Von Startplatz neun aus pflügte der Weltmeister in Miami durch das Feld und sorgte so im Alleingang für die von den US-Fans erwartete Show. Mit seinem souveränen Sieg samt Extrapunkt für die schnellste Runde stellte der Niederländer klar, wer der Chef im Team und letztlich auch im gesamten Fahrerlager ist.
Das fand auch entsprechenden Niederschlag in der internationalen Presse. „Der Grand Prix von Miami hat alle Fragen weggewischt, ob der niederländische Superstar eine Klasse für sich selbst in diesem Sport ist“, schrieb der „Miami Herald“. Die „Gazzetta dello Sport“ sah Verstappen als „Marsmensch“ und eine „sciencefictionmäßige“ Aufholjagd des 25-Jährigen. „Max Verstappen hat das ganze Ensemble lächerlich gemacht, indem er auf eindrucksvolle Art das Rennen für sich entschied“, befand Frankreichs Sportblatt „L’Equipe“. „Man kann ihn nicht stappen“, erlaubte sich die britische „Sun“ ein kleines Wortspiel.
Verstappen sorgt für klare Verhältnisse
Beim Grand Prix von Miami holte sich Max Verstappen am Sonntag nach einer beeindruckenden Vorstellung den Sieg. Der Niederländer sorgte damit auch wieder für klare Verhältnisse mit seinem Teamkollegen Sergio Perez.
Perez betreibt Ursachenforschung
Das musste auch der nach seinen Erfolgen in Baku Morgenluft witternde Perez zur Kenntnis nehmen. Der Mexikaner erwies sich als fairer Verlierer, die Enttäuschung war dem 33-Jährigen allerdings anzusehen und anzuhören. „Die Leistung, die er heute gezeigt hat, war für mich unerreichbar“, sagte Perez. „Ich muss jetzt verstehen, warum das so war.“ Sechs Punkte lag er nach seinem erfolgreichen Baku-Wochenende hinter dem Spitzenreiter. Verstappen hat nach seinem dritten Grand-Prix-Sieg im fünften Rennen nun aber 14 Punkte mehr als sein Stallrivale.
„Alles in allem war Max einfach stärker als ich“, betonte Perez, der vor allem Probleme mit den Reifen hatte. Er war auf den Mediums gestartet, Verstappen hatte die härteren Reifen aufziehen lassen und damit die bessere Wahl getroffen. „Der Reifen war besser als erwartet“, betonte der Sieger und antwortete auf die Frage, ob er sich diesmal unschlagbar gefühlt habe: „Ich fühle mich immer unschlagbar, aber manchmal haben andere auch einen guten Tag, kommen nahe an dich ran und können dich herausfordern.“ Am Sonntag in Miami konnte das keiner, auch Perez nicht.
WM-Duell derzeit nicht in Sicht
Aber auch der Mexikaner hat schon zwei Saisonsiege, womit alle bisherigen fünf Rennen an Red Bull gegangen sind – viermal davon gab es einen Doppelsieg. Zum Darüberstreuen siegte Perez auch im Sprint von Baku. So einen WM-Start hatte der Rennstall davor noch nie hingelegt. Diese Dominanz erinnert an jene von Mercedes vor sieben Jahren mit 19 Siegen aus 21 Rennen. Es war die Saison mit dem erbitterten Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg, aus dem der Deutsche als Weltmeister hervorging – und wenige Tage danach seinen Rücktritt verkündete.
Ein solch packendes Duell zwischen WM-Leader Verstappen und Perez scheint derzeit illusorisch zu sein. Die beiden fahren nur dann auf Augenhöhe, wenn Verstappen einen schlechten Tag erwischt – entweder durch Eigenverschulden, technische Gebrechen oder wie vor einer Woche in Baku, als eine Safety-Car-Phase Perez in die Karten spielte.
„Wo bleiben die anderen?“
Und die anderen Teams können da schon gar nicht mitreden. Red-Bull-Teamchef Christian Horner macht sich sogar schon Gedanken, was mit der Konkurrenz los sein könnte. „Wir fragen uns, wo die anderen bleiben.“
Ferrari und Mercedes wurden in der Fahrer-WM vom im Saisonverlauf zum vierten Mal auf das Podest gefahrenen spanischen Altmeister Fernando Alonso und in der Konstrukteurs-WM von dessen Team Aston Martin überflügelt. Horner ist sich aber sicher, dass von den Traditionsteams im weiteren Saisonverlauf noch mehr Widerstand kommen werde. Bis dahin müsse man so viel Vorsprung wie möglich herausfahren. Verstappen und Perez dürfen dabei auf den Rennspeed des Red Bull vertrauen. „Dieser Vorteil ist zurzeit ziemlich groß, denke ich“, sagte Verstappen dazu.