Tuchel, der seinen Einstand in München nach der Länderspielpause ausgerechnet im Ligagipfel gegen den aktuellen Tabellenführer und seinen Ex-Club Borussia Dortmund geben wird, unterzeichnete einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025 beim deutschen Rekordmeister. „Es ist eine Ehre und Auszeichnung, vom FC Bayern angefragt zu werden“, sagte der neue Cheftrainer, der den FC Chelsea 2021 zum Triumph in der Champions League geführt hatte.
Aufgrund der aktuellen Situation – Bayern liegt einen Punkt hinter Dortmund in der deutschen Bundesliga nur auf Platz zwei – erwartet sich Tuchel auch keine Schonfrist. „Die DNA des Clubs ist ganz klar definiert“, sagte der 49-Jährige. Und diese Definition bestehe nur aus dem Wort gewinnen: „Der Kader ist dementsprechend zusammengestellt. Es ist einer der talentiertesten und der besten Kader in Europa. Man kann mit diesem Kader um jeden Titel spielen.“
Tuchel hat mit Bayern viel vor
Thomas Tuchel ist als neuer Trainer von Bayern München vorgestellt worden. In seiner ersten Pressekonferenz betonte der 49-Jährige, vom Angebot der Bayern überrascht gewesen zu sein.
In der Führungsetage der Bayern ist man auch davon überzeugt, dass mit Tuchel jener Mann verpflichtet wurde, der das aus seiner Sicht schlingernden Bayern-Schiff wieder auf Kurs bringen wird. „Wir brauchen jetzt so einen Topmann. Er hat große Erfahrungen gesammelt im Ausland“, sagte Salihamidzic. Die Verhandlungen der Bayern-Führung mit Tuchel begannen bereits am vergangenen Dienstag. Der Zeitpunkt der Bayern-Anfrage sei für Tuchel aber überraschend gewesen, der Deutsche habe eher damit gerechnet, seine Trainerkarriere im Ausland fortzusetzen.
„Alle drei Titel“ als Ziel
Seinem Premierenspiel als Bayern-Trainer seinen früheren Club Borussia Dortmund blickt der 49-Jährige jedenfalls mit Vorfreude entgegen. „Es ist ein Riesenspiel, das ansteht, in der Konstellation nun noch größer für uns. Es ist das Spiel im deutschen Fußball, es hat eine neue Brisanz bekommen durch unseren Rückstand und den Lauf des BVB“, sagte der Bayern-Coach. Es gelte, in den kommenden Wochen alles dafür zu tun, um möglichst „alle drei Titel“ in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal zu gewinnen.
Erstes Ziel sei es für ihn aber, einen Draht zu den Spielern zu finden. Ihm sei bewusst, dass stets nicht alle Spieler „happy“ seien mit einem Trainerwechsel. „Am schnellsten fasst man Vertrauen auf dem Trainingsplatz“, sagte Tuchel. Er äußerte sich auch zur Trennung von Nagelsmann. „Eine Trainerstelle wird immer nur frei, wenn sie freigemacht wurde“, sagte er zur Logik des Fußballgeschäfts: „Ich kann nachfühlen, dass es sich für Julian sehr bescheiden anfühlt.“
„Wohlüberlegte“ Entscheidung
Der fehlende Draht zwischen Nagelsmann und den Spielern sei es auch gewesen, der die Bayern-Führung zum Trainerwechsel bewogen hatte. „Wir haben einen der besten Kader in Europa. Und trotzdem ist die Leistungskontinuität der Mannschaft nicht wirklich besser geworden. Wir können in der Rückrunde mit den Resultaten und den häufig gezeigten Leistungen nicht zufrieden sein“, sagte Vorstandschef Oliver Kahn. Die Konstellation zwischen Trainer und Mannschaft habe nicht mehr gepasst.
Da der Vorstand die „Pflicht und unsere Aufgabe, für den sportlichen Erfolg zu sorgen“ habe, sei der Trainerwechsel mitten in der entscheidenden Saisonphase „keine Panikreaktion“, wie der ehemalige Weltklassetorhüter erklärte: „Das hat mit Panik überhaupt nichts zu tun.“ Die Entscheidung, Nagelsmann am Freitag freizustellen, sei „wohlüberlegt“ gewesen und keine Entscheidung aus der Emotion heraus.
Dass nicht jeder den Wechsel nachvollziehen könne, ist der Führungsriege bewusst. „Ich weiß, es ist keine populäre Entscheidung“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Die Führung sah sich wegen der ständigen Leistungsschwankungen zum Handeln veranlasst, weil „die Leistungskurve ständig nach unten“ gehe. „Die letzten Tage waren für uns alle schwierig. Es gab auch die eine oder andere Nacht, in der ich nicht wirklich gut geschlafen habe.“ Der 35-jährige Nagelsmann sei trotzdem weiterhin „ein exzellenter, ein sehr guter Trainer“, wie Kahn betonte.