Rowby-John Rodriguez
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Darts

Österreicher hoffen auf Befreiungsschlag

Wenn am Freitag in der Steiermark-Halle von Premstätten bei Graz im Rahmen der Austrian Darts Open wieder die Pfeile fliegen, dann werden die heimischen Profis rund um Mensur Suljovic bei dem Europa-Tour-Turnier der Professional Darts Corporation (PDC) nur Außenseiter im Kampf um den Turniersieg sein. Sie hoffen nach einer verkorksten Saison auf einen Befreiungsschlag.

Superstars der Szene wie Weltmeister Michael „Bullyboy“ Smith und Titelverteidiger Michael van Gerwen steigen bei dem mit 175.000 Pfund (rund 200.000 Euro) dotierten Spektakel in Graz vor 3.000 Fans ebenso auf die Bühne wie Publikumsliebling Peter Wright. Sie alle haben aufgrund ihrer permanenten Erfolge ein Fixticket für die Europaturniere der PDC und kämpfen aussichtsreich um den grünen Steirerjanker für den Sieger.

Nicht so Suljovic und die Rodriguez-Brüder Rowby-John und Rusty-Jake, die derzeit als einzige Österreicher mit einer Tour-Karte im Profizirkus mitmischen. „The Gentle“ und „Little John“ haben als bestplatzierte Österreicher im PDC-Ranking quasi eine „Wildcard“ erhalten, Rusty-Jake hat die Qualifikation hingegen verpasst. Hannes Schnier und Marcus Haider konnten sich noch über eine eigene Österreich-Qualifikation einen Erstrundenauftritt erkämpfen.

Erfolge bleiben aus

Der 51-jährige Wiener Suljovic steckt ebenso wie seine jüngeren Landsleute in einer Ergebniskrise, die sich seit Jahresbeginn hinzieht. Auf nachhaltige Erfolge hoffte das Trio bisher vergeblich. Zu wechselhaft waren die bisherigen Auftritte. Keiner der drei konnte sich für eines der ersten zehn der 13 Turniere auf der Europatour qualifizieren. Einer Tour, auf der die Rodriguez-Brüder letzten Herbst noch Stammgäste waren und die immer ein wichtiger Bestandteil der Geldrangliste ist.

Mensur Suljovic
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Bei der WM im Dezember ließ Suljovic mit einem starken Auftritt gegen Van Gerwen noch auf ein gutes Jahr 2023 hoffen

Die Saison ist noch lange und die Möglichkeiten zur Qualifikation noch zahlreich, aber im Moment wäre kein Österreicher beim Saisonhöhepunkt, der WM im Dezember in London, mit von der Partie. Dort hatte Suljovic seinen letzten großen Auftritt, als er in der dritten Runde dem Turnierfavoriten Van Gerwen überraschend Paroli bot und mit seinem 161er-Check-out zum Gewinn des vierten Satzes für einen der Momente im „Ally Pally“ sorgte.

Fehlende Konstanz und andere Probleme

Einst in der Weltrangliste auf Platz sechs, ist Suljovic aktuell die Nummer 35 im PDC-Ranking, und die Gefahr ist groß, dass ein weiterer Absturz in der zweijährigen Geldrangliste immer wahrscheinlicher wird. Die Top 32 der Rangliste haben einen Fixplatz bei der WM. Bei den ersten acht Turnieren der Players-Championship-Serie gelang dem fünffachen PDC-Sieger heuer nur ein Matchgewinn.

Diese „Floor“-Turniere finden ohne Zuschauerinnen und Zuschauer statt, zählen jedoch für die Rangliste und sind von hoher Dichte sowie Intensität geprägt. Der Sieger muss innerhalb weniger Stunden sieben Spiele gewinnen. Erst im neunten Turnier letztes Wochenende stand Suljovic erstmals in einem „Boardfinale“, konnte also seine zwei Gruppenspiele gewinnen. Dem Aufschwung folgte im nächsten Turnier prompt eine Erstrundenniederlage mit einem Punkteschnitt von 79,8. Der Durchschnitt auf der PDC-Tour liegt bei rund 92 Zählern.

„Müssen uns steigern“

Ein Umstand, der symptomatisch für das Spiel der Österreicher in dieser Saison ist. Duelle mit schwachen Scores, Spiele mit guten Aufnahmen, aber Problemen beim Check-out und Partien mit Gegner, die über sich hinauswachsen, wechseln einander in unglücklicher, dafür aber regelmäßiger Weise ab.

Rusty-Jake Rodriguez
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Darts-Talent Rusty-Jake Rodriguez versucht in seinem zweiten Jahr auf der Profitour Fuß in der Weltspitze zu fassen

Vor allem Rusty-Jake Rodriguez (PDC-84.) tut sich noch schwer, auf der PDC-Tour Fuß zu fassen. Der 22-jährige Wiener kann seine Scoringpower noch nicht in Erfolge umsetzen. Kleinere Erfolge auf der U23-Tour (Development Tour) der PDC deuteten zuletzt jedoch eine Formsteigerung an, dennoch muss er noch hart für den Erhalt seiner Tour-Karte arbeiten.

„Wir müssen uns steigern“, wusste auch Rowby-John, der als PDC-53. seine Tour-Karte behalten wird können, in einem Interview vor einigen Wochen. „Aber es ist Anfang der Saison, und wir haben noch Zeit, bis die großen Turniere kommen, und spätestens in Graz werden wir gepusht.“

„Das wird noch kommen“

Er erklärte den unter den Erwartungen gebliebenen Saisonstart auch mit mangelnder Matchpraxis. „Die Spieler in England haben nach der WM viele Pub-Turniere, das haben wir in Österreich nicht. Wir können zwar in Deutschland Bundesliga spielen, aber in Österreich gibt’s nach der WM nur wenige Spiele. Deswegen sind wir noch einen Schritt zurück, aber das holen wir auf.“

Der 29-jährige Wiener, die mit seiner Familie in Tirol lebt, war jedenfalls überzeugt, dass die positiven Ergebnisse diese Saison noch kommen werden. „Wir spielen gut, bringen aber die Ergebnisse noch nicht hin, das wird jedoch diese Saison definitiv noch kommen.“ Spätestens in der zweiten Runde in Graz sollten die Ergebnisse passen, denn da warten der im Moment stark spielende Dirk van Duijvenbode auf Rodriguez und Ex-Weltmeister Peter Wright auf Suljovic.

Austrian Darts Open in Premstätten

Erste Runde („Best of eleven“-Legs):
Nick Kenny (WAL) Madars Razma (LAT) 6:4
Mickey Mansell (ENG) Dmitrijis Zukovs (LAT) 6:1
Krzysztof Ratajski (POL) Owen Roelofs (NED) 6:2
Ricardo Pietreczko (GER) Cameron Menzies (ENG) 6:4
Luke Woodhouse (ENG) Marcus Haider (AUT) 6:3
Maik Kuivenhoven (NED) Bradley Brooks (ENG) 6:5
Hannes Schnier (AUT) Jeffrey de Zwaan (NED) 6:5
John Henderson (SCO) Dylan Slevin (IRL) 6:4
Matt Campbell (CAN) Ian White (ENG) 6:5
Jelle Klaasen (NED) William O'Connor (IRL) 6:5
Simon Whitlock (AUS) Kim Huybrechts (BEL) 6:4
Raymond van Barneveld (NED) Brendan Dolan (NIR) 6:3
Ryan Meikle (ENG) Rowby-John Rodriguez (AUT) 6:3
Daryl Gurney (NIR) Stephen Bunting (ENG) 6:3
Chris Dobey (ENG) Vitezslav Sedlak (CZE) 6:3
Mensur Suljovic (AUT) Ricky Evans (ENG) 6:4
Zweitrundentableau („Best of eleven“-Legs):
Daryl Gurney (NIR) Luke Humphries (ENG/1) 6:1
Andrew Gilding (ENG/16) Matt Campbell (CAN) 6:4
Nathan Aspinall (ENG/8) Hannes Schnier (AUT) 6:2
Danny Noppert (NED/9) Chris Dobey (ENG) 6:4
Damon Heta (AUS/4) Luke Woodhouse (ENG) 6:4
Jonny Clayton (WAL/13) Jelle Klaasen (NED) 6:5
Dirk van Duijvenbode (NED/5) Ryan Meikle (ENG) 6:4
Joe Cullen (ENG/12) Nick Kenny (WAL) 6:2
Mickey Mansell (ENG) Dave Chisnall (ENG/2) 6:2
Josh Rock (NIR/15) Krzysztof Ratajski (POL) 6:2
Michael Smith (ENG/7) Ricardo Pietreczko (GER) 6:5
Mensur Suljovic (AUT) Peter Wright (SCO/10) 6:1
Michael van Gerwen (NED/3) John Henderson (SCO) 6:4
Simon Whitlock (AUS) Martin Schindler (GER/14) 6:5
Rob Cross (ENG/6) Maik Kuivenhoven (NED) 6:2
Ryan Searle (ENG/11) Raymond van Barneveld (NED) 6:5