Eishockey-WM

Effizientes Schweden hat Österreich im Griff

Ein sensationeller Punktegewinn gegen Schweden ist für Österreichs Eishockeyteam auch bei der WM 2023 außer Reichweite geblieben. Die Mannschaft von Teamchef Roger Bader musste sich am Sonntag bei ihrem zweiten Auftritt in Tampere dem elffachen Weltmeister trotz deutlicher Verbesserung gegenüber dem Auftakt gegen Frankreich glatt mit 0:5 (0:1 0:2 0:2) geschlagen geben.

Pär Lindholm (4.), Marcus Sörensen (27.) und Patrik Nemeth (38.) sowie Leo Carlsson (52.) und Dennis Everberg (54.) sorgten in der Nokia Arena für klare Verhältnisse zugunsten der Schweden, die nach zwei Spielen so wie die USA beim Punktemaximum von zwei Siegen halten. Zum Auftakt hatte das „Dreikronen“-Team Deutschland knapp mit 1:0 besiegt. Österreich musste nach dem 1:2 nach Verlängerung im ersten Spiel hingegen die zweite Niederlage im Turnier einstecken.

Viel schmerzhafter als das Ergebnis vor 5.950 Zuschauerinnen und Zuschauern war für die Österreicher aber der Ausfall von David Reinbacher. Der 18-jährige Verteidiger konnte nach einem spektakulären Zusammenstoß mit zwei schwedischen Spielern kurz vor Ende des zweiten Drittels nicht mehr weiterspielen. Der im diesjährigen NHL-Draft hoch gehandelte Youngster hat sich dabei eine Knieverletzung zugezogen, aber zumindest nichts gerissen, wie Teamchef Bader am Montag mitteilte. Für das Match gegen Dänemark am Dienstag (15.20 Uhr, live in ORF1) fällt er jedenfalls aus.

Henrik Toemmernes (SWE) und David Reinbacher (AUT)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Bei Reinbachers Überschlag stockte wohl nicht nur den österreichischen Fans kurz der Atem

Schweden schlägt früh zu

Für das Duell mit dem elffachen Weltmeister baute Bader seine Formation wie erwartet etwas um. Nicht nur Goalie David Kickert, auch Steven Strong und Manuel Ganahl unterstützten zwecks Erholung die Mannschaft diesmal nur als Edelfans auf der Tribüne. Auf dem Spielbericht schlugen sich die Änderungen wie folgt nieder: Bernhard Starkbaum ersetzte Kickert, statt Strong bildete Philipp Wimmer mit David Maier ein Verteidigerpaar, und Lucas Thaler, so wie Wimmer gegen die Franzosen nur Reserve, bildete mit Ali Wukovits und Lukas Haudum eine Sturmlinie.

Die Schweden, die zum Auftakt Deutschland nach viel Kampf und Krampf nur mit 1:0 in die Schranken verwiesen hatten, begannen die Partie hingegen nur mit drei Verteidigerpaaren – bei den „Tre Kronor“ hält man sich traditionellerweise in der Vorrunde Plätze für Verstärkung aus Übersee frei. Sturmreihen hatte der haushohe Favorit trotzdem vier aufgeboten, und die zweite davon sorgte nach nicht einmal vier Minuten auch für das schnelle 1:0. Pär Lindholm fälschte einen Schuss von Jonatan Berggren unhaltbar für Starkbaum ab.

1:0 für Schweden (4.)

Lindholm fälscht einen Schuss unhaltbar für Starkbaum ab

Österreich und Offensive waren lange keine Begriffe, die man in einem Satz verwenden konnte, zu groß war der schwedische Druck. Dass man die erste Unterzahl nach einem Wechselfehler unbeschadet überstand, gab der Moral einen sichtbaren Schub. Denn mit einem Mal konnten sich die Österreicher aus der schwedischen Umklammerung befreien. Marco Rossi (10.) und Benjamin Nissner im Powerplay (11.) klopften laut bei Jesper Wallstedt, heuer Teamkollege von Rossi bei den Iowa Wild, an. Mit 1:0 ging es trotz des furiosen schwedischen Beginns auch erstmals in die Kabine – auch weil Starkbaum einige seiner besten Paraden auspackte, wie etwa bei einem gut angetragenen Schuss von Lucas Raymond (14.).

Österreich hält Spiel offen

Immerhin hatte das – trotz Anlaufschwierigkeiten – bisher beste Drittel in Tampere den Österreichern ordentlich Mut eingeimpft, denn Thomas Raffl und Co. kamen topmotiviert aus der Kabine und bestimmten sogar die Anfangsphase des zweiten Abschnitts. Raffl (22.) und der in Schweden aufgewachsene Henrik Neubauer (3.) zwangen Wallstedt zum Zupacken. Aber dass ein Kaliber wie Schweden nicht viele Chancen braucht und auch das Glück erzwingt, bewies die 27. Minute: Jacob de la Rose schnalzte den Puck backhand von hinter dem Tor auf den Schlittschuh von Sörensen, und von dessen Schlittschuh sprang dieser unglücklich für Starkbaum ins Tor – 2:0 für „Tre Kronor“.

Sörensen trifft zum 2:0

Ein scharfer Pass von De la Rose sprang von Sörensens Schuh über Starkbaum ins Tor.

Immerhin ließen sich die Österreicher von dem aus ihrer Sicht unglücklichen Tor nicht demoralisieren und erspielten sich Chancen zum Anschlusstreffer, doch ein ähnliches „Massel“ wie Sörensen hatte etwa Ali Wukovits nicht, als sein Schuss nach einem Konter an der Schonerkante von Wallstedt hängen blieb (37.). Schon davor war die Scheibe nach einem abgefälschten Schuss von Dominique Heinrich am Gehäuse vorbeigehoppelt. Auf der Gegenseite tat Starkbaum das Seinige, um sein Team im Spiel zu halten. Bei einem scharfen Handgelenkschuss von Nemeth (38.) hörte der 37-Jährige den Puck aber erst hinter sich einschlagen. Starkbaum war die Sicht verstellt gewesen.

Nemeth legt dritten Treffer nach

Gegen den strammen Handgelenkschuss des Schweden war Starkbaum im Tor chancenlos.

Reinbacher muss verletzt vom Eis

In der letzten Pause hatten die Österreicher aber einen noch härteren Schlag zu verdauen. Denn Verteidigertalent Reinbacher kam im Schlussabschnitt zur Sicherheit nicht mehr zum Einsatz. Rasmus Sandin und Henrik Tommernes hatten den 18-jährigen Rohdiamanten nach dessen Solo über die sprichwörtliche Klinge springen lassen. Reinbacher hatte es in der Folge nur humpelnd zur Bank und später wieder in die Kabine geschafft, wo er auch für die letzten 20 Minuten blieb.

Mit dem Ausfall des jungen Vorarlbergers mussten seine Kollegen in der Verteidigung nun Extraschichten schieben. Trotz der Mehrbelastung hielten Baders Burschen weiter gut mit und die Schweden über weite Strecken vom Tor weg. Einzig der Ehrentreffer wollte diesmal nicht gelingen. Dominic Zwerger kam diesem noch am nächsten, doch der erst 20-jährige Wallstedt hielt sein Shoutout bei seinem WM-Debüt fest (51.). Dafür legten die Schweden in Form ihres 18-jährigen Jungstars Carlsson (52.) und Everbergs (54.) Starkbaum noch zwei „Eier“ ins Nest.

5:0 für Schweden (54.)

Everberg nutzte den einzigen Fehler Starkbaums zum fünften Treffer für „Tre Kronor“.

Stimmen zum Spiel:

Roger Bader (Teamchef Österreich): „Wenn man in Österreich überrascht ist, wenn wir 0:5 gegen Schweden verlieren, dann lebt man in einer anderen Welt. Wir haben sehr vieles sehr gut gemacht. Die ersten beiden Drittel waren hervorragend. Wir waren defensiv und kämpferisch gut. Es gab ganz starke Momente von uns. Im letzten Drittel ist uns etwas die Kraft ausgegangen, aber das fünfte Tor hätte nicht sein müssen. Das Ergebnis war aus meiner Sicht ein wenig zu hoch.“

Dominique Heinrich (Verteidiger Österreich): „Wir haben gegen ein starkes Schweden gespielt. Phasenweise haben wir gut gespielt, großteils war es nicht gut genug. Wir müssen daraus lernen. Es war kein Schlüsselspiel für uns. Es waren zu viele kleine Fehler dabei. Wir haben Luft nach oben, es waren gute Phasen da. Zeitweise haben wir in ihrer Offensivzone gute Akzente setzen können. Wir müssen positiv bleiben. Jetzt müssen wir uns steigern. Jetzt haben wir einen Tag Pause, da müssen wir alles analysieren.“

Dominic Zwerger (Stürmer Österreich): „Wir haben unsere Chancen gehabt. Es zeigt nur die Weltklasse von Schweden, dass sie ihre Chancen nutzen. Am Ende haben wir keine Tore gemacht. Ich finde, wir haben besser ins Spiel gefunden als gegen Frankreich und haben solide gespielt. Ein Tor hätten wir uns definitiv verdient. Für mich ist das Ergebnis ein bisschen zu hoch gewesen.“

Eishockey-WM in Tampere, Gruppe A

Sonntag:

Österreich – Schweden 0:5

(0:1 0:2 0:2)

Tampere, Nokia Arena, 5.950

Tore: P. Lindholm (4.), Sörensen (27.), Nemeth (38.), Carlsson (52.), Everberg (54.)

Strafminuten: 4 bzw. 2

Gruppe A in Tampere

Tabelle:
1. USA 7 6 1* 0** 0 34:8 20
2. Schweden 7 5 1* 1** 0 26:7 18
3. Finnland 7 5 0* 1** 1 28:15 16
4. Deutschland 7 4 0* 0** 3 27:16 12
5. Dänemark 7 2 1* 0** 4 19:26 8
6. Frankreich 7 0 1* 2** 4 10:31 4
7. Österreich 7 0 1* 1** 5 11:27 3
8. Ungarn 7 0 1* 1** 5 12:37 3

* Sieg nach Verlängerung/Penaltyschießen (zwei Punkte)
** Niederlage nach Verlängerung/Penaltyschießen (ein Punkt)

Top Vier im Viertelfinale - Gruppenletzter steigt ab