Edin Dzeko (Inter) und Davide Calabria (Milan)
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Champions League

Finalticket liegt für Inter im Derby bereit

Geht alles nach Plan, braucht Inter Mailand am Dienstag (21.00 Uhr) das Ticket für das Finale der UEFA Champions League am 10. Juni in Istanbul nur noch abzuholen. Mit 2:0 entschieden die „Nerazzurri“ das Halbfinal-Hinspiel gegen den AC Milan vor einer Woche für sich, auch die Formkurve spricht für einen weiteren Erfolg. „Wir wissen, dass wir uns noch sehr anstrengen müssen, bevor wir anfangen zu träumen“, warnte Trainer Simone Inzaghi vor Überheblichkeit.

Viel spricht nicht für eine erfolgreiche Aufholjagd von Milan. Während die „Rossoneri“ bei der Generalprobe in der Liga bei Abstiegskandidat Spezia Calcio mit 0:2 ausrutschten, stimmte sich Inter mit einem 4:2 gegen Sassuolo auf die erhoffte Champions-League-Party gebührend ein. Geburtstagskind Romelu Lukaku zeigte mit zwei Toren besonders auf. „Wir haben viele Spiele in diesem Monat gewonnen, wir sind gut drauf und wollen so weitermachen“, sagte der nunmehr 30-Jährige. Abwehrchef Francesco Acerbi meinte: „Wir sind bereit. Das wird ein wunderschönes Spiel, das dir Adrenalin und diese richtige Art von Furcht einflößt.“

Sieben Spiele dauert die Siegesserie von Inter nun bereits an, ein Ende des Erfolgslaufes ist nicht in Sicht. Für Inter wäre es das sechste Finale in der Champions League bzw. in deren Vorgängerbewerb. Dreimal, 1964, 1965 und 2010, setzte sich der Club auch die Krone auf. Milan wird am Dienstag in einem fast komplett von „Nerazzurri“ besetzten Stadion einlaufen und sich gewaltig strecken müssen, um doch noch zum ersten Mal seit 2007 ins Endspiel einzuziehen. Seit der Saison 2006/07 hat der Club kein Auswärtsmatch in der K.-o.-Phase mehr gewonnen – auch das verschafft den Milan-Tifosi wenig Zuversicht.

Altstars bei Inter im Fokus

Nach dem 2:0-Sieg im Halbfinal-Hinspiel gegen den Stadtrivalen AC Milan stehen vor allem die Altstars von Inter im medialen Fokus. Die Tore von Edin Dzeko und Henrich Mchitarjan lassen die „Nerazzurri“ vom ersten Finale in der Königsklasse seit 2010 träumen.

Milan bangt um mehrere Schlüsselspieler

„Inter war die bessere Mannschaft, und das Spiel wurde sowohl taktisch als auch mental kompliziert. Wir sind enttäuscht, wollen dieses Ergebnis aber im Rückspiel ändern“, erklärte Trainer Stefano Pioli. Der Trend im „Derby della Madonnina“, wie die kommunale Rivalität in Mailand genannt wird, spricht allerdings genauso wenig für sein Team: Von den jüngsten 15 Begegnungen hat Inter zehn für sich entschieden, nur drei gewann Milan. Zuletzt blieben die Schwarz-Roten dreimal in Folge ohne Punkt und ohne Torerfolg.

Zudem wird Trainer Pioli neben Zlatan Ibramhimovic auf Ismael Bennacer und voraussichtlich auch Rade Krunic und Junior Messias verzichten müssen, die sich Verletzungen zugezogen haben. Bennacer und Krunic waren im Hinspiel gegen Inter in der Startelf, Junior Messias kam für Bennacer, der sich einer Arthroskopie am rechten Knie unterziehen muss.

Bleibt die Hoffnung auf eine Rückkehr des schnellen Flügelspielers Leao, der im Hinspiel wegen einer Adduktorenverletzung spürbar gefehlt hatte. Nun soll der 23-jährige Portugiese rechtzeitig zum Showdown wieder einsatzbereit werden. „Es geht ihm besser“, berichtete Pioli vor dem Abschlusstraining am Montag und kündigte an: „Wenn er fit ist, dann spielt er von Anfang an.“

Ultras lesen Milan die Leviten

Um die „Nerazzurri“ am Dienstag mit mehr als zwei Toren zu schlagen, braucht Milan ein kleines Fußballwunder, an das allerdings nicht einmal die eigenen Fans mehr glauben, im Gegenteil. Nach der 0:2-Blamage am Wochenende gegen Spezia Calcio trottete das Team samt Trainer Stefano Pioli unter die Gästekurve und ließ sich dort von einem Anführer der Milan-Ultras die Leviten lesen. Die Spieler ließen die Standpauke mehr oder weniger regungslos über sich ergehen.

Die Szene beschäftigt sogar den italienischen Verband. Dieser will klären, was die Ansprache sollte. Fußballern in Italien ist es verboten, in Fankurven zu gehen, um dort – wie es im Verbandskodex heißt – „öffentlich an den Pranger gestellt“ zu werden. Coach Pioli beschwichtigte schnell, dass die Anhänger seine Mannschaft bloß motivieren wollten für das Rückspiel gegen Inter. „Unsere Fans haben uns angespornt für das Spiel.“ Ein Appell in den sozialen Netzwerken zeigte jedenfalls Wirkung: Hunderte Fans und Familien strömten zum Trainingszentrum und zeigten ihre Unterstützung. Motivation allein dürfte gegen Inter aber nicht reichen.

„Für Milan geht es um alles“, titelte die „Gazzetta“. Das gilt nicht nur für die Champions League. Durch die jüngsten Patzer in der Serie A droht Milan auch die ersten vier Tabellenplätze zu verpassen und damit die Qualifikation für die Königsklasse in der nächsten Saison. Ganz den branchenüblichen Mechanismen zufolge muss im schlimmsten Fall – klares Halbfinal-Aus gegen Inter und Verpassen der Champions-League-Plätze – Trainer Pioli um seinen Job fürchten. Medien zufolge könnte dann sogar Vereinslegende Paolo Maldini als Technischer Direktor ausgetauscht werden.