Harry Kane (England) und Giovanni Di Lorenzo (Italien), 2021
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EM-Qualifikation

Erster Kracher gleich zum Auftakt

Glanzvoller könnte die Qualifikation für die Fußball-EM 2024 nicht beginnen: Titelverteidiger Italien empfängt am Donnerstag (20.45 Uhr) in Neapel in einer Neuauflage des letzten EM-Finales England. Es kommt also gleich zum Auftakt der Gruppe C zu einem richtungsweisenden Duell im Kampf um den Gruppensieg, der genauso wie Tabellenplatz zwei ein Ticket für die Endrunde in Deutschland bringt.

Aus statistischer Sicht haben die Gastgeber die deutlich besseren Karten. Die Italiener sicherten sich nicht nur am 11. Juli 2021 mit einem 3:2 im Elfmeterschießen im Londoner Wembley Stadium die EM-Krone, sie blieben auch in der jüngsten Nations League mit einem 0:0 und einem 1:0 im September 2022 im direkten Duell und damit sechsmal in Folge unbesiegt.

Zudem gab es für England auswärts gegen Italien ebenfalls sechsmal keinen Sieg und auch nur einen Torerfolg. Die Durststrecke geht bis zu einem 3:2 in einem Testspiel im Mai 1961 im römischen Stadio Olimpico zurück. Um diese Serie zu beenden, müssten im ersten EM-Qualiduell der beiden Teams überhaupt auch mehrere italienische Serien zu Ende gehen.

Italien 40 Qualispiele ohne Niederlage

Die „Squadra Azzurra“ hat seit September 2006 keine von 40 Partien in der EM-Qualifikation verloren, die jüngsten 14 wurden gewonnen. Zu Hause gab es 25-mal keine Niederlage und das seit September 1999. Nach der verpassten WM-Teilnahme haben die Italiener unabhängig davon aber einiges gutzumachen.

Italiäner mit Pokal, 2021
Reuters/Michael Regan
Höhepunkt der erfolgreichen EM-Kampagne der letzten Jahre war der Titel 2021

„Unser Team hat sich ein bisschen verändert, wir haben aber nach wie vor Spieler von großartiger Qualität mit toller Mentalität“, erklärte Rechtsverteidiger Giovanni di Lorenzo. Er erwarte einen „starken“ Gegner. „Letztes Jahr haben wir im San Siro ein sehr gutes Spiel gewinnen können, wir müssen wieder auf einem Toplevel agieren.“ Zu einem Faktor sollen die zumindest 38.000 Fans im Stadio Diego Armando Maradona werden. „Ich hoffe, dass sie mit derselben Leidenschaft dabei sind, wie bei den Napoli-Heimspielen. Das kann einen enormen Schub geben. Es wird ein ganz spezieller Abend“, sagte Napoli-Spieler di Lorenzo.

England sieht „große Aufgabe“

„Ein starker Gegner, bei dem wir lange nicht gewonnen haben. Wir wissen, dass uns eine große Aufgabe erwartet, es ist ein richtig guter Test, um zu sehen, ob wir einen Schritt vorwärtsmachen können als Team“, sagte Englands Teamchef Gareth Southgate. Die Partie bezeichnete er als „womöglich wichtigste“ in der gesamten Qualifikation.

Am Sonntag folgt in London das Heimspiel gegen die Ukraine, die als drittstärkste Kraft in dieser Gruppe gilt. „Die Leistungen und Ergebnisse in dieser Woche sind sehr wichtig, dessen sind wir uns bewusst“, sagte der Coach der „Three Lions“, der auf Marcus Rashford und Mason Mount verzichten muss.

Die Aufeinandertreffen mit den klaren Außenseitern Nordmazedonien, das allerdings Italien im WM-Play-off ausgeschaltet hatte, und Malta folgen erst später. Das ist auch ganz nach dem Geschmack von Ben Chilwell. „Zwei perfekte Spiele, ich könnte mir keinen besseren Start in die Quali vorstellen“, erklärte der Chelsea-Linksverteidiger. Die Auftaktgegner seien jene Nationen, die man bezwingen wolle und auch müsse, wenn man in Zukunft Titel gewinnen wolle.

Rekordchance für Southgate und Kane

Besonders in Erinnerung bleiben könnte der Abend auch zwei Engländern. Southgate könnte als erst dritter englischer Teamchef nach Sir Alf Ramsey und Walter Winterbottom die 50-Siege-Marke erreichen. Stürmerstar Harry Kane würde mit einem weiteren Treffer zum alleinigen Rekordtorschützen des WM-Viertelfinalisten von Katar, der in der EM-Quali nur eines der jüngsten 18 Spiele nicht gewonnen hat, aufsteigen. Derzeit teilt er sich die Bestmarke noch mit Wayne Rooney (je 53).

Trainer Gareth Southgate
Reuters/Jason Cairnduff
Southgate ist schon nahe an der Rekordmarke dran

Liechtenstein mit Pauritsch gegen Portugal

Am Donnerstag steigt auch Portugal in Lissabon gegen Liechtenstein ins Qualigeschehen (Pool J) ein. Ex-Belgien-Teamchef Roberto Martinez coacht dabei erstmals Cristiano Ronaldo und Co. Beim Underdog sitzt interimistisch mit Rene Pauritsch ein Steirer auf der Bank. Der 59-Jährige ist seit Jahren auch Technischer Direktor des Verbandes und bekleidet nach dem Abgang von Martin Stocklasa seit Anfang März eine Doppelfunktion. Teamchef war er zuvor schon zwischen 2012 und 2018.

Die Qualifikation läuft bis 21. November und umfasst sieben Gruppen mit je fünf Teams und drei mit je sechs Mannschaften. 20 Teams sichern sich dabei Startplätze an der zwischen 14. Juni und 14. Juli 2024 stattfindenden Endrunde. Deutschland hat als Gastgeber einen Fixplatz, die restlichen drei Turnierteilnehmer werden im März 2024 im Play-off ermittelt.