlberg, trotzdem hat sie sich zu dem nächtlichen Trip nach dem nervenaufreibenden WM-Einzel von der Großschanze dazu entschlossen. Die 34-Jährige war erneut beste ÖSV-Aktive, Platz sechs zum Abschluss stellte aber niemanden so richtig zufrieden.

Auch die insgesamt zweite WM-Entscheidung vom großen Bakken endete damit ohne ÖSV-Medaille, Pinkelnig reiste aber doch immerhin mit zweimal Silber ab. „Ich will heim, zu meinen Leuten, zu meinen Herzensmenschen. Ich brauche ganz, ganz dringend Menschen, die nahe an meinem Herzen sind“, erklärte Pinkelnig.

„Es gibt einfach einige Dinge in dem Jobprofil, die sehr schwer für mich sind. Jetzt haben sie mich ein bisschen erdrückt, und deswegen muss ich weg – damit ich wieder ein bisschen schnaufen kann“, sagte die Vorarlbergerin in ihrem letzten Interview vor der Abreise. Zu Mittag sei sie im Hotelzimmer gesessen und habe geweint. „Im Hintergrund müssen die Dinge einfach gut zusammenlaufen, das war halt nicht der Fall“, ließ sie wissen.

Loutitt überrascht auf der Großschanze

Österreich ist bei der WM in Planica zum Abschluss der Bewerbe der Skispringerinnen leer ausgegangen. Nach der Silbermedaille auf der Normalschanze und mit dem Team musste sich Eva Pinkelnig am Mittwoch als beste ÖSV-Skispringerin auf der Großschanze mit dem sechsten Rang zufriedengeben. Gold holte überraschend die Kanadierin Alexandria Loutitt vor der norwegischen Titelverteidigerin Maren Lundby. Bronze ging an die Deutsche Katharina Althaus.

Hohe Erwartungshaltung

Schon die gesamte, Anfang November begonnene Saison über liegt eine hohe Erwartungshaltung auf Pinkelnig, da die Gesamtweltcup-Titelverteidigerin Sara Marita Kramer nie richtig in Schwung kam und Österreichs Rekordsiegerin Daniela Iraschko-Stolz die Saison verpasste. Mit sechs Siegen bzw. 17 Podesträngen im Weltcup sowie der klaren Gesamtweltcup-Führung gelang Pinkelnig mehr, als zu erwarten war. Nun erhoffte man Gold von ihr, nachdem das davor weder bei den alpinen noch bei den nordischen Weltmeisterschaften ÖSV-Aktiven gelungen war.

Für ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer blieb der Druck auf sein Team bzw. Pinkelnig im Speziellen auch nicht unbemerkt. „Die Erwartungen waren sehr groß. Du kommst als Weltcup-Führende, bist im Nationencup vorne – da erwartet jeder die Medaillen. Es könnte aber auch in die andere Richtung gehen.“ Der Coach rechnete Pinkelnig jedenfalls ihre WM-Leistungen hoch an, zog für sie eine positive Bilanz: „Eva hat ihre Nerven im Zaum gehabt hat, sie fährt mit zwei Medaillen heim.“

Die österreichische Skispringerin Marita Kramer
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Marita Kramer machte einen Schritt vorwärts, der erhoffte Durchbruch gelang nicht

Kramer hat sich nichts vorzuwerfen

Davon war Kramer weit entfernt, sie war auch nur in den beiden Einzel-Bewerben im Einsatz. Mit Platz zwölf von der Großschanze gelang nicht der erhoffte Befreiungsschlag. „Ich bin wieder ein bisschen ins Komfortable reingerutscht“, ließ die Salzburgerin durchblicken, dass im Training erarbeitete Hockeadaptionen im Wettkampfstress noch nicht so leicht umzusetzen sind. „Es waren gute Dinge dabei, ich habe alles gegeben. Natürlich bin ich nicht ganz zufrieden, aber es war definitiv ein Schritt – und gute Dinge dabei. Ich kann mir nichts vorwerfen.“

Respekt vor Loutitt und Lundby

Die 21-Jährige räumte ein, dass ihre Hoffnung auf einen Durchbruch bei der WM mehr Traum als Realität gewesen sei. „Aber ich bin nicht mehr weit weg. Jetzt gilt es, das einmal mit vollem Vertrauen voll durchziehen.“ Respekt zollte Kramer der neuen, 19-jährigen kanadischen Weltmeisterin Alexandria Loutitt, aber auch der zweitplatzierten Maren Lundby. Die hatte wegen Gewichtsproblemen eineinhalb Jahre lang pausiert. Kramer: „Sie hat es nicht so leicht gehabt und hat sich saustark zurückgekämpft. Eine Medaille holen genau bei der WM, das ist schon beeindruckend.“

Bis auf Kramer nehmen durch Team-Silber alle ÖSV-Springerinnen eine Medaille mit nach Hause. Während Jacqueline Seifriedsberger nur im Team eingesetzt worden ist, war Chiara Kreuzer immer dabei. „Von meinen Einzel-Leistungen bin ich doch ein bisschen enttäuscht“, sagte die Salzburgerin, 14. von der Normal- und Neunte von der Großschanze. Die 18-jährige Julia Mühlbacher zeigte sich sehr zufrieden: „Die Silberne erhält in meinem Medaillenschrank das oberste Facherl.“ Und das Resümee von Mario Stecher, Sportlicher Leiter im ÖSV, fiel mit zwei Medaillen „sicherlich positiv“ aus.