David Reinbacher (AUT) im ÖEHV-Teamdress
GEPA/Hans Oberlaender
Eishockey-WM

ÖEHV-Talent kann sich in Auslage spielen

Im Vorjahr hat Marco Kasper nach einer starken Saison die Scouts bei der Eishockey-WM im finnischen Tampere auch auf der internationalen Bühne überzeugt. Der Kärntner Stürmer wurde schließlich beim NHL-Draft von den Detroit Red Wings als Nummer acht gewählt. In diesem Jahr sind bei der am Freitag startenden Weltmeisterschaft, erneut in Tampere, die Augen der Talentescouts aus Nordamerika auf den 18-jährigen David Reinbacher gerichtet.

„Er bringt das ganze Paket mit“, sagte Teamchef Roger Bader über den 1,89 m großen Lustenauer, dessen Wachstum noch nicht abgeschlossen ist. „Grundsätzlich will jeder große Verteidiger. Dann ist sehr attraktiv und gesucht, dass er den Schläger rechts hat. Und er hat gute Hände, macht gute Spielzüge, er kann gut schießen, darum war er auch im Powerplay eine feste Größe. Er kann hart spielen, Muskeln muss er noch zulegen. Er hat nicht wirklich eine Schwäche, sondern lauter Stärken“, analysierte Bader gegenüber der APA sein Verteidigerjuwel und hob auch das Menschliche hervor: „Charakterlich zeichnet ihn aus, dass er total bescheiden ist, da ist null Überheblichkeit zu spüren, er ist sehr geerdet.“

Reinbacher war im Vorjahr mit dem EHC Kloten aufgestiegen, danach ging auch für ihn die Entwicklung überraschend schnell. Der Vorarlberger überzeugte in der starken Schweizer Liga derart, dass er die zweitmeiste Eiszeit aller Abwehrspieler seines Clubs erhielt und in allen Situationen eingesetzt wurde. In 49 Spielen verbuchte er 24 Scorerpunkte. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass das so explodiert. Es hat sich von Spiel zu Spiel immer mehr entwickelt, der Trainer hat mir die Chance gegeben, sehr auf mich vertraut und mir Fehler verziehen. Ich bin natürlich glücklich, wie die Saison verlaufen ist. Ich will einfach den Moment genießen“, erklärte Reinbacher.

David Reinbacher (AUT) im Dress des EHC Kloten
IMAGO/Just Pictures/Philipp Hegglin
Reinbacher wusste in seiner ersten Saison in der ersten Schweizer Liga gleich auf Anhieb zu überzeugen

Reinbacher in NHL-Draft hoch gehandelt

Seine starken Leistungen haben ihn auch für die NHL-Clubs attraktiv gemacht. Reinbacher wird für den Draft im Juni hoch gehandelt. Scouts schließen nicht aus, dass er als erster Verteidiger und in den Top Ten gewählt wird. Seinen hohen Marktwert kann er mit einer guten WM bestätigen. In Tampere wird Reinbacher nicht nur der jüngste Spieler im österreichischen Kader sein, sondern auch der zweitjüngste rot-weiß-rote WM-Verteidiger, seitdem Österreich 1993 erstmals an einer A-WM teilgenommen hat. Lediglich Gerhard Unterluggauer war vor genau 30 Jahren noch jünger.

Die Vorfreude auf sein WM-Debüt ist groß. „Das ist sehr, sehr cool, es macht Riesenspaß. Wir haben eine coole Truppe hier, das ist wie eine Familie“, so Reinbacher. Persönliche Ziele definiert er nicht, nach seiner Verletzung in der Vorbereitung will er nur sein „Topspiel finden“. Sonst zählt nur der Klassenerhalt mit dem Team. „Wir wollen zeigen, dass wir eine A-Nation sind“, betonte er.

Vorfreude auf Duelle mit Topstürmern

Auf ihn warten Duelle mit Weltklassestürmern, Erfahrung damit hat Reinbacher schon in der Schweiz gemacht. Etwa in den Matches gegen Meister Geneve-Servette mit den finnischen Weltmeistern Teemu Hartikainen und Valtteri Filppula. „Wenn du die live siehst, ist das unbeschreiblich. Wenn solche Namen auf dich zufahren, muss ich innerlich lachen, es ist eine Freude gegen solche Spieler“, schwärmte der Vorarlberger.

Der Finne Valtteri Filppula jubelt 2022 mit dem WM-Pokal in Händen
IMAGO/ZUMA Press/Andrea Re
Filppula absolvierte über 1.200 Partien in der NHL, mit dem Nationalteam holte er 2022 den WM-Titel

Mit Filppula hat er auch eine nette Erfahrung gemacht. Der Finne, der als einer von nur 30 Spielern Olympiagold, den WM-Titel und den Stanley Cup gewonnen hat, „ist mit seinem Schläger zwischen meine Füße gekommen und hat eine Strafe bekommen. Als Geste hat er mir dann seinen Schläger geschenkt. Das ist cool, wenn du von so einem erfahrenen Spieler was bekommst.“

Weg führte früh in die Schweiz

Reinbacher ist durch die Schweizer Eishockeyschule gegangen. Bereits mit sieben Jahren wurde er meist von seinem Vater zum Training beim SC Rheintal nach Widnau gefahren, mit 13 wechselte er nach Kloten. „Bis jetzt ist alles aufgegangen“, meinte er. Der nächste Schritt könnte im Sommer folgen, Gedanken an den Draft hat er aber zur Seite geschoben. „Wir sprechen daheim darüber praktisch nicht, das wird ausgeblendet. Man hat das eine oder andere Gespräch, aber das ist alles im Hintergrund. Ich kann frei spielen und im Moment leben“, erklärte Reinbacher, der den Schweizer NHL-Verteidiger Roman Josi als Vorbild hat.

Der Schweizer Roman Josi im Dress der Nashville Predators
Reuters/USA Today Sports/Christopher Hanewinckel
2020 erhielt Josi (Nashville Predators) die James Norris Memorial Trophy für den besten Verteidiger der NHL

Beim WM-Vorbereitungsspiel gegen Tschechien in Wien hat er das Thema aber nicht ganz ausblenden können, saßen doch Steve Yzerman und Kris Draper, General Manager und Chefscout der Detroit Red Wings, auf der Tribüne, um ihn zu beobachten. „Das war natürlich sehr speziell für mich, da habe ich zum ersten Mal mitbekommen, dass so Hohe (Funktionäre, Anm.) da sind. Natürlich war ich ein bisschen nervös, aber ich habe geschaut, dass ich in das Spiel finde und nicht darüber nachgedacht“, erzählte er.