Zajc, nach dem ersten Durchgang noch 0,7 Punkte hinter Kobayashi Zweiter, drehte das Klassement im zweiten Versuch mit einem Flug auf 137,0 m noch um. Der Mixed-Olympiasieger von Peking sicherte Slowenien mit 10,7 Punkten Vorsprung auf den Japaner – der nur bei 129,5 m gelandet war – den ersten Titel bei den Titelkämpfen auf eigenem Boden. Bisher war Bronze im Mixed-Springen die einzige Ausbeute für die Gastgebernation gewesen.
Zajc ist zudem der erste slowenische Großschanzenweltmeister seit Franci Petek 1991, der damals allerdings noch für Jugoslawien gesprungen war. Der letzte slowenische Champion im Skispringen war Rok Benkovic, der 2005 in Oberstdorf Gold auf der Normalschanze gewann. Immerhin durfte sich Kobayashi mit seiner ersten Einzelmedaille bei einer WM trösten. Der Drittplatzierte Kubacki, 2019 Weltmeister auf der Normalschanze, eroberte erstmals auf dem großen Bakken eine Einzelmedaille.
Österreicher springen hinterher
Die Österreicher hatten diesmal mit den Top Drei nichts zu tun. Titelverteidiger Kraft nahm sich bereits im ersten Durchgang mit einem Sprung auf 125,5 m aus dem Rennen, machte aber in der Entscheidung mit 136,0 m noch fünf Plätze gut und wurde am Ende dennoch bester Österreicher. Daniel Tschofenig, nach dem ersten Durchgang noch Achter, landete als zweitbester ÖSV-Adler auf dem zwölften Platz, Jan Hörl und Michael Hayböck belegten die Ränge 14 und 15. Manuel Fettner kam über Platz 20 nicht hinaus.
„Im ersten Sprung hat leider nichts zusammengepasst, ich hatte keine Rakete und auch nicht gute Bedingungen. Man hat es auch bei Kobayashi gesehen, wie schnell es geht. Aber es war fairer als auf der Normalschanze, und mit dem zweiten Sprung bin ich auch zufrieden“, so Kraft im ORF-Interview.
Kraft bester Österreicher
Der entthronte Titelverteidiger steigerte sich im zweiten Durchgang auf 136,0 m und verbesserte sich damit noch auf den sechsten Platz.
Der Salzburger hakte die erneute Niederlage nach Platz vier auf dem kleinen Bakken aber schnell ab: „Wir haben morgen noch eine Chance, ich werde schauen, dass ich gute Sprünge mache. Ich freue mich darauf“, sagte Kraft mit Hinblick auf das Team-Springen am Samstag (16.30 Uhr live in ORF1). Mit der Nullnummer auf der Großschanze ging eine stolze österreichische Serie zu Ende. Erstmals seit den Titelkämpfen 2005 in Oberstdorf blieben die heimischen Adler bei einer WM ohne Edelmetall in einem Einzelspringen.
Einzelergebnis stellt Team auf
Das Ergebnis im Einzel stellte auch die österreichische Equipe für das Mannschaftsspringen auf. Kraft, Tschofenig, Hörl und Hayböck sollen die möglicherweise letzte Chance auf eine österreichische Goldmedaille in Planica nutzen. Fettner, vor einem Jahr noch Teil des erfolgreichen Olympiaquartetts, das in Peking Gold holte, ist diesmal nur Zuschauer. Österreich hat seit Falun 2015 als Team bei einer WM immer eine Medaille geholt. Den einzigen Weltcup-Bewerb der Saison gewannen die Österreicher in Zakopane einen Punkt vor den Polen.
Im Teambewerb ist ein Fünfkampf zu erwarten. Slowenien mit Weltmeister Zajc, die Polen mit Normalschanzen-Sieger Piotr Zyla, die Deutschen mit u. a. Andreas Wellinger und die Norweger um Weltcup-Leader Halvor Egner Granerud sind stark einzuschätzen. Die Polen im Einzel mit einem Trio in den Top Ten sind nun erster Favorit – auch für Tschofenig: „Die Goldene wäre ein absoluter Erfolg. Da müsste bei jedem jeder Sprung passen und ein Quäntchen Glück dabei sein. Auch für eine Medaille müssen wir alle richtig gut springen.“