Eishockey

Österreich erkämpft zu WM-Auftakt Punkt

Österreichs Nationalmannschaft hat die Eishockey-WM 2023 zwar mit einer Niederlage, aber immerhin mit einem Punktegewinn begonnen. Das Team von Roger Bader musste sich am Samstag in Tampere im ersten Schlüsselspiel Frankreich mit 1:2 (0:1 0:0 1:0/0:1) nach Verlängerung geschlagen geben. Nach zwei durchwachsenen Dritteln belohnten sich die Österreicher im Schlussabschnitt dank Thomas Raffl mit dem Ausgleich. Strafen im Finish brachten die ÖEHV-Auswahl aber dennoch auf die Verliererstraße.

Raffl nutzte eine Fünf-plus-Spieldauerdisziplinarstrafe gegen den Franzosen Alexandre Texier in der 47. Minute zum Ausgleich, nachdem Tim Bozon „Les Bleus“ kurz vor dem Ende des ersten Abschnitts (20./PP) verdient in Führung gebracht hatte. In der Verlängerung fälschte Sacha Treille den Puck erneut in Überzahl zum Siegestreffer für Frankreich ab (61.), nachdem Marco Rossi und Manuel Ganahl den Österreichern im Finish mit ihren Strafen eine entscheidende Unterzahl beschert hatten.

Die Österreicher müssen damit auf WM-Ebene weiter auf den ersten Sieg über Frankreich seit 2004 warten. Immerhin holte die Mannschaft von Teamchef Bader einen wichtigen Punkt im Kampf gegen den Abstieg. „Wir haben sehr lange gebraucht, um ins Spiel zu kommen. Wir haben zu kompliziert gespielt. Wir wollten es spielerisch lösen, Frankreich hat uns aber die Grenzen aufgezeigt. Den Punkt nehmen wir mit“, sagte Ganahl in einer ersten Reaktion im ORF-Interview. Bereits am Sonntag (19.20 Uhr, live in ORF1) wartet auf Österreich mit Schweden ein Titelkandidat.

Treille beschert Frankreich Sieg

Der Routinier fälschte in der Verlängerung den Puck zum 2:1 für Frankreich ab.

Frankreich dominiert ersten Abschnitt

Für den richtungsweisenden Auftakt setzte Teamchef Bader auf bereits in der Vorbereitung erfolgreich getestete Linien. So bot der Schweizer etwa mit Thomas Raffl, Benjamin Nissner und Peter Schneider einen Salzburger Block auf. NHL-Star in spe Marco Rossi in einer Linie mit Mario Huber und Dominic Zwerger hatte sich beim 6:3-Erfolg über die Slowakei bewährt. Im Tor hörte Bader laut eigener Aussage auf ein „Gefühl“ und gab David Kickert den Vorzug.

Beim bisher letzten WM-Sieg der Österreicher über Frankreich 2004 hatte Dieter Kalt bereits nach neun Sekunden das 1:0 erzielt, ein derartiger Blitzstart war der rot-weiß-roten Truppe diesmal nicht vergönnt. Die Franzosen nahmen mit aggressivem Forechecking den Österreichern den Wind aus den Segeln. Baders Burschen schienen ihre Nervosität lange nicht in den Griff zu bekommen, auch ein frühes Powerplay konnte nicht genutzt werden. Im Gegenteil: nur weil David Maier noch entscheidend störte, erzielte Justin Addamo nicht direkt von der Strafbank kommend das 1:0 für Frankreich (6.).

„Les Bleus“ wirkten im ersten Drittel frischer und konzentrierter, Österreich durfte sich bei Kickert bedanken, dass etwa bei einem von Louis Boudon abgefälschten Schuss die Scheibe vor der Torlinie liegenblieb (11.). Kurz vor Schluss brachten sich die Österreicher selbst in die Bredouille: Zuerst musste David Reinbacher, wenig später Bernd Wolf auf die Strafbank. In Kombination ergab das 46 Sekunden Fünf-gegen-Drei-Überzahl für Frankreich. Just in dem Moment, als Reinbacher wieder das Eis betrat, schloss Tim Bozon – einer der zwei Sprösslinge von Teamchef Philippe Bozon – 30 Sekunden vor Drittelende eine schöne Kombination zur französischen Führung ab.

1:0 für Frankreich (20. Minute)

Bozon trifft in Überzahl zur verdienten Führung für Frankreich

Österreicher klopfen vermehrt an

Schon im ersten Spiel des Turniers war nach 20 Minuten die Moral gefordert, auch weil Dominique Heinrich neun Sekunden der ersten Pausensirene nur denkbar knapp an Goalie Sebastian Ylonen scheiterte. So richtig den Schalter umlegen konnte die österreichische Mannschaft aber auch im zweiten Drittel nicht. Frankreich blieb körperlich präsenter, Raffl und Co. taten sich schwer dagegenzuhalten. Vor allem das Mitteldrittel überbrückten die Franzosen deutlich leichter als die Österreicher. Kickert musste hellwach bleiben und hielt sein Team im Spiel.

Immerhin gelang es Baders Team mit Fortdauer des Drittels immer öfter, die französischen Linien auszuhebeln. Dadurch häuften sich auch die Ausgleichsmöglichkeiten. Doch Maier (23.), Zwerger (25.) und Mario Huber (28.) fanden in Ylonen ihren Meister. Vier Minuten vor der nächsten Sirene hatte Österreich die beste Chance auf den Ausgleich. Während Oliver Achermann auf der Strafbank schmorte, fuhren seine Kollegen fast den perfekten Konter. Fast, weil der Pass von Wukovits um ein Alzerl zu spät kam und Ganahl den Puck nicht mehr richtig traf (35.). Auch nach 40 Minuten stand es damit 1:0 für Frankreich.

Strafen entscheiden Partie

Immerhin starteten die Österreicher den Schlussabschnitt gleich mit einer Ausgleichschance, doch Ylonen war gegen Ganahl auf dem Posten (41.). Der Druck der Österreicher war nun deutlich höher und brachte auch die Franzosen ins Schwitzen. In der 44. Minute schmiss Texier schließlich die Nerven weg, denn anders war es nicht zu erklären, dass der bis dahin auffälligste Spieler von „Les Bleus“ den am Boden knienden Dominique Heinrich ungespitzt in die Bande rammte. Der Stürmer bescherte Frankreich nicht nur fünf Minuten Unterzahl, für ihn war die Partie auch vorbei.

Alexandre Texier und Nico Brunner
GEPA/Daniel Goetzhaber
Texier (l.), hier im Zweikampf mit Nico Brunner, nahm Frankreich mit seinem Foul an Heinrich zwischenzeitlich den Schwung

Texier hatte seiner Mannschaft damit einen Bärendienst erwiesen, denn trotz Anlaufschwierigkeiten nutzten die Österreicher den Vorteil zum Ausgleich – und der empfahl sich auch gleich für die Highlight-Zusammenfassung: Schneider setzte Raffl perfekt ein, und der Kapitän lupfte den Puck nach sehenswertem Haken elegant mit der Rückhand in den Winkel (47./PP). Zwar konnten die Österreicher in der weiteren Überzahl nicht mehr nachlegen, doch man war wieder zurück im Spiel. Zumindest ein Punkt zum Auftakt war in Griffweite.

Der eine Zähler war in einem turbulenten Finish der regulären Spielzeit allerdings in akuter Gefahr, denn Rossi, der wenige Minute davor das 2:1 auf dem Schläger gehabt hatte, und dann Ganahl bescherten den Österreichern 52 Sekunden wieder eine Drei-gegen-Fünf-Unterzahl. Doch mit vereinten Kräften rettete sich das Team in die Verlängerung. Dort verhinderte zunächst die Stange den französischen Siegestreffer, doch kurz darauf brachte Treille seinen Schläger noch entscheidend in einen Schuss von Florian Chakiachvili und bescherte doch noch Frankreich den Zusatzpunkt.

Stimmen zum Spiel:

Roger Bader (Teamchef Österreich): „Ein Punkt ist immer ein Punkt, und im Nachhinein werde ich auch damit zufrieden sein. Jetzt überwiegt noch der Ärger, dass wir nicht drei Punkte geholt haben. Wir sind nicht optimal ins Spiel gestartet, haben uns dann aber gesteigert und im dritten Drittel meiner Meinung nach dominiert. Dort sollten wir den Siegestreffer schießen. Die letzten zwei Minuten waren natürlich bitter mit den zwei Strafen. Die haben uns letztendlich das Spiel gekostet.“

David Kickert (Torhüter Österreich): „Wir haben zu viele Fehler gemacht und zu viele unnötige Strafen kassiert. Aber wir haben unglaublich gekämpft, leider haben sie es dann in der Overtime gemacht und den Extrapunkt geholt. Wir haben uns mit dem Tempo und dem einfachen Spiel schwergetan. Das war im dritten Drittel um einiges besser. Wenn wir die nächsten paar Spiele so weitermachen und immer einen weiteren Schritt machen, dann passt das auch.“

David Reinbacher (Verteidiger Österreich): „Wir haben das erste Drittel verschlafen. Im zweiten und im dritten Drittel sind wir besser reingekommen. Jetzt müssen wir das Positive mitnehmen und dann nach vorne schauen. Frankreich hat es verdient, sie waren die bessere Mannschaft. Es war ein sehr wichtiges Spiel, das wir eigentlich gewinnen müssen. Aber jetzt müssen wir den Kopf freikriegen und nach vorne schauen.“

Eishockey-WM in Tampere, Gruppe A

Endstand:

Österreich – Frankreich 1:2 n. V.

(0:1 0:0 1:0/0:1)

Tampere, 7.626 Zuschauer

Tore: Raffl (47./PP) bzw. T. Bozon (20./PP), Treille (61./PP)

Strafminuten: 10 bzw. 7 + Spieldauerstrafe Texier

Österreich: Kickert – Nickl, Wolf; Zündel, Heinrich; Reinbacher, Brunner; Maier, Strong, – Neubauer, Haudum, Ganahl; Schneider, Nissner, T. Raffl; M. Huber, Rossi, Zwerger; P. Huber, Achermann, Wukovits

Frankreich: Ylonen – Gallet, Boscq; Llorca, Chakiachvili; Onno, Crinon; Guebey, Leclerc – Texier, Addamo, T. Bozon; Perret, Claireaux, Fabre; Bertrand, Boudon, Rech; Treille, Ritz, K. Bozon

Gruppe A in Tampere

Tabelle:
1. USA 7 6 1* 0** 0 34:8 20
2. Schweden 7 5 1* 1** 0 26:7 18
3. Finnland 7 5 0* 1** 1 28:15 16
4. Deutschland 7 4 0* 0** 3 27:16 12
5. Dänemark 7 2 1* 0** 4 19:26 8
6. Frankreich 7 0 1* 2** 4 10:31 4
7. Österreich 7 0 1* 1** 5 11:27 3
8. Ungarn 7 0 1* 1** 5 12:37 3

* Sieg nach Verlängerung/Penaltyschießen (zwei Punkte)
** Niederlage nach Verlängerung/Penaltyschießen (ein Punkt)

Top Vier im Viertelfinale - Gruppenletzter steigt ab