Jon Gorenc-Stankovic (Sturm) gegen Guido Burgstaller (Rapid)
GEPA/Hans Oberlaender
ÖFB-Cup

Finale der großen Erwartungen

Das Ende einer 28-jährigen Durststrecke und die Chance auf einen nationalen Titel: Das Duell zwischen Rapid Wien und Puntigamer Sturm Graz um die Trophäe im Uniqa-ÖFB-Cup wird ein Schlager vor großer Kulisse. Die Partie am Sonntag (20.30 Uhr, live in ORF1) in der Klagenfurter Arena ist seit Wochen ausverkauft. Beide Clubs lauern auf das finale Duell und sehen sich auf Augenhöhe.

„Die Jungs haben die Chance, Geschichte zu schreiben“, sagte Rapids Trainer Zoran Barisic zwei Tage vor dem Finale. Der 52-Jährige hatte den Pokal 1995 als Libero der Grün-Weißen in den Himmel gestemmt. Auf den 15. Cuptitel der Clubgeschichte wartet Rapid seither. 2008 holte der Traditionsclub zuletzt die Meisterschaft. „Es warten sehr, sehr viele Leute auf einen Titel von Rapid“, so Geschäftsführer Steffen Hofmann.

Rapid ist jedoch gegen Sturm seit über zwei Jahren sieglos. Seit dem 4:1 am 22. Jänner 2021 in Wien setzte sich Sturm in den darauffolgenden neun Bundesliga-Duellen sechsmal durch. Dreimal endeten die Duelle mit einem Unentschieden. Als nomineller Favorit tritt daher Sturm an.

Spannung vor Finale

2018 hat Sturm Graz das letzte Mal den ÖFB-Cup geholt, seitdem hieß der Sieger immer Red Bull Salzburg. Für das Cupfinale am Sonntag rechnet sich aber auch Rapid Wien realistische Chancen aus.

Clubs sehen sich auf „Augenhöhe“

Sturm gelang 2018 im Cup letztmals das Kunststück, Seriensieger Salzburg einen Titel abzuluchsen. Vom damaligen 1:0 nach Verlängerung noch dabei sind Kapitän Stefan Hierländer, die Torhüter Jörg Siebenhandl und Tobias Schützenauer sowie Jakob Jantscher. Einzig der damalige Torschütze Hierländer könnte auch am Sonntag einlaufen. „Gegen Rapid sind es immer Prestigeduelle. Wir haben eine sehr große Vorfreude, sind gut gerüstet und wollen den Titel holen“, sagte der Kärntner.

Uniqa-ÖFB-Cup, Finale

Sonntag, 20.30 Uhr, live in ORF1

Rapid – Sturm

Klagenfurt, 28 Black Arena, SR Jäger

Rapid: Hedl – Schick, Wimmer, Moormann, Auer – Pejic, Kerschbaum – Kühn, Greil, Grüll – Burgstaller

Sturm: Okonkwo – Gazibegovic, Wüthrich, Affengruber, Schnegg – Gorenc Stankovic – Hierländer, Kiteihsvili, Prass – Sarkaria, Emegha

Die Grazer eliminierten im Viertelfinale Salzburg im Elferschießen auswärts, zwangen danach auch den LASK daheim in die Knie (1:0) und dürfen auf neun Partien ohne Niederlage gegen Rapid zurückblicken. Trainer Christian Ilzer erwartete trotzdem „ein Duell auf Augenhöhe. Mit der nötigen Kraft, der Qualität und der richtigen Strategie müssen wir versuchen, das Spiel in unsere Richtung zu kippen.“

Barisic sah sein Team trotz statistisch gesehen schlechter Bilanz gegen die Grazer ebenfalls zumindest ebenbürtig. „Wir haben die letzten drei Spiele zwar verloren, aber es hat nicht immer die bessere Mannschaft gewonnen“, sagte Barisic. Dem pflichtete Rapid-Sportdirektor Markus Katzer bei. „Wenn man die Tabellensituation hernimmt, ist Sturm Favorit. Aber in einem Finale und wenn man unsere letzten Spiele gegen Sturm oder jetzt Red Bull sieht, ist alles möglich. Wir wollen gewinnen und wissen, dass wir gewinnen können.“

