Bundesligaspieler Marco Grüll (Rapid) und Manfred Fischer (Austria Wien)
GEPA/Philipp Brem
Bundesliga

Austria im Wiener Derby gefordert

Die Austria bangt, für Rapid geht es um nicht viel mehr als ums Prestige: Vor dem 338. Wiener Derby am Sonntag (17.00 Uhr) in der 22. Runde der Admiral Bundesliga sind die „Veilchen“ jedenfalls gefordert. Sportchef Manuel Ortlechner blickt einer Partie „mit einer besonderen sportlichen Konstellation“ entgegen. Die Austria steht mit einem Heimsieg in der Meistergruppe, bei einem Remis oder einer Niederlage ist Zittern angesagt.

Entscheidet WSG Tirol das Parallelspiel in Innsbruck gegen Sturm Graz für sich, würden die Wattener die Favoritner noch vom sechsten Platz verdrängen. Bei einem Remis in Tirol wäre die Austria selbst mit einer Niederlage durch. Im Augenwinkel haben sollten die Violetten auch den Auftritt des Tabellenfünften Austria Klagenfurt in Lustenau.

Rapid ist bereits fix oben dabei. Für die Grün-Weißen geht es darum, den Anschluss an das Toptrio Red Bull Salzburg, Sturm und LASK nicht zu verlieren. Die Salzburger empfangen Altach, Sturm gastiert bei WSG Tirol und der LASK in Hartberg.

Spannung vor Wiener Derby

In der heimischen Fußball-Bundesliga werden die letzten beiden Tickets für die Meistergruppe vergeben. Als Sechster hat die Wiener Austria den größten Erwartungsdruck, und das ausgerechnet im Derby gegen Rapid.

Wimmer freut sich auf seine Derby-Premiere

Grundlegend will die Austria daheim die Initiative ergreifen. „Wir fokussieren uns auf unser Spiel und wollen uns nicht beeinflussen lassen“, hielt Trainer Michael Wimmer am Freitag fest. Natürlich sei es aber möglich, bei entsprechenden Spielständen in den übrigen Partien zu reagieren. Mehr Druck auf seinem Team sieht Wimmer nicht. „Ein Derby will jeder gewinnen. Druck ist für jeden da. Ich freue mich richtig darauf“, meinte der Deutsche vor seiner Derby-Premiere.

Austria-Wien-Trainer Michael Wimmer
GEPA/Armin Rauthner
Austria-Trainer Michael Wimmer sieht seine Mannschaft nicht mehr unter Druck als Rapid

Seit Montag ist die Generali Arena ausverkauft, über 15.000 Karten sind abgesetzt. Die Emotionen auf der Tribüne sollen laut Ortlechner jedoch nicht auf das Feld überschwappen. „Wir haben mit den Jungs gesprochen, dass sie nicht zu emotional an das Thema herangehen. Sie sollen cool bleiben und ihre Aufgaben auf den Platz bringen.“ Klappt das nicht und schaut am Ende nur die Qualifikationsgruppe heraus, ist eines laut Ortlechner klar: „Dann haben wir es selbst verbockt.“

Bundesliga, 22. Runde

Sonntag, 17.00 Uhr:

Austria Wien – Rapid Wien

Generali Arena, SR Weinberger

Mögliche Aufstellungen:

Austria: Früchtl – Handl, Martins, Mühl – Fischer, Braunöder, Jukic, Leidner – Keles, Tabakovic, Fitz

Rapid: Hedl – Kasius, Sollbauer, Querfeld, Auer – Petrovic, Pejic – Zimmermann, Greil, Grüll – Burgstaller

Wimmer will in die Fußstapfen eines Landsmannes treten. Thomas Letsch gewann mit der Austria das Derby am 16. Dezember 2018 am Verteilerkreis mit 6:1. Es war der einzige Heimsieg in den vergangenen 19 Duellen der Erzrivalen in der Liga. In dieser Saison gewann die Austria in Hütteldorf mit 2:1, 2021/22 hatte es vier 1:1 gegeben.

Holte Rapid in der Vorwoche mit einem 2:0-Heimsieg gegen Tirol das Meistergruppenticket, musste sich die Austria in Graz mit 1:3 geschlagen geben. Sturm war für die fehleranfälligen Wiener eine Nummer zu groß. Noch dazu wurde Reinhold Ranftl verwarnt und fehlt nach seiner fünften Gelben Karte der Saison im Derby. Die Offensive soll unterdessen Dominik Fitz beleben, der vor der Rückkehr in die Startelf steht. „Für 60 Minuten reicht die Luft“, meinte Wimmer über den Spielgestalter.

