George Russell
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Formel 1

Chaos-GP endet mit Verstappen-Sieg

Der Grand Prix von Australien hat vor dem Start durch die wiedererstarkten Mercedes Hochspannung versprochen. Er endete am Sonntag nach einem unübersichtlichen und kuriosen Finish sowie zahlreichen Zwischenfällen davor wieder mit einem Sieg von Weltmeister Max Verstappen. Der Niederländer holte sich im Albert Park von Melbourne mit seinem 37. Karriereerfolg im dritten Saisonrennen den zweiten Sieg.

Verstappen feierte seinen ersten Sieg in Australien und setzte sich vor Lewis Hamilton im Mercedes und Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso durch, der zum dritten Mal heuer den dritten Platz belegte. Verstappen, der in der WM-Wertung seinen Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Sergio Perez auf 15 Zähler ausbaute, konterte damit seinen Red-Bull-Kollegen, der zuletzt in Saudi-Arabien die Nase vorne hatte.

In der Konstrukteurswertung führt Red Bull das Feld vor der Rennpause bis zum nächsten Grand Prix am 30. April in Aserbaidschan (live in ORF1) überlegen an. Nach der Fahrt ins Ziel liefen aber noch Untersuchungen, die Strafen und damit Verschiebungen nach sich ziehen könnten. So gab es einen Protest wegen einer möglichen falschen Positionierung von Verstappen beim umstrittenen zweiten Restart zwei Runden vor Schluss.

Verstappen siegt in Australien

Der Grand Prix von Australien endete am Sonntag nach einem unübersichtlichen und kuriosen Finish sowie zahlreichen Zwischenfällen davor wieder mit einem Sieg von Weltmeister Max Verstappen.

Wildes Durcheinander im Finish

Kurz vor Schluss leistete sich der Däne Kevin Magnussen im Haas einen Unfall, bei dem er in der 55. Runde einen Reifen verlor. Erneut musste wegen der Aufräumarbeiten unterbrochen werden – und es kam bei nur noch einer zu fahrenden Runde zu einem weiteren stehenden Start. Dieser verlief völlig chaotisch und hatte mehrere Unfälle zur Folge.

Das Ergebnis waren wütende Fahrer, rätselnde Fans und Schrott in Millionenhöhe. Gleich mehrere Autos flogen im turbulenten Finale von der Strecke, sodass erneut unterbrochen wurde. Schließlich entschied die Rennleitung, dass der Grand Prix hinter dem Safety-Car beendet werden sollte. Für das Ergebnis wurde die Aufstellung beim letzten Restart genutzt, nur die ausgeschiedenen Fahrer wurden herausgenommen.

„Ich habe mich rausgehalten“

Verstappen ließ sich die Freude über den Sieg nicht nehmen: „Ich hatte einen schlechten Start, war dann vorsichtig, weil ich viel zu verlieren hatte. Die Pace war okay, die erste Rote Flagge am Ende kann man machen, die zweite verstehe ich nicht. Es war ein ziemliches Durcheinander, ich habe mich aber rausgehalten.“

Max Verstappen mit Trophäe
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Nach einem Rennfinish, von dem noch lange gesprochen wird, jubelte doch wieder Weltmeister Verstappen

Hamilton war die Genugtuung über den zweiten Platz nach einem bescheidenen Saisonstart deutlich anzusehen: „Es war hier bisher die beste Woche für mich, und die Stadt liefert immer eine große Show. Heute ist es für mich großartig, das habe ich nicht erwartet. Mit dem Auto fühle ich mich noch immer nicht recht verbunden, aber wir pushen weiter.“

Der Dritte Alonso musste zwar kurz zittern, holte sich am Ende aber wieder einen Podestplatz: „Es war eine Achterbahn der Emotionen. Es war schon etwas los am Anfang, dann natürlich auch am Ende. Da hatten wir eine gute Pace, haben einen guten Job gemacht, ganz konnte ich aber nicht mitgehen. Am Ende war es wieder ein gutes Ergebnis für uns.“

Blitzstart von Russell, frühes Aus von Leclerc

Bereits der Auftakt in die 58 Runden auf dem Albert Park Circuit hatte es in sich. George Russell zog am Start mit seinem Mercedes unaufhaltsam innen vorbei und setzte sich mit seiner Überfallsaktion auf Platz eins. Eine leichte Berührung zwischen Carlos Sainz im Ferrari und Alonso blieb ohne Folgen – nicht so eine Aktion von Charles Leclerc.

Charles Leclerc
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Für Leclerc war der Grand Prix von Australien nach nur drei Kurven zu Ende

Der Monegasse rutschte nach einem Überholversuch außen und einer Berührung mit dem Aston Martin von Lance Stroll in den Kies – Rennende für den Ferrari-Piloten in Kurve drei. Auch Hamilton hatte sich am Start gegen Verstappen durchgesetzt, doch die Herrlichkeit der Doppelführung sollte für Mercedes nicht lange anhalten.

Albon wirbelt viel Staub auf

Alexander Albon beförderte in der siebenten Runde mit seinem Williams nach einem Hochgeschwindigkeitsausritt in die Streckenbegrenzung viel Kies auf die Strecke, die nächste Safety-Car-Phase war die Folge. Russell und Sainz wechselten sofort auf die harten, weißen Reifen, während Hamilton und Verstappen noch draußen blieben.

Alex Albon’s Rennwagen wird von der Unfallstelle entfernt
IMAGO/Motorsport Images/Jake Grant
Alexander Albons Williams musste nach seinem Crash mit dem Kran geborgen werden

Die Rennleitung entschied sich aufgrund der aufwendigen Streckenreinigung für eine Rennunterbrechung und die erste Rote Flagge im Grand Prix. Ein klarer Vorteil für jene Piloten, die nicht den Reifen gewechselt und damit keine Position verloren hatten. Der Grand Prix wurde nach einer rund 15-minütigen Unterbrechung wieder aufgenommen.

Nur kurze Freude bei Hamilton und Russell

Hamilton setzte sich zwar in Front, aber nur zwei Runden später ging Verstappen ohne Probleme an dem Briten vorbei und zog unwiderstehlich davon. Es war das vorentscheidende Manöver um den Sieg, trotz der Turbulenzen am Schluss. In der 18. Runde folgte der nächste Zwischenfall.

Aus dem Heck von Russells Dienstfahrzeug schlugen Flammen, das Rennen wurde neuerlich unterbrochen. Mit bitterer Miene verfolgte Teamchef Toto Wolff den Ausfall aus der Mercedes-Box. So hatte sich die Hoffnung der „Silberpfeile“ auf einen Erfolg nach der Kurzzeitführung Russells zu Rennbeginn in Rauch aufgelöst.

Die Ruhe vor dem Sturm

Die Positionen waren bezogen, die vier DRS-Zonen, Rekord für einen Grand Prix, hatten im Grunde keinen Einfluss auf das Geschehen an der Spitze. Verstappen diktierte an der Spitze das Rennen vor Hamilton und Alonso. Auf den Rängen vier bis sechs folgten Sainz, Pierre Gasly und Stroll. An siebenter Stelle rangierte Perez, der nach Problemen im Qualifying nur vom 14. Platz ins Rennen gegangen war.

Verstappen fuhr in der Schlussphase noch kurz in die Wiese. Ein Ausflug, der ohne Folgen blieb. Kurz darauf brannte der 25-jährige Niederländer die schnellste Runde in den Asphalt im Albert Park. Als das Rennen längst entschieden schien, trennte sich Kevin Magnussen unfreiwillig vom Hinterreifen seines Haas, was in der Folge eine neuerliche Rennunterbrechung mit Roter Flagge bedeutete.

Sieg hinter dem Safety-Car

Damit kündigte sich ein „Sprint“ über die letzten zwei Runden mit den weichen, roten Reifen an. Ein „Sprint“, der im Chaos gipfelte. Sainz bugsierte Alonso von der Strecke. Er bekam dafür eine Fünfsekundenstrafe, gegen die vom Spanier heftig protestiert wurde, und die ihm jede Chance auf Punkte nahm.

Die Alpine von Gasly und Esteban Ocon schossen sich gegenseitig ab, Perez rumpelte durch das Kiesbett, überall flogen Autoteile durch die Luft. Die Fortsetzung des Rennens und die Wertung waren danach minutenlang offen und von Diskussionen über das Reglement geprägt, bis schließlich Verstappen hinter dem Safety-Car als Sieger über die Ziellinie rollte.

Grand Prix von Australien in Melbourne

Endstand nach 58 Runden (306,124 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 2:32:38,371
2. Lewis Hamilton GBR Mercedes + 0,179
3. Fernando Alonso ESP Aston Martin 0,769
4. Lance Stroll CAN Aston Martin 3,082
5. Sergio Perez MEX Red Bull 3,320
6. Lando Norris GBR McLaren 3,701
7. Nico Hülkenberg GER Haas 4,939
8. Oscar Piastri AUS McLaren 5,382
9. Zhou Guanyu CHN Alfa Romeo 5,713
10. Yuki Tsunoda JPN Alpha Tauri 6,052
11. Valtteri Bottas FRA Alfa Romeo 6,513
12. Carlos Sainz * ESP Ferrari 6,594

* inklusive Fünfsekundenstrafe

Out: Charles Leclerc (MON/Ferrari), Alexander Albon (THA/Williams), George Russell (GBR/Mercedes), Kevin Magnussen (DEN/Haas), Pierre Gasly (FRA/Alpine), Esteban Ocon (FRA/Alpine), Nyck De Vries (BEL/Alpha Tauri), Logan Sargeant (USA/Williams)

Schnellste Runde: Perez (1:20,235)