Romeu Lukaku (Inter)
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Champions League

Inter trotz Krise gegen Benfica vor Aufstieg

Inter Mailand befindet sich in einer paradoxen Situation. Während die „Nerazzurri“ in der Serie A einem Erfolgserlebnis nachlaufen, steht der italienische Spitzenclub in der UEFA Champions League erstmals seit 13 Jahren vor dem Aufstieg ins Halbfinale. Die Mailänder gewannen das Viertelfinal-Hinspiel bei Benfica Lissabon nach einer abgeklärten Leistung mit 0:2 und werden Portugals Rekordmeister auch im Heimspiel am Mittwoch (21.00 Uhr) daheim wenig Raum für offensive Entfaltung lassen.

In der Liga läuft es für die Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi aktuell hingegen überhaupt nicht. Das 0:1 gegen Monza am Wochenende war die dritte Heimniederlage in Folge in der Meisterschaft ohne ein erzieltes Tor – ein in der Clubhistorie einzigartiger Negativlauf. Ein verärgerter Inzaghi verneinte danach, dass sich seine Spieler zu wenig auf die Liga konzentrieren. „Wir wussten, wie wichtig diese Partie ist“, sagte der 47-Jährige.

Mit einem einzigen Punkt aus den letzten fünf Spielen in der Serie A ist Inter (51 Punkte) nur noch Fünfter in der Tabelle hinter SSC Napoli (75), Lazio Rom (61), AS Roma (56) und dem Lokalrivalen AC Milan (53). Tickets für die nächste Saison in der Champions League gibt es nur für die Top Vier. Die CL-Qualifikation bleibt bei Inter angesichts der maroden Finanzlage seit der Coronavirus-Pandemie (385 Mio. Euro Verlust in den letzten beiden Spielzeiten) die Priorität.

Trainer Inzaghi angezählt

Ein Verpassen der Königsklasse 2023/24 würde laut Medienberichten wahrscheinlich das Ende von Trainer Inzaghi bedeuten, der seit Sommer 2021 auf der Bank sitzt und in der laufenden Meisterschaft bei 16 Siegen, drei Remis und elf Niederlagen hält. „Er weiß als Erster, dass unsere Bilanz in der Liga nicht ausreicht: Wir dürfen elf Spiele nicht verlieren. Aber er behält die Kontrolle über die Mannschaft“, versicherte Vizepräsident Javier Zanetti am Dienstag gegenüber der Zeitung „La Repubblica“.

Simone Inzaghi (Inter Mailand)
IMAGO/Joaquim Ferreira
Inter-Trainer Inzaghi dürfte seinen Job wohl nur dann behalten, wenn die CL-Qualifikation für nächste Saison gelingt

Einige Kommentatoren stellen fest, dass der kürzeste Weg zur CL-Qualifikation darin besteht, die Trophäe in dieser Saison zu gewinnen. Inter hatte als bisher letzter italienischer Club 2010 die Trophäe gewonnen. Die Chancen auf den Einzug ins Halbfinale gegen Benfica stehen nach dem 0:2-Auswärtserfolg schon einmal gut, auch wenn Stürmerstar Romelu Lukaku derzeit enttäuscht und sich Abwehrchef Milan Skriniar seit Bekanntwerden seines Abgangs zu Paris Saint-Germain auf dem Abstellgleis befindet.

Skriniar bei Inter im Abseits

Trainer Inzaghi hatte dem Slowaken, der im Sommer ablösefrei zu PSG wechselt, im Jänner die Kapitänsbinde entzogen. In der Liga war Skriniar am 13. Februar (0:0 bei Sampdoria Genua) zuletzt im Einsatz. In der Champions League stand der 28-Jährige im Achtelfinal-Rückspiel auswärts gegen den FC Porto (0:0) zuletzt für zehn Minuten auf dem Feld. Ein Einsatz im Rückspiel gegen Benfica ist wohl ausgeschlossen.

Der Belgier Lukaku, der 2021 unter Trainer Antonio Conte mit Inter die italienische Meisterschaft gewonnen hatte und danach zu Chelsea gewechselt war, kam zu Saisonbeginn leihweise wieder nach Mailand zurück. Sein Comeback begann mit einer Verletzungspause im Herbst denkbar ungünstig, auch danach blieb der Goalgetter mit nur drei Toren in der Liga unter seinen Erwartungen. Laut „Gazzetta dello Sport“ soll der 29-Jährige daher nicht gehalten werden und im nächsten Sommer zu den „Blues“ zurückkehren.

Auch schwacher Lukaku kann Spiele entscheiden

Seine besten Abende hatte Lukaku allerdings in der Champions League. Er erzielte in den beiden Spielen gegen den FC Porto (1:0, 0:0) im Achtelfinale das einzige Tor im Hinspiel und verwandelte einen Elfmeter im ersten Viertelfinal-Match gegen Benfica. Es liegt an ihm, am Mittwoch zu bestätigen, dass er der Mann der großen Nächte bleibt, auch wenn er noch auf der Bank beginnen könnte.

Romelu Lukaku trifft gegen Porto
AP/Luca Bruno
Lukaku erzielte im Achtelfinale gegen Porto den für den Aufstieg entscheidenden Treffer

„Wir haben zu Hause einige Punkte verloren und haben nicht viel Zeit zum Arbeiten, aber wir müssen besser werden“, sagte Inzaghi, der mit seinem Team in allen Bewerben das Maximum erreichen will. Trotz des Zweitorevorsprungs gegen Benfica warnte er vor den Portugiesen: „Sie sind eine starke Mannschaft, der wir mit maximaler Konzentration begegnen müssen.“ Wenn Inter gegen Benfica weiterkommt, trifft es im Halbfinale auf den Ligakonkurrenten Milan, der sich am Dienstag im italienischen Viertelfinale gegen Napoli durchsetzte. Den „Rossoneri“ reichte im Rückspiel ein 1:1, nachdem sie das Hinspiel daheim mit 1:0 gewonnen hatten.

Auch Benfica mit Schwächephase

Benfica tut sich unterdessen wie Inter momentan schwer. Der zweimalige Europacup-Sieger der Landesmeister (1961 und 1962) kassierte wettbewerbsübergreifend zuletzt drei Niederlagen in Folge, das gab es zuletzt in der Saison 2018/19. Diese schwache Phase verdarb den Portugiesen eine großartige Saison, die bis Anfang April in allen Wettbewerben nur einmal verloren hatten.

Die erste Niederlage in dieser aktuellen Serie gab es am 7. April zu Hause gegen Porto (1:2) in der Liga, dann folgte das 0:2 in der Champions League gegen Inter. Am Samstag verlor das Team von Trainer Roger Schmidt bei Chaves mit 0:1, wodurch seine Führung in der Meisterschaft auf vier Punkte vor Porto schrumpfte. Für das Spiel am Mittwoch in Mailand setzt Benfica-Trainer Schmidt, der von 2012 bis 2014 Coach von Red Bull Salzburg war, auf den im Hinspiel gesperrten Innenverteidiger Nicolas Otamendi.