Leroy Sane und Sadio Mane (Bayern München) beschimpfen sich gegenseitig
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Fußball

Das Comeback des „FC Hollywood“

Bayern München beschäftigen nach dem 0:3 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Manchester City nicht nur sportliche Fragen. Beim deutschen Rekordmeister, der schon in den 90er Jahren dank zahlreicher Eskapaden auf und abseits des Platzes zum „FC Hollywood“ wurde, herrscht aus den unterschiedlichsten Gründen derzeit wieder einiges an Unruhe.

Begonnen hat das aktuelle Ungemach mit der unglücklichen Verletzung von Stammtorhüter Manuel Neuer. Der 37-Jährige teilte dem Club am 10. Dezember mit, dass er sich bei einer Skitour den Unterschenkel gebrochen hat. Die Saison ist für den Teamtorhüter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) damit vorbei. Der FC Bayern verpflichtete später Yann Sommer von Ligakonkurrent Borussia Mönchengladbach als Ersatz, der Schweizer fand aber nicht bei allen aus dem Bayern-Umfeld volle Zustimmung.

Im Jänner sorgte dann ein Kurzurlaub für Unruhe. Serge Gnabry flog am vorletzten Wochenende zur Fashion Week nach Paris, der Kurztrip mitten in der englischen Woche mit vollem Programm brachte dem Rechtsaußen viel Kritik ein. „Das ist amateurhaft. Das ist genau das, was ich nicht mag“, rügte Sportvorstand Hasan Salihamidzic den DFB-Teamspieler.

Neuer verliert Bezugsperson, Nagelsmann den Job

Am 23. Jänner gaben die Bayern die Trennung von Tormanntrainer Toni Tapalovic bekannt. Neuer verlor damit eine wichtige Bezugsperson in seiner täglichen Arbeit. Trainer Julian Nagelsmann soll das Aus für Tapalovic mit vorangetrieben haben. Eineinhalb Wochen später meldete sich Neuer zu Wort. In einem Interview am 3. Feburar in der „Süddeutschen Zeitung“ übte er mit markanten und emotionalen Aussagen deutliche Kritik an der Vereinsführung. Gleichzeitig rechtfertigte der Weltmeister von 2014 seine Skitour.

Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann
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Ende März gingen die Bayern und Nagelsmann getrennte Wege

Grund zur Verstimmung erhielt Coach Nagelsmann dann auch von anderer Seite. Nach der Veröffentlichung von Taktikausführungen durch Unbekannte sagte er: „Das hat nichts mehr mit Sport zu tun, dass ich solche Interna auch veröffentliche.“ Er musste sich freilich nicht allzu lange über diverse Indiskretionen ärgern, denn am 24. März wurde er freigestellt, da der Club seine Saisonziele gefährdet sah. Die Umstände der Trennung sorgten für Kritik. Nagelsmann soll von seiner Freistellung etwa erst aus den Medien erfahren haben.

Kahn gegen Matthäus und Kimmich im Alleingang

Vor dem Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund lieferten sich dann DFB-Rekordteamspieler Lothar Matthäus und sein ehemaliger Bayern-Teamkollege Oliver Kahn, der jetzt Vorstandschef beim Club ist, am 1. April einen verbalen Schlagabtausch vor dem TV-Mikrofon. Matthäus hatte zuvor kritisiert, dass die „Mia san mia“-Philosophie der Bayern „teilweise mit Füßen getreten“ werde. Kahn reagierte genervt.

Provokanter Jubel von Joshua Kimmich (Bayern München) Richtung Freiburg-Fans
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Diese Pose gefiel nicht allen im Freiburger Stadion

Für den nächsten Aufreger sorgte dann Joshua Kimmich am 8. April mit seinem emotionalen Jubel nach dem 1:0 beim SC Freiburg. Der Mittelfeldspieler hatte nach der geglückten Revanche für das DFB-Pokal-Aus in Richtung Freiburger Anhänger gefeiert. Die SC-Spieler und -Fans werteten die Geste als Provokation.

Wirbel in der Kabine

Nach der Niederlage bei Manchester City sorgten Berichte über eine Auseinandersetzung in der Kabine für den bisher letzten Wirbel. Sadio Mane soll seinem Teamkollegen Leroy Sane einen Schlag ins Gesicht versetzt haben, laut Medienberichten gab es bereits während der Partie verbale Auseinandersetzungen wegen eines misslungenen Zusammenspiels. In der 83. Minute haderte Sane mit dem Laufweg Manes, der ihm nicht entgegenkam, sondern in die Gasse durchgestartet war. Mane wurde vom Verein am Donnerstag für das kommende Bundesliga-Spiel gegen Hoffenheim suspendiert.

Damit entwickelt sich Mane immer mehr zum Münchner Sorgenfall. Dabei galt der Angreifer im Sommer 2022 nach der Verpflichtung vom FC Liverpool als Münchner Königstransfer. Viele sahen im Senegalesen den neuen Robert Lewandowski, einen Torschützenkönig, einen Starstürmer. Doch die Euphorie verpuffte so schnell, wie sie entstanden war. Der Ex-Salzburger ist seit Monaten entweder verletzt oder formschwach – aber immer frustriert.

Der Mane aus Liverpooler Glanzzeiten ist in München bisher nicht angekommen. Sechs Bundesliga-Tore sind zu wenig, um seinem Ruf als Weltstar gerecht zu werden, und bei seinen „Joker“-Einsätzen wirkt der 31-Jährige oft wie ein Fremdkörper auf dem Feld. Auf den neuen Trainer Thomas Tuchel kommen also nicht nur wegen der 0:3-Hypothek gegen Manchester City wohl weiter schwere Zeiten zu.