Victor Wembanyama (Mets92)
IMAGO/Matthieu Mirville
NBA

Ausnahmetalent entzückt San Antonio

Victor Wembanyama hat in den vergangenen Monaten die Fantasie und Hoffnungen von Managern und Fans geweckt wie kein Basketballer in den 20 Jahren zuvor. Der 19-jährige Franzose gilt als größtes Talent seit LeBron James und dürfte sein Debüt in der National Basketball Association (NBA) wohl schon bald für die San Antonio Spurs geben.

Daran zweifelt niemand mehr, seit die Spurs in Chicago in der Lotterie das Recht auf den ersten Pick beim Draft am Donnerstag zugelost bekamen. Wembanyama wird also wie sein berühmter Landsmann Tony Parker ein Texaner – und findet diese Aussicht gut. „Ich liebe Texas, da war ich schon einmal“, berichtete er.

Die für seine Karriere so wichtige Prozedur der Draft-Lottery verfolgte er mitten in der Nacht von Paris aus. „Sie bekommen einen Teamplayer. Ich werde alles tun, um so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Ich will so schnell wie möglich einen Ring (eine Meisterschaft, Anm.) gewinnen. Seid bereit“, so das Toptalent gegenüber ESPN.

Victor Wembanyama (Mets92)
IMAGO/Jonathan Rebboah
Wembanyama spielte bis zuletzt für die Metropolitans 92 und scheiterte im Finale der franzöischen Meisterschaft an Monaco

„Generationstalent“ für Spurs

Um für Chancengleichheit zu sorgen, gibt es in der NBA das System, dass schwächere Teams früher auf die beim Draft angemeldeten Talente zugreifen dürfen als bessere Teams. Die Toppositionen werden unter den Mannschaften verlost, die es nicht in die Play-offs geschafft haben – mit den besten Chancen für die schwächsten Teams.

Die Spurs hatten in der Hauptrunde eine Bilanz von 22 Siegen und 60 Niederlagen. Nur die Detroit Pistons waren mit nur 17 Siegen und 65 Pleiten schlechter, hatten aber in der Lotterie das Nachsehen. Mit Wembanyama – in US-Medien gerne auch als „Generationstalent“ betitelt – sind die Spurs nach Experteneinschätzung sofort wieder ein Play-off-Team und haben in den kommenden Jahren gute Chancen auf die sechste Meisterschaft mit dem legendären Coach Gregg Popovich an der Seitenlinie.

Wembanyama hievt Spurs in neue Sphären

Genau das will Wembanyama erreichen und ermöglichen. Nur ein ganz verrücktes Tauschangebot in nie gekanntem Umfang könnte seine Reise nach San Antonio für die im Juli beginnenden Trainingslager wohl noch verhindern. Nach Einschätzung eines in einem ESPN-Bericht nicht genannten Teampräsidenten könnte allein Wembanyamas Verpflichtung den Wert der Spurs um 500 Millionen US-Dollar steigern.

Was ihn so außergewöhnlich macht, dass sogar LeBron James – selbst King James oder „Chosen One“ (Der Auserwählte) genannt – ihn mit größtmöglichem Respekt als „Alien“ bezeichnet? Er kombiniert Eigenschaften und Fähigkeiten, die normalerweise nicht zusammengehören.

LeBron James (Lakers)
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LeBron James, hier selbst im Einsatz, zeigte sich von Wembanyama sehr angetan

„Er ist einzigartig“

„Er ist einzigartig. Er hat die Größe, die Skills, kann dribbeln, kann werfen. Das haben wir im Endeffekt noch nie gesehen, so wie er ist“, sagte der Kapitän der deutschen Basketballnationalmannschaft, Dennis Schröder, der dpa im Vorfeld der Draft-Lottery. Wembanyama ist 2,18 Meter groß und hat eine größere Armspannweite als der griechische Superstar Giannis Antetokounmpo. Er kann aus Halbpositionen werfen wie Kevin Durant. Und dazu hat er das Ballgefühl und Auge eines Aufbauspielers.

Die Chance auf „Wemby“, wie er auch genannt wird, hat Peter J. Holt, einer der Mitbesitzer der Spurs, jubeln lassen. Er sprang am Dienstag auf der Bühne mit einem lauten Schrei auf und schlug mit der Faust auf sein Pult, als klar war, dass seine Organisation als erste auswählen und sich die Dienste von Wembanyama sichern darf. „Unsere Zukunft war schon hell“, meinte er. „Jetzt geht sie durch die Decke.“