Fechter Max Schubert und Johannes Poscharnig
GEPA/Mario Buehner
Fechten

Österreicher stellen Weichen für die Zukunft

Österreichs Fechtverband (ÖFV) hat eine neue Initiative gestartet, um die Lücke zur Weltklasse weiter zu reduzieren. Der Deutsche Sven Ressel soll als hauptamtlicher Sportdirektor im ÖFV die Weichen für eine erfolgreichere Zukunft stellen. Die sportpolitische Situation hat ihm den Einstieg nicht leichter gemacht.

Der seit 1. März amtierende Ressel, davor zehn Jahre lang Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes, hat ein volles Programm. Die Hochzeiten des österreichischen Fechtsports liegen lange zurück, seit zwei Jahrzehnten fehlen die großen Erfolge.

„Ich bin dabei, mir ein Bild über den Stand zu machen. Es macht keinen Sinn, wenn ich mir die Historie anschaue. Mein Thema ist der Status quo. Hier gilt es, anzusetzen und mit dem bestehenden Personal die Strukturen auf ein neues Niveau anzuheben, all die Rahmenbedingungen zu optimieren“, sagte Ressel im Gespräch mit der APA.

Feuer soll neu entfacht werden

Zielvereinbarungen verfassen, Zwischenziele definieren und Verbindlichkeiten schaffen ist ein erster Schritt dafür. Man könne mit zielgerichteterer Arbeit „auch relativ schnell Erfolge verbuchen“, realistischerweise aber „nicht gleich Medaillengewinne“, ist Ressel überzeugt.

Sven Ressel, neuer Sportdirektor des Österreichischen Fechtverbands (ÖFV)
IMAGO/Horstmüller
Der Deutsche Sven Ressel hat als neuer ÖFV-Sportdirektor das Ziel, Österreichs Fechter wieder an der Spitze zu etablieren

„Es geht darum, dass man aufzeigt, was man mit gar nicht so viel Mehraufwand generieren kann. Die Sportler freuen sich, dass jemand da ist, der strukturell helfen kann. Wenn Athleten das spüren, dann sind sie eher bereit, eine Kohle mehr ins Feuer zu werfen.“ Im Spätsommer soll ein Auftaktlehrgang mit allen Topathleten abgehalten werden.

Erster Schritt: Olympiaqualifikation

Hauptziel sind natürlich die Olympischen Spiele. Nicht nur die nächsten 2024 in Paris, Ressel hat auch schon 2028 und 2032 im Blick. „Das sind die Benchmarks. Bis 2032 wollen wir sukzessive verbessern und entwickeln. Zwischenziele sind Welt- und Europameisterschaften“, sagte Ressel. Auf dem Weg dahin werde man in „Trainingswissenschaft und Leistungsdiagnostik versuchen, neue Dinge anzusetzen“.

Potenzial ortet Ressel vor allem mit den Stoßwaffen (Florett und Degen), „im Säbel ist es noch nicht der Fall“. Für Paris 2024 sieht er Chancen im Florett und Männer-Degen. Die Qualifikation über die Mannschaft werde „unheimlich schwierig“. Die wenigen Einzelplätze, die über die Weltrangliste oder die Kontinentalausscheidung vergeben werden, seien dagegen „nicht ganz unrealistisch“.

Teilnahme russischer Sportler ist „unzumutbar“

Die Frage, welche Sportler an Olympia teilnehmen dürfen, beschäftigt derzeit den Sport weltweit und damit natürlich auch die Fechtszene. Hier hat der Fecht-Weltverband (FIE) bereits am 10. März die Aufhebung des Teilnahmeverbots von Sportlerinnen und Sportlern der beiden Nationen beschlossen.

Fechterinnen Christina Engel und Konstanze Grabher
GEPA/Philipp Brem
Österreichs Fechterinnen und Fechter wollen bald bei Olympia die Klingen kreuzen

Dazu hat Ressel eine klare Meinung, die sich von jener des Weltverbands unterscheidet: „Es ist aktuell unzumutbar, russische und weißrussische Athleten zuzulassen“, betonte er. „Der Fechtsport geht gerade durch die Hölle aufgrund der Zulassung von russischen und belarussischen Sportlern“, sagte der 55-Jährige.

„Im Fechten ist das ein erhöhtes Problem, weil das ja ein Kampfsport ist, man steht sich in einem Kampf gegenüber. Es ist unzumutbar, dass ukrainische gegen russische Fechterinnen und Fechter antreten müssen“, stellte er klar.

Schwierige Situation durch Weltcup-Boykott

Die Veranstalter einiger Weltcup-Bewerbe, etwa die deutsche Hochburg Tauberbischofsheim, Stockholm und Poznan, wo am vergangenen Wochenende der Weltcup mit Florettbewerben hätte beginnen sollen, sagten ihre Turniere nach der FIE-Entscheidung ab. Ressel hat dafür volles Verständnis.

„Der Weltfechtverband fordert uneingeschränkte Einreisemöglichkeiten, das kann ein Sportverband nicht gewährleisten. Da ist das Turnier nicht ausrichtbar“, meinte der Deutsche. Für den österreichischen Verband ist das ein „Worst Case, weil wir teilweise nicht wissen, ob wir die Reise buchen sollen“. Die aktuelle Planung im Weltcup, der nun am ersten Mai-Wochenende in Bulgarien starten soll, ist daher nur mit Unsicherheiten möglich.