Barisic sieht „Euphorie“ bei Rapid

2017 und 2019 stand Rapid zuletzt ebenfalls im Finale. Zweimal war Salzburg nicht zu knacken. Barisic sprach deshalb von einem besonderen Spiel für den Verein, aber auch einem „negativen“ Spirit, der mit dem Cup verbunden sei. „Ich habe jetzt aber das Gefühl, dass eine Euphorie entstanden ist. Ich habe ein gutes Gefühl“, meinte der Coach. Das 1:1 gegen Salzburg am Mittwoch soll die Überzeugung geben, mit einem physisch starken Gegner mithalten zu können.

Weg ins Finale

Rapid:

  • 1. Runde: Treibach 1:0
  • 2. Runde: Allerheiligen 2:0
  • AF: WSG Tirol 4:1
  • VF: WAC 3:1 n. V.
  • HF: Ried 2:1

Sturm:

  • 1. Runde: Röthis 6:0
  • 2. Runde: Austria Salzburg 3:1
  • AF: GAK 1:0
  • VF: RB Salzburg 5:4 i. E. (1:1)
  • HF: LASK 1:0

Soll es vorn wieder Geburtstagskind Guido Burgstaller – der Kärntner Kapitän wird am Tag vor der Partie 34 Jahre alt – richten, plagen Rapid Probleme in der Defensive. Michael Sollbauer fehlt nach seiner Roten Karte gegen Salzburg gesperrt, Leo Querfeld ist verletzt, Maximilian Hofmann und Christopher Dibon sind nicht fit. Neben dem gesetzt scheinenden Martin Moormann herrscht Rätselraten, wer die zweite Position in der Innenverteidigung einnehmen wird.

Kevin Wimmer steht zur Verfügung. Der ehemalige Teamspieler hat in der Liga zuletzt im vergangenen September gespielt, kam im Cupviertelfinale aber im Februar beim WAC zum Einsatz. Sein Nachteil ist auch, dass er wie Moormann ein Linksfuß ist.

Sturm für „Jahreshighlight“ bereit

Sturm hat personell keine gröberen Probleme. Stürmer Albian Ajeti ist aufgrund von muskulären Problemen fraglich, Innenverteidiger Aleksandar Borkovic jedoch wieder fit. Die Grazer können praktisch aus dem Vollen schöpfen. Coach Ilzer versuchte, nicht zu große Erwartungen aufzubauen. „Jedes Wochenende ist für mich ein Finale“, sagte er – um schließlich doch anzumerken: „Natürlich ist dieses K.-o.-Spiel ein Jahreshighlight.“ Kleinigkeiten könnten entscheidend sein, waren sich die Trainer einig.

Sturm Coach Christian Ilzer
GEPA/Hans Oberlaender
Sturm-Trainer Christian Ilzer wollte vor dem Spiel bei seiner Mannschaft nicht zu viel Druck aufkommen lassen

„Völkerwanderung“ zum Wörthersee Stadion

Fantechnisch wird das Areal um die Arena belebt wie nie zuvor bei einem Endspiel am Wörthersee sein. Rund 30.000 Besucher werden für ein volles Haus sorgen. Mehr als 12.000 Karten haben die beiden Clubs erhalten, dazu kommen noch knapp 6.000 Besucher im neutralen Sektor. Barisic sprach von „der größten Völkerwanderung in Österreich der letzten Jahre“.

Aus Wien werden rund 90 Busse am Spieltag Richtung Süden aufbrechen, Rapid erwartet außerdem um die 1.000 Pkws, die sich nach Klagenfurt aufmachen. Die grün-weiße Anhängerschaft wird aus Minimundus einen Fanmarsch zur Arena veranstalten. Aus der Steiermark werden sich 120 Busse Richtung Wörthersee aufmachen. Sturms Fans sammeln sich ab Mittag im Fandorf an der Nordseite der Arena. Die Polizei wird das Areal ab Mittag für den öffentlichen Verkehr abriegeln und einen Sicherheitsbereich einrichten. Eine frühe Anreise wurde empfohlen.