Seit Jahrzehnten prägen Norwegen, Deutschland und Österreich die Siegerlisten in der Nordischen Kombination. Abgesehen von Frankreich, Japan, Italien und wenigen anderen Nationen ist die Sportart auf Weltklasseniveau quasi nicht existent. Sogar in Wintersportgroßmächten wie Finnland, Schweden und der Schweiz bleibt sie auf vereinzelte konkurrenzfähige Athleten und Athletinnen beschränkt. In der 2021 ins WM-Programm aufgenommenen Frauen-Kombi schaut es noch weniger differenziert aus.
Die FIS muss und will gegensteuern. „Wir haben sowieso ein sehr, sehr spannendes Format und Konzept für die Kombination. Ich denke, man braucht den Sport nicht total ändern, Kombination ist Kombination, aber selbstverständlich haben wir Ideen“, meinte FIS-Renndirektor Lasse Ottesen bei der WM in Planica.
Neue Formate geplant
Zur Diskussion stehen unter anderem neue Wettkampfformate. „Wir haben im Kontinentalcup einen Supersprint getestet, wo man nur 800 Meter läuft mit Heats (mehrere Läufe in unterschiedlichen Durchgängen, Anm.) und der Sprungdurchgang danach stattfindet. Das werden wir analysieren und diskutieren. Single-Mixed-Team wäre auch sicherlich ein Vorschlag, den man auch im Sommer testen kann. Bezüglich der Formate sind wir in einem guten Prozess“, so Ottesen.
Der Ex-Skispringer hofft außerdem auf mehr Weltcup-Orte für die Frauen. „Es sieht ganz ok aus. Der Prozess läuft Schritt für Schritt. Hoffentlich kann ich noch zwei Orte finden, damit wir einen noch besseren Kalender haben als diesen Winter.“ Für die Saison 2024/25 seien Stationen in Japan und USA denkbar.
Weitere Nationen erwünscht
Um mehr Nationen auf ein höheres Niveau zu bringen, soll es Kooperationen geben. „In Seefeld hatten wir eine gute Sitzung mit den Top-Fünf-Nationen. Da haben wir einen guten Prozess gestartet. Länder wie Polen, Lettland und Kasachstan müssen und wollen die Hilfe aber auch annehmen.“ Der ÖSV soll den Polen auf die Sprünge helfen, Norwegen kooperiert mit den Verbänden aus Kasachstan und Lettland. „Ich denke, die ersten Schritte sind gemacht, wir müssen einen guten Dialog mit allen führen“, sagte Ottesen.
Der seit 2012 als FIS-Renndirektor verantwortliche 48-Jährige hofft mittelfristig auf höhere Nationenteilnehmerzahlen. Bei der WM in Planica waren es bei den Frauen elf, im Mixed-Team-Bewerb mit zwei weiblichen Teilnehmerinnen pro Land gar nur acht. Bei den Männern 15 bzw. elf. „Wir hoffen selbstverständlich, dass wir in den nächsten Jahren noch drei, vier, fünf Nationen dazubekommen. Ich denke, die Basis ist da, wir müssen nur weiter mit den anderen Nationen wie der Schweiz und der Slowakei arbeiten.“
Nach einem rein norwegischen Podest 2021 kamen bei der WM in Planica bei den Frauen drei verschiedene Nationen unter die Top Drei. Ottesen sieht aber noch Luft nach oben. „Selbstverständlich könnte es besser sein. Hoffentlich kommen mehr Nationen dazu, dass man einen Kampf von fünf, sechs, sieben hat.“
Überlebenskampf im eigenen Verband
Eine Möglichkeit, mit IOC-Vertretern über die für die Kombi wohl überlebenswichtige Olympiazukunft zu sprechen, habe es bei der WM noch nicht gegeben. „Bis jetzt waren keine IOC-Leute da. Aber wir sind in ständigen Diskussionen in diese Richtung.“ Hoffnungen setzt Ottesen auch in eine Sitzung von Athletenvertretern am nächsten Freitag (10. März) in Oslo mit IOC-Sportdirektor Kit McConnell.
Innerhalb der FIS muss Ottesen mit dem alpinaffinen Präsidenten Johan Eliasch zurechtkommen. „Ich habe ihn hier getroffen und ein gutes Gespräch gehabt. Ich hoffe selbstverständlich, dass er auch die Kombi und die Nordischen Disziplinen unterstützt in der Zukunft – das ist klar, das brauchen wir“, so der langjährige Renndirektor auf Nachfrage der APA. Gefordert sei aber vor allem er mit seinen Leuten. „Den Plan müssen wir aufbauen, wir haben aber die volle Unterstützung im FIS-Council, und ich glaube auch, dass der Präsident da dahintersteht.“