Rapid spielt trotz Ausfällen auf Sieg

Bei Rapid kehrte Martin Koscelnik wieder ins Mannschaftstraining zurück, dafür fehlen neben den Langzeitverletzten Nicolas Kühn, Ferdy Druijf und Maximilian Hofmann auch der gesperrte Roman Kerschbaum und der erkrankte Martin Moormann. Dennoch hält Trainer Zoran Barisic seine Truppe für stark genug, um drei Punkte zu holen. „Wir wollen unser Spiel durchziehen, uns nicht verstecken und initiativ sein“, kündigte der 52-Jährige an.

Barisic blickt dem Derby erwartungsvoll entgegen. „Es ist das Spiel der Spiele, vor allem für unsere Fans, aber es ist auch für uns sehr wichtig, deshalb ist bei mir die Vorfreude sehr groß. Am liebsten würde ich nur solche Spiele spielen, das bringt einen als Sportler weiter.“ Der Wiener rechnet mit einem 50:50-Spiel, die Tagesform werde eine wichtige Rolle spielen.

Die Ausgangsposition sieht Barisic nicht als Nachteil für Rapid. „Der Druck ist nicht unbedingt auf unserer Seite, wenn man so will. Andererseits haben wir auch Druck, weil wir unbedingt gewinnen wollen. Ich hoffe, dass die Jungs zur ganzen Anspannung auch eine gewisse Lockerheit mitbringen können.“ Von seinen Schützlingen ist der Coach überzeugt. „Die Mannschaft ist leiwand, und sie ist auf dem Weg, noch leiwander zu werden.“ Dass Rapid den Erzrivalen in die Qualigruppe befördern könnte, ist nicht viel mehr als eine Randnotiz. „Es ist wichtig, dass wir auf uns schauen“, betonte Barisic.

Salzburg jagt gegen Altach eigenen Punkterekord

Im Duell Salzburg gegen Cashpoint SCR Altach – Tabellenführer gegen Schlusslicht – sind die Rollen klar verteilt. Die „Bullen“ motivieren sich mit dem Ziel, ihren eigenen Rekord in der Dreipunkteära zu überbieten. Altach müsste hingegen eine handfeste Überraschung schaffen, um nicht als Letzter in die Qualigruppe zu gehen.

Bundesliga, 22. Runde

Sonntag, 17.00 Uhr:

Salzburg – Altach

Red Bull Arena, SR Lechner

Mögliche Aufstellungen:

Salzburg: Köhn – Van der Brempt, Solet, Bernardo, Ulmer – Gourna-Douath – Capaldo, Gloukh, Seiwald – Koita, Okafor

Altach: Jungdal – Nelson, Strauss, Haudum, Edokpolor, Herold – Jäger, Jan Jurcec – Bähre – Abdijanovic, Balic

Mit 54 Punkten aus 21 Spielen thront Salzburg einmal mehr über allen. Mit einem Sieg würde die bisherige Bestmarke von 55 Punkten (2018/19 und 2021/22) zu diesem Meisterschaftszeitpunkt fallen. „Ich bin kein großer Freund davon, während der Saison auf Statistiken und Rekorde zu blicken. Aber es ist schon speziell, dass die Mannschaft gerade nach dem großen Umbruch im Sommer so konstant unterwegs ist“, würde Matthias Jaissle eine Bestmarke gleichsam als „Bestätigung für die vergangenen Monate“ und Antwort an Kritiker werten. Denn man habe „auch medial etwas zu viel Kritik abbekommen“.

Am Sonntag muss Jaissles Abwehrbollwerk (nur zwölf Gegentore) ohne die beiden gesperrten Verteidiger Strahinja Pavlovic und Amar Dedic auskommen. Stürmer Fernando soll nach der Liga- und Punkteteilung matchfit sein. Die Belastung bleibt für die Salzburger auch während der folgenden Länderspielpause hoch. 15 Spieler sind mit Nationalteams unterwegs. Jaissle ortete aufgrund der Strapazen eine „toughe Geschichte“. „Wir werden alles unternehmen, um gut erholt in die Meisterrunde zu starten“, versprach der Coach.

Altach hat nichts zu verlieren

Die Rollen in Salzburg sind klar verteilt. „Als David beim Goliath“ hieß es auf der Altacher Website. „Dass wir gegen so einen Gegner spielen können, sehe ich positiv“, sagte allerdings Trainer Miroslav Klose über ein Spiel, das „zur rechten Zeit“ komme. Allgemeiner Tenor: Gegen Salzburg hat eine Altacher Mannschaft, die in 21 Spielen zuvor nur 16 Punkte geholt hat, nichts zu verlieren. Die Vorarlberger punkteten zuletzt im März vor acht Jahren in Salzburg, und das damals voll (1:0).

Altach-Trainer Miroslav Klose
GEPA/Oliver Lerch
Altach-Trainer Miroslav Klose sieht das Spiel in Salzburg als Chance

In sechs der jüngsten acht Partien ging Altach als Verlierer vom Platz, rutschte ans Tabellenende ab. Zuletzt setzte es ein Heim-1:2 gegen den direkten Konkurrenten Ried. Klose ärgerte, dass sich seine Mannschaft nicht immer an den Matchplan hielt. Man habe im Training „Sachen einstudiert, die uns Sicherheit geben“. Das „Spiel gegen den Ball“ wurde nicht nur mit Blick auf Salzburg forciert, auch lange Bälle sind nicht mehr verboten. „Wir können nicht sagen, dass wir immer noch Zeit brauchen, um uns einzuspielen. Das ist vorbei. Wir müssen liefern“, forderte der Weltmeister von 2014.

Dass ein Trainer, dessen Team in 21 Spielen nur viermal gewonnen hat, nicht unumstritten ist, weiß Klose. Die Situation sei nicht einfach. „An meinem Selbstvertrauen hat es nie gemangelt“, stellte der 44-Jährige aber klar. „Man muss sagen, so wie die Fans und der Verein damit umgehen, erlebt man das ganz selten. Ich spüre absolutes Vertrauen.“

LASK zu Gast bei „Angstgegner“ Hartberg

Der LASK ist vor dem Gastspiel bei TSV Egger Glas Hartberg gewarnt. Die Oststeirer entschieden das erste Saisonduell in Pasching unerwartet mit 3:0 für sich. Schon sieben Partien insgesamt sind die Hartberger gegen die Linzer ungeschlagen. Der Tabellendritte will nun den Spieß umdrehen und sich eine gute Ausgangsposition vor den entscheidenden zehn Runden verschaffen.

Bundesliga, 22. Runde

Sonntag, 17.00 Uhr:

Hartberg – LASK

Profertil Arena, SR Altmann

Mögliche Aufstellungen:

Hartberg: Sallinger – Horvat, Rotter, Steinwender, Pfeifer – Kainz, Heil – Frieser, Sangare, Prokop – Tadic

LASK: Schlager – Stojkovic, Ziereis, Luckeneder, Renner – Michorl, Jovicic – Usor, Horvath, Nakamura – Ljubicic

Bei vier Siegen, einem Remis und einer Niederlage (im jüngsten Auftritt in Salzburg) hält der LASK im Jahr 2023. Die Richtung stimmt. Die Linzer haben sich als dritte Kraft hinter Salzburg und Sturm festgesetzt. Trainer Dietmar Kühbauer will zum Abschluss des Grunddurchgangs die drei Zähler gerne mitnehmen, warnte jedoch: „Wir stellen uns auf ein hartes Stück Arbeit ein.“

Kühbauer knackt 300er-Marke

Hartberg erwischte die Athletiker Anfang Oktober auf dem falschen Fuß und bestrafte ineffiziente Linzer mit drei Toren nach der Pause. „So ist Fußball. Das sollte uns am Sonntag nicht passieren“, hielt Kühbauer fest. Der Burgenländer bestreitet in Hartberg sein 300. Spiel als Coach eines Erstligisten. Er ist damit der achte Trainer der Bundesliga-Geschichte, der diese Marke erreicht.

Personell stehen Kühbauer mit Marin Ljubicic und Robert Zulj wieder zwei starke Offensivspieler zur Verfügung. Seinem Gegenüber Markus Schopp fehlt hingegen Donis Avdijaj, den Oberschenkelprobleme plagen. Manuel Pfeifer ist ebenso fraglich wie Ousmane Diakite.

Als Zehnter liegt Hartberg nur einen Punkt vor Altach, unter dem im Winter zurückgeholten Schopp schrieben die Steirer zwei Siege bei drei Niederlagen an. Es wäre mehr möglich gewesen, hätte sich Hartberg effizienter und hinten weniger fehleranfällig präsentiert. Schopp forderte von seinen Schützlingen das nun auch offen ein. „Wir müssen einfach den nächsten Schritt gehen. Wir können nicht immer davon reden, dass die Entwicklung passt, die Resultate aber nicht passen. Davon können wir uns nichts kaufen“, sagte der TSV-Trainer. Es gelte, „die Resultate zu erzwingen. Das ist der schwierigste und größte Schritt, aber wir haben dafür nicht mehr so viel Zeit.“