Marco Grüll (Rapid) und Nicols Capaldo (Salzburg)
GEPA/David Bitzan
Bundesliga

Auf Rapid wartet heikle Generalprobe

Auf Rapid-Trainer Zoran Barisic kommt am Mittwoch (20.30 Uhr) im Bundesliga-Heimspiel gegen Red Bull Salzburg ein Balanceakt zu. Einerseits haben Duelle mit dem Serienmeister für Grün-Weiß eine große emotionale Bedeutung, andererseits wirft das Cupfinale seinen Schatten voraus – am Sonntag (20.30 Uhr, live in ORF1) geht es für die Hütteldorfer doch in Klagenfurt gegen Sturm Graz um den ersten Titel seit 2008.

Dementsprechend ist bei der Aufstellung Fingerspitzengefühl gefragt. Barisic ließ sich bei seinen personellen Planspielen naturgemäß nicht in die Karten blicken. „Es ist wichtig, dass wir uns auf das nächste Match konzentrieren“, sagte der Wiener in diesem Zusammenhang. Bei der Aufstellung hört Barisic sowohl auf sein Bauchgefühl als auch auf seine sportwissenschaftliche und medizinische Abteilung. „Ich werde auch Gespräche mit dem einen oder anderen Spieler führen.“

Als Generalprobe für das Match in Klagenfurt sei die Partie gegen Salzburg nicht zu werten. „Ich sehe es als wichtiges Meisterschaftsspiel, das wir gewinnen wollen. Salzburg ist stark, doch in einem Spiel ist alles möglich“, betonte Barisic. Er hätte sich für das Kräftemessen mit dem Tabellenführer einen anderen Termin als vier Tage vor dem Cupendspiel gewünscht, zumal es gegen eine „europäische Spitzenmannschaft“ gehe. „Das ist ein Gegner, der in der Liga über allen steht, eine riesengroße Herausforderung für uns. Bei uns muss alles passen, wenn wir erfolgreich sein wollen.“

Generalproben für Cupfinalisten

Für Mittwoch hoffen Sturm und Rapid auf gelungene Generalproben für das ÖFB-Cup-Finale am Sonntag. Während auf die Grazer mit der Austria die vermeintlich leichtere Aufgabe wartet, sind die Hütteldorfer gegen Salzburg klarer Außenseiter.

Thorsten Schick wies auf die klare Außenseiterrolle hin, die Rapid zumindest in der öffentlichen Meinung einnehme. „Gefühlt haben wir das Spiel gegen Salzburg schon verloren. Wir können nur gewinnen.“

„Müssen gleich bei 100 Prozent sein“

Das bisher letzte Duell endete am 5. März im Allianz Stadion mit einem 4:2 für die Gäste, wobei sich Rapid in dieser Partie über weite Strecken durchaus ebenbürtig präsentierte. „Dieses Spiel sollte unsere Messlatte sein“, erklärte Barisic. Der jüngste Auftritt der Grün-Weißen ließ jedoch zu wünschen übrig, beim 1:3 gegen den LASK war man vor allem in der ersten Hälfte klar unterlegen. Eine Woche davor beim 3:3 gegen die Austria waren die ersten 45 Minuten auch nicht wunschgemäß, daher forderte Barisic: „Wir müssen mit dem Anpfiff bei 100 Prozent sein.“

Rapid-Trainer Zoran Barisic
GEPA/Hans Oberlaender
Vor dem Cupfinale wartet auf Rapid und Trainer Zoran Barisic noch eine hohe Hürde namens Salzburg

Der 52-Jährige bemängelte die fehlende Konstanz. „Wir sind imstande, Außergewöhnliches zu leisten. Auf der anderen Seite haben wir Phasen drin wie die erste Hälfte gegen den LASK. Leider ist unsere Fehlerquote sehr hoch, vielleicht ist nicht immer das Glück auf unserer Seite. Aber ich sehe viele positive Dinge, was die Entwicklung betrifft.“

Man sei nicht so weit hinter dem Zweiten Sturm Graz oder dem Dritten LASK, wie es die Tabelle vermuten ließe, beteuerte Barisic. „Wir sind auf Augenhöhe mit Sturm und LASK, aber auch auf Augenhöhe mit Austria Klagenfurt und Ried“, meinte der Coach mit Hinweis auf die oftmaligen Leistungsschwankungen.

Meistergruppe, 27. Runde

Mittwoch 20.30 Uhr:

Rapid – Salzburg

Wien, Allianz Stadion, SR Altmann

Mögliche Aufstellungen:

Rapid: Hedl – Schick, Sollbauer, Moormann, Auer – Petrovic, Kerschbaum – Zimmermann, Greil, Grüll – Burgstaller

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Pavlovic, Bernardo – Seiwald – Capaldo, Gloukh, Forson – Sesko, Koita

Salzburger winkt nächster Rekord

Gegen die Salzburger müssen sich die Rapidler von ihrer besten Seite zeigen, um eine Unserie zu beenden. Die jüngsten 17 Bewerbspartien endeten bei zwei Unentschieden mit 15 „Bullen“-Siegen. „Salzburg ist gegen uns immer doppelt motiviert. Das wissen wir. Es ist auch schön, wenn wir nach wie vor sehr ernst genommen werden“, erklärte Barisic.

Salzburg-Trainer Matthias Jaissle stimmte zu. „Das Match gegen Rapid ist nicht nur für die Tabelle wichtig, es ist auch emotional von großer Bedeutung.“ Sein Club liegt nach dem 2:0 am Sonntag bei Sturm fünf Punkte vor dem ersten Verfolger. „Wir sind von einer Vorentscheidung im Titelrennen noch weit entfernt. Der Sieg in Graz war wichtig. Aber mindestens genauso wichtig ist es, dass wir kein einziges Prozent nachlassen, denn diese Meistergruppe ist ein richtiges Brett. Da gibt es eigentlich an jedem Spieltag einen Kracher“, so Jaissle.

Die Salzburger halten bei zwölf Ligaauswärtssiegen in Folge – sollte am Mittwoch der 13. Streich gelingen, wäre man in dieser Statistik alleiniger Rekordhalter vor dem LASK (12 Siege von Mai 2019 bis März 2020) und der Wiener Austria (12 Siege von Mai bis November 1985).

Angespannte Personalsituation

Jaissle muss aber gleich zehn Profis wegen Verletzungen vorgeben, zudem sind Andreas Ulmer und Lucas Gourna-Douath fraglich. Daher sprach Jaissle von einer „sehr angespannten Personalsituation. Aber in dieser Phase der Saison darf das keine Rolle spielen. Da muss jeder bis an seine Grenzen gehen.“ Auch aufgrund des ungünstigen Termins samt später Anstoßzeit hält sich das Publikumsinteresse für den Schlager in Grenzen, es werden nur rund 15.000 Fans erwartet.