Federico Chiesa
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Europa League

Juventus fordert Rekordsieger Sevilla

In den 1990er Jahren haben die italienischen Clubs Fußballeuropa das Fürchten gelehrt. Nach mageren Jahren schicken sich die Vereine der Serie A an, den alten Ruhm wiederaufleben zu lassen. Fünf Vereine haben es in den drei Europacup-Bewerben bis ins Halbfinale geschafft, in der UEFA Europa League greifen zwei davon nach einem Finalticket: die AS Roma im Duell mit Bayer Leverkusen und Juventus Turin am Donnerstag (21.00 Uhr, im ORF.at-Livestream) gegen Rekordsieger Sevilla.

Die Andalusier sind mit sechs Triumphen (2006, 2007, 2014, 2015, 2016, 2020) in der Europa League beziehungsweise deren Vorgänger-Bewerb UEFA-Cup Rekordsieger. Die Italiener halten immerhin bei drei UEFA-Cup-Titeln, allerdings wurden diese bereits vor längerer Zeit geholt, nämlich in den Saisonen 1976/77, 1989/90 und 1992/93. Der letzte von zwei Siegen in der Champions League wurde 1996 gefeiert. Diese lange Durststrecke auf dem internationalen Parkett soll nun aber endlich enden.

„Sevilla hat viermal die Europa League und zweimal den UEFA-Cup gewonnen – sie haben jede Menge Erfahrung und geben nie auf. Wir müssen eine großartige Leistung abliefern“, erklärte Juve-Trainer Massimiliano Allegri. „Wir sind in diesem Jahr sehr gereift, haben aus den Erfahrungen gelernt und sind dadurch stärker geworden. Wir haben jetzt noch vier Ligaspiele und diese beiden Halbfinal-Spiele vor uns. Der Plan ist klar: Wir müssen alles geben und dann schauen, was dabei herauskommt.“

Sevilla-Spieler jubeln mit Pokal, 2020
Reuters/Friedemann Vogel
Mit sechs Triumphen ist Sevilla der Rekordsieger der Europa League, der letzte Triumph ist aber bereits drei Jahre her

Der Kampfgeist hat die Italiener im Europacup in dieser Saison schon weit gebracht. „Ehrgeiz gehört zu der DNA von Juventus“, betonte Mittelfeldspieler Adrien Rabiot nach dem hart erkämpften Aufstieg im Viertelfinal-Duell mit Sporting Lissabon. Nach einem 1:0-Heimsieg im Hinspiel in Turin reichte der „Alten Damen“ im Rückspiel auswärts in Portugal ein 1:1 zum Einzug ins Halbfinale. Sevilla nahm seine Hürde unterdessen mit Bravour. Nach dem dramatischen 2:2 bei Manchester United, ließ man Marcel Sabitzer und Co. im Rückspiel keine Chance und schoss die „Red Devils“ mit 3:0 aus dem Bewerb.

Hochschaubahn der Gefühle

Der Weg ins Europa-League-Halbfinale führte sowohl Sevilla als auch Juventus über die Königsklasse, beide mussten sich dort jeweils in der Gruppenphase mit Rang drei begnügen und wechselten ins EL-Play-off. Während die Spanier in der Gruppe G aber hinter Manchester City und Borussia Dortmund immerhin fünf Punkte holten, schied Juve im Pool H mit Benfica Lissabon und Paris Saint-Germain mit nur einem Sieg und drei Punkten sang- und klanglos aus.

In der EL-Zwischenrunde legte dann wiederum Juve den souveränen Auftritt hin. Nach einem 3:0 in Nantes reichte im Rückspiel ein 1:1 zum Aufstieg in das Achtelfinale. Sevilla, das eine durchwachsene Saison inklusive Abstiegssorgen erlebt und sich erst nach dem zweiten Trainerwechsel stabilisierte, stand nach einem 0:2 bei PSV Eindhoven schon vor dem Aus, riss das Ruder aber daheim mit einem 3:0-Sieg noch einmal herum. Im Achtelfinale dann ein ähnliches Bild: Sevilla unterlag Fenerbahce Istanbul auswärts 0:1, gewann daheim aber 2:0. Juve stellte die Weichen gegen Freiburg schon auswärts mit einem 2:0, zu Hause reichte ein 1:0-Sieg.

Verlassen kann sich Juventus Turin auf die Defensive, seit fünf Partien hat die Auswahl von Chefcoach Allegri aus dem Spiel heraus kein Gegentor mehr bekommen und lässt damit auch den italienischen Erfolgsstil der 1990er neu aufleben. Sevilla wirft zudem die Tormaschine in der Regel erst im heimischen Estadio Ramon Sanchez Pizjuan richtig an, ist aber auch auswärts immer für Tore gut, wie zuletzt Manchester United beim 2:2 im Viertelfinal-Hinspiel nach Sabitzer-Doppelpack und klarer 2:0-Führung schmerzhaft feststellen musste.