Ausflugsboot auf einem Fluss in Tampere
GEPA/Daniel Goetzhaber
Eishockey-WM

Wo in Tampere der Kopf frei wird

Für Österreich ist bei der WM in Tampere Halbzeit, die ersten vier Spiele sind absolviert. Der dicht gedrängte Spielplan von sieben Partien in nur zehn Tagen ist auch heuer wieder einer der härtesten Gegner. Die wenigen freien Tage gilt es daher gut zu nutzen. Möglichkeiten, der WM zu entfliehen, gibt es zum Glück auch im eishockeyverrückten Tampere genug.

Nach vier Partien mit vier Niederlagen und nur einem Punkt fällt die Bilanz deutlich magerer aus als etwa noch vor einem Jahr. Damals hatten die Österreicher nach vier Spielen überraschend drei Punkte auf dem Konto. Leichte Verschleißerscheinungen der ersten fünf körperlich und vor allem geistig anstrengenden Tage waren den Burschen von Roger Bader nach dem 1:4 gegen die USA am Mittwoch anzumerken.

Das Motto für den Donnerstag lautet daher einmal mehr regenerieren. Dazu greift Teamchef Bader auf das Rezept aus dem vergangenen Jahr zurück. „Wir werden die drei freien Tage so anlegen wie letztes Jahr. Die Spieler dürfen ausschlafen, haben auch den Tag zur freien Verfügung und können sich mit Verwandten treffen, wenn das möglich ist“, sagte der Schweizer. Erst mit dem Abendessen kehren die Spieler wieder in den WM-Modus zurück.

Österreich unterliegt auch USA

Österreichs Nationalmannschaft kassierte am Mittwoch bei der A-Weltmeisterschaft in Tampere (FIN) die nächste Niederlage. Trotz einer ansprechenden Leistung beim Duell gegen das favorisierte US-Team verloren die Österreicher mit 1:4.

Eishockey wird ausgeklammert

Daher ist die Chance für die in Tampere weilenden österreichischen Fans, die gegen die USA für Stimmung sorgten, auch groß, einen oder mehrere Spieler in der Stadt zu treffen. Denn ein Stadtbummel steht nicht nur bei Benjamin Nissner hoch im Kurs. Für den gebürtigen Wiener gehe es dabei vor allem darum, nicht über die bisherigen vier Spiele nachzudenken: „Es kommt noch ein wichtiges Spiel (das mutmaßliche