Tadej Pogacar beim Radfahren
IMAGO/Panoramic International/Jan De Meuleneir
Radsport

Pogacar und Stürze prägen Flandern-Ronde

Der zweifache Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar (UAE Emirates) hat die 107. Flandern-Rundfahrt (Ronde van Vlaanderen) gewonnen. Der Slowene siegte am Sonntag nach 273,4 Kilometern von Brügge nach Oudenaarde nach beeindruckender Vorstellung im Alleingang rund eine Minute vor Vorjahressieger Mathieu van der Poel (NED/Alpecin) und dem dänischen Ex-Weltmeister Mads Pedersen (Trek), während der belgische Mitfavorit Wout van Aert (Jumbo-Visma) mit Platz vier vorliebnehmen musste. Neben Pogacar prägten schwere Stürze das Rennen.

Für Pogacar, der sich am vorletzten Anstieg von insgesamt 19 giftigen Anstiegen abgesetzt hatte, ist es der erste Triumph bei diesem Radsportmonument nach Siegen bei Lüttich-Bastogne-Lüttich (2021) und der Lombardei-Rundfahrt im Vorjahr. Die Österreicher Michael Gogl (Alpecin), Marco Haller und Patrick Gamper (beide Bora) konnten sich nicht in Szene setzen.

„Diesen Tag werde ich nicht vergessen. Ich habe alles gegeben. Ich wusste, dass es hart wird, aber ich musste alleine wegziehen. Es war die einzige Möglichkeit, das Rennen zu gewinnen“, sagte Pogacar und fügte hinzu: „Ich könnte jetzt zurücktreten und super stolz auf meine Karriere sein.“ Auch wenn er die Tour dieses Jahr nicht gewinne, wäre diese Saison schon ein Erfolg für ihn.

Show der großen Drei

Die Show der großen Drei vor mehreren hunderttausend Zuschauern begann 55 Kilometer vor dem Ziel mit einer Attacke von Pogacar am Oude Kwaremont. Nach dem Paterberg ließ sich der 24-Jährige wieder einholen, trat wenig später am bis zu 22 Prozent steilen Koppenberg auf Kopfsteinpflaster erneut an. Nur van Aert und van der Poel konnten mitfahren. Das Trio machte sich auf die Verfolgung einer zwölfköpfigen Spitzengruppe. Dort kamen allerdings nur Pogacar und van der Poel an, nachdem van Aert einer Tempoverschärfung des Niederländers am Kruisberg nicht folgen konnte.

Bei der letzten Kwaremont-Überquerung war das Finale endgültig eröffnet. Pogacar hängte van der Poel ab, fuhr kurz darauf mit beeindruckender Leichtigkeit auch an dem führenden Pedersen vorbei. Damit demonstrierte er erneut seine hervorragende Frühjahrsform, für den 24-Jährigen war es bereits der zehnte Saisonsieg. Zuletzt hatte Pogacar bei Paris – Nizza dem dänischen Tour-de-France-Gewinner Jonas Vingegaard keine Chance gelassen.

Schwere Massenstürze

Beeinträchtigt wurde die Flandern-Rundfahrt auf zwischendurch nassen Straßen von schweren Stürzen. Bei der ersten Anfahrt zum Oude Kwaremont nach rund 130 Kilometern kam der Pole Filip Maciejuk bei einer Fahrbahnverengung von der Straße ab. Der 23-Jährige versuchte gegenzusteuern, wurde in der Folge auf den Asphalt zurückkatapultiert und räumte dabei das halbe Feld ab.

Van Aert war in den Sturz ebenso verwickelt wie der französische Klassikerspezialist Julian Alaphilippe und der Slowake Peter Sagan. Pogacar verlor in Tim Wellens seinen wichtigsten Helfer, der Belgier erlitt einen Schlüsselbeinbruch. Sturzverursacher Maciejuk vom Bahrain-Team wurde aus dem Rennen genommen und disqualifiziert.

Im dezimierten Feld kam es später zum nächsten schweren Sturz. Biniam Girmay touchierte auf abschüssiger Straße das Hinterrad seines Vordermannes und kam bei hoher Geschwindigkeit zu Fall. Mehrere Fahrer stürzten über den Gent-Wevelgem-Sieger 2022 aus Eritrea. Sowohl Girmay als auch der frühere slowenische Sanremo-Sieger Matej Mohoric mussten aufgeben.

Der Kärntner Haller war in den ersten Massensturz verwickelt und erreichte das Ziel später ebenso nicht wie sein Teamkollege Gamper und Gogl.

Zweiter Sieg für Kopecky

Den Damen-Bewerb gewann zum zweiten Mal hintereinander die Belgierin Lotte Kopecky. Die 27-Jährige vom Team SD Worx setzte sich nach 156,6 Kilometern wie Pogacar als Solistin in Oudenaarde durch. Kopeckys Teamkollegin Demi Vollering aus den Niederlanden holte sich im Sprint der Verfolgergruppe Platz zwei vor der Italienerin Elisa Longo Borghini.

Kopecky, die in diesem Jahr bereits bei Omloop Het Nieuwsblad erfolgreich gewesen war, hatte sich zunächst mit der Italienerin Silvia Persico abgesetzt. Am Anstieg zum Kwaremont erfolgte Kopeckys entscheidende Attacke rund 20 Kilometer vor dem Ziel. Die Österreicherin Christina Schweinberger (Fenix-Deceuninck) erreichte das Ziel mit 3:45 Minuten Rückstand auf Platz 22.