Thomas Müller (Bayern)
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Champions League

Nur „Magisches“ hilft den Bayern

Manchester-City-Coach Josep Guardiola warnt zwar, für den Aufstieg des FC Bayern ins Champions-League-Semifinale muss aber schon ein Fußballwunder her. Die Münchner gehen am Mittwochabend (21.00 Uhr) mit einer 0:3-Hypothek ins Rückspiel gegen Englands Meister. „Vielleicht ist was Magisches möglich“, sagte Thomas Müller, der auf 99 CL-Siege zurückblickt. Sein 100. Erfolg müsste schon deutlich ausfallen, damit der deutsche Tabellenführer noch ins Viertelfinale kommt.

Ein Comeback nach einem Rückstand von drei Toren gab es in Bayerns Champions-League-Historie noch nicht. Die Vorzeichen sind insgesamt nicht die allerbesten. „Die Zuversicht ist gesunken“, meinte Trainer Thomas Tuchel nach dem ernüchternden 1:1 in der Liga gegen Hoffenheim. Bayern-Chef Oliver Kahn forderte: „Wir haben die Pflicht, in diesem Rückspiel noch mal alles, was möglich ist, reinzuwerfen.“

Müller skizzierte, wie das Drehbuch für das „Wunder von München“ aussehen könnte. „Es muss einiges in unsere Richtung laufen“, erklärte der 33-Jährige. „Wenn wir uns mal vorstellen, wir machen in der ersten Halbzeit ein Tor. Dann gehst du in die zweite Hälfte mit der Aussicht, vielleicht machst du ein zweites Tor. Und spätestens ab da kann jeder Ball, jeder Pfiff, jede Situation entscheidend sein. Möglich ist es“, sagte Müller, der in seine Schilderung allerdings auch ein „Aber“ einbaute: „Aber klar, es steht auch noch ein Gegner auf dem Platz.“

Oliver Kahn (Bayern)
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Die zuletzt gezeigten Leistungen stimmten Bayern-Chef Oliver Kahn sicher nicht zufrieden

Tuchel sieht seine Spieler jedenfalls mit einer fußballerischen und mentalen Topleistung gefordert. „Es geht darum, den Glauben zu finden, den Glauben zu haben. Glauben heißt aber nicht träumen“, sagte der 49-Jährige. „Wenn wir es schaffen, beide Halbzeiten zu gewinnen, kann immer alles passieren“, sagte Tuchel. Man brauche für solche Großtaten aber auch das Quäntchen Glück. „Da gehören Momente dazu, die aus kleinen Momenten entscheidende Dinge machen“, sagte Tuchel.

Torflaute bei den Bayern

Die Bayern plagt momentan allerdings ein großes Problem: das Toreschießen. „Es war nicht so, dass man das Gefühl hatte, dass die Offensiven Chance um Chance verballert haben“, sagte Joshua Kimmich nach dem 1:1 gegen Hoffenheim besorgt. Wer soll nun gegen City treffen? Der zuletzt verletzte Eric Choupo-Moting stieg zu Wochenbeginn wieder ins Training ein. Auch den nach dem Zwist mit Leroy Sane pardonierten Sadio Mane könnte Tuchel vorn aufbieten. Der mit großen Hoffnungen geholte Senegalese erweist sich bisher neben dem Platz als schlagkräftiger als auf dem Rasen.

Manchester City hat solche Probleme nicht. Erling Haaland hält nach seinem Doppelpack in der Premier League am Wochenende in dieser Saison bei 47 Pflichtspieltoren. Sein Ersatzmann ist mit Julian Alvarez immerhin ein argentinischer Weltmeister. Haaland rief vorab schon eine „große Woche“ aus. Auf das München-Gastspiel folgt das FA-Cup-Halbfinale gegen Sheffield United und danach der Ligaschlager gegen Tabellenfüherer Arsenal am 26. April.

Guardiola erwartet Bayern „am Limit“

Was den Münchner Strohhalm noch dünner werden lässt: City kassierte seit Weihnachten nie mehr als zwei Gegentore. Die jüngsten zehn Spiele gewannen die Himmelblauen wettbewerbsübergreifend allesamt mit einem Torverhältnis von 37:4. Guardiola wollte von einem Spiel gegen einen ob interner Querelen angeschlagenen Gegner dennoch nichts wissen – im Gegenteil. „Manchmal braucht man den Konflikt, damit die Mannschaft näher zusammenrückt. Das ist keine Schwäche, sondern ein Vorteil“, erklärte der Spanier.

Pep Guardiola (ManCity)
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City-Coach Josep Guardiola geht guten Mutes, aber auch mit Respekt ins Rückspiel

Der ehemalige Bayern-Trainer gab sich als München-Intimus: „Ich kann mir die Situation gegen City vorstellen. Bayern München wird die beste Leistung am Mittwoch zeigen. Sie werden am Limit spielen. Ich kenne sie. Wenn wir nur ein wenig passiv werden, werden wir leiden.“

Eine Aufholjagd von drei Toren gelang in der CL-Historie bereits mehreren Teams. Mane war einmal dabei. Mit Liverpool schaffte er im Mai 2019 im Halbfinale nach einem 0:3 in Barcelona dank eines 4:0 in Anfield noch die Wende. „Es geht voll drauf, wir haben noch eine Chance“, kündigte Müller an. Inwiefern gegen Haaland und Co. Gegentreffer vermieden werden sollen, bleibt ein anderes Thema.