Kai Havertz jubelt mit Mitspielern
AP/Cal Sport Media/David Klein
Champions League

Chelsea nimmt Dortmund aus dem Spiel

Kai Havertz hat am Dienstag mit einem umstrittenen Elfmeter Borussia Dortmunds Traum vom Champions-League-Viertelfinale beendet. Der deutsche Nationalspieler in Diensten des FC Chelsea besiegelte beim 2:0 im Achtefinal-Rückspiel nach dem 0:1 aus dem Hinspiel mit seinem im zweiten Versuch verwandelten Strafstoß das Aus der Dortmunder. Im zweiten Dienstag-Spiel hatte Benfica Lissabon mit Club Brügge keine Mühe.

Vor 39.400 Zuschauern an der Stamford Bridge in London hatte Raheem Sterling (44. Minute) zuvor für die 1:0-Führung der Engländer gesorgt. Doch der große Aufreger war der umstrittene Handelfmeter, den der niederländische Schiedsrichter Danny Makkelie erst nach Videostudium gab und dann auch noch wiederholen ließ, nachdem Havertz zunächst die Stange getroffen hatte.

Während Dortmund die letzten zehn Pflichtspiele alle gewonnen hatte, hatten die Londoner seit Jahresbeginn in zwölf Spielen aber nur fünf Tore erzielt, das wurde auch in der Anfangsphase deutlich. Die Londoner begannen zwar überfallsartig, trafen aber nicht. Alexander Meyer musste gleich gegen Joao Felix retten (6.), zudem brachte Havertz den Ball aus guter Position nicht aufs Tor (8.).

Chelsea drängt auf die Führung

Beinahe hätten die Deutschen den Spielverlauf auf den Kopf gestellt, Kepa Arrizabalaga fischte einen Reus-Freistoß aber sehenswert aus dem Eck (17.). Sonst drückten nur die Hausherren und hatten vorerst Pech. Ein Havertz-Schuss landete an der Innenstange, fand aber nicht den Weg ins Tor (28.). Ein Havertz-Treffer wurde zu Recht im Nachhinein wegen eines Sterling-Abseits nicht anerkannt (38.). Bei einem Joao-Felix-Nachschuss rettete wieder Meyer (40.).

In der 43. Minute war der BVB-Schlussmann machtlos. Sterling hatte nach einer Chilwell-Hereingabe im Sechzehner das nötige Ballglück und schoss aus elf Metern wuchtig ein. Nicht einmal zwei Minuten nach Wiederbeginn schaltete sich der VAR mit etwas Verzögerung ein, und die Londoner bekamen einen Elfmeter zugesprochen, da Marius Wolf eine Chilwell-Hereingabe mit der leicht ausgestreckten Hand berührt hatte.

Havertz behält die Nerven

Havertz verlud Tormann Meyer, scheiterte aber an der Stange. Da einige Spieler zu früh in den Strafraum reingelaufen waren, wurde der Elfmeter wiederholt. Havertz zeigte keine Nerven, entschied sich für dieselbe Ausführung, mit dem Unterschied, dass der Ball diesmal genau im Eck landete. Dortmund hätte sich noch in die Verlängerung retten können, Jude Bellingham ließ eine Topchance aber aus kurzer Distanz aus (58.).

Kai Havertz trifft vom Elferpunkt
Reuters/Hannah Mckay
Kai Havertz (r.) verzögerte bei beiden Elfmeterschüssen seinen Anlauf, beim zweiten Mal traf er auch

Sonst lag auf der anderen Seite auch der dritte Treffer in der Luft, fiel aber nicht. Den „Blues“, die in der Gruppenphase an der Stamford Bridge noch 1:1 gegen den FC Salzburg gespielt hatten, gelang im zwölften Pflichtspiel im neuen Jahr erstmals mehr als ein Treffer. Nach dem 1:0 in der Liga gegen Abstiegskandidat Leeds United gab es für die Elf von Coach Graham Potter den zweiten Sieg in Folge. Dortmund muss weiter auf den ersten Viertelfinal-Einzug in der „Königsklasse“ seit der Saison 2020/21 warten.

„Handfester Skandal“

„Der Elfmeter plus die Wiederholung, das ist ein handfester Skandal. Mir braucht auch kein Regelhüter kommen. Für solche Situationen gibt es Persönlichkeiten. Makkelie ist ein sehr, sehr arroganter Mensch“, schimpfte BVB-Berater Matthias Sammer nach dem Match. BVB-Coach Edin Terzic sprach von einer „sehr harten Entscheidung“.

Dortmund-Spieler beschweren sich beim Schiedsrichter
AP/Alastair Grant
Die Dortmund-Spieler konnten die Entscheidungen von Schiedsrichter Danny Makkelie nicht nachvollziehen

Ähnlich sah es Emre Can: „Wie kann er einen zweiten Elfmeter geben, ich verstehe das einfach nicht. Er trifft den Pfosten, fertig aus“, sagte der Nationalspieler und ärgerte sich über den Referee: „Der war das ganze Spiel arrogant. Wir haben trotzdem ein ordentliches Spiel gemacht. Ich bin stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Wir müssen uns nicht schämen. Wir haben unverdient wegen des Schiedsrichters verloren. Er hat vielleicht Angst vor den Fans, dann soll die UEFA einen anderen Schiedsrichter schicken. Das tut extrem weh.“

Benfica stürmt ins Viertelfinale

Benfica fixierte in souveräner Manier den Einzug ins Viertelfinale. Die von Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt gecoachten Portugiesen gewannen das Achtelfinal-Rückspiel gegen Club Brügge vor eigenem Publikum klar mit 5:1 und behielten nach dem Auswärts-2:0 gesamt mit 7:1 die Oberhand. Benfica steht zum zweiten Mal in Folge unter den besten acht Teams, 2022 war dann gegen Liverpool (4:6) das Aus gekommen.

Die Portugiesen hatten den Grundstein für den Aufstieg schon in Belgien gelegt und stellten kurz vor der Pause mit einem Doppelschlag endgültig die Weichen Richtung Top Acht. Rafa Silva schloss nach einem 70-Meter-Sprint und perfektem Konter nach Zuspiel von Goncalo Ramos zum 1:0 (38.) ab. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte glänzte der Assistgeber dann nach Joao-Mario-Vorarbeit selbst als Vollstrecker. In der 57. Minute schnürte der portugiesische Teamstürmer nach Grimaldo-Vorarbeit seinen Doppelpack.

Goncalo Ramos jubelt nach dem 3:0
Reuters/Pedro Nunes
Goncalo Ramos freut sich in der 57. Minute über sein Tor zum 3:0

Für die Belgier kam es aber noch viel bitterer. Joao Mario (71.) traf vom Elfmeterpunkt und damit im fünften Champions-League-Spiel in Folge. Zudem trug sich auch David Neres (77.) noch in die Schützenliste ein. Als Schlusspunkt gelang den Gästen zumindest noch der Ehrentreffer, der nach einem raffinierten Schuss ins Kreuzeck auf das Konto von Björn Meijer (87.) ging. Schmidt darf sich nun erstmals in seiner Trainerkarriere im April im Viertelfinale der „Königsklasse“ versuchen. Die Auslosung geht am 17. März über die Bühne.