Paul Pfeifer (West Wien)
GEPA/David Bitzan
Handball

Westwien zieht sich überraschend zurück

Der österreichische Handballtraditionsclub SG Insignis Westwien zieht sich mit kommender Saison überraschend aus dem Profibereich zurück. Das gab Manager Conny Wilczynski am Mittwoch im ORF bekannt. „Die nächste Saison ist wirtschaftlich für uns nicht mehr darstellbar, daher haben wir uns dafür entscheiden müssen, dass wir kein Erstligateam mehr stellen werden.“ Der Nachwuchs des fünffachen Meisters soll erhalten bleiben.

Der Zeitpunkt der Ankündigung kommt auch deswegen überraschend, weil Westwien in der Tabelle der ZTE HLA Meisterliga aktuell Zweiter ist und im Final Four des ÖHB-Cups steht. „Diese Saison können wir noch stemmen, ein Titel wäre ein krönender Abschluss“, so Wilczynski, der mit seinem Team den Überlebenskampf aufgeben musste.

„Westwien hat über ein Jahrzehnt in Wien um einen Platz gekämpft, egal ob in infrastruktureller, wirtschaftlicher oder politischer Hinsicht, und diesen Platz haben wir nicht gefunden. Das muss man irgendwann realisieren und akzeptieren, und deswegen fehlt eine Basis, um Spitzensport betreiben zu können.“ Auch sei das kein Hilfeschrei mehr, es sei „beschlossene Sache und ist nicht mehr rückgängig zu machen. Der Hilfeschrei kam vor zwei Jahren, auch vergangenes Jahr, aber irgendwann muss man konsequent sein.“ Die ewige Herbergssuche sei ein Grund dafür gewesen, „im Grunde waren wir etwas heimatlos“.

Westwien löst Bundesliga-Team auf

Der Handballverein Westwien stellt mit Ende der Saison den Spielbetrieb des Bundesliga-Teams ein. Grund dafür ist vor allem die seit Jahren bestehende Hallenproblematik. Zum Abschluss setzt sich der aktuelle Tabellenzweite den Titel als Ziel.

Zuletzt spielten die Hietzinger in der Südstadt vor den Toren der Hauptstadt. „Wir haben alles aus der Privatwirtschaft finanzieren müssen, haben uns die Trainingsmöglichkeiten erkaufen müssen, und irgendwann ist dieses Produkt nicht mehr wirtschaftlich verkauf- oder darstellbar. Irgendwann bricht das Konstrukt zusammen, was schade ist, weil es sich sportlich hervorragend entwickelt hat“, so Wilczynski.

Westwien, das 1946 gegründet worden war, wurde 1966, 1989, 1991, 1992 und 1993 österreichischer Handballmeister sowie 1992 und 1993 Cupsieger. Der Beginn der 1990er Jahre war überhaupt die Blütezeit, in der Champions League belegte man 1993/94 den vierten Platz. Nach schwierigen Jahren erfolgte mit dem langjährigen Teamspieler Wilczynski 2011 der Neustart, der auch wieder zu regelmäßigen Teilnahmen im Europacup führte. Mit dieser Saison endet diese Ära.

Nachwuchs soll bestehen bleiben

Die Nachwuchsarbeit soll hingegen fortgesetzt werden. „Der Nachwuchs wird bestehen bleiben, der soll sich weiterentwickeln können. Union Westwien ist eine der größten Talenteschmieden des Landes“, betonte Wilczynski. Das zeigt auch die noch bestehende Erstligamannschaft, die ausschließlich aus Österreichern besteht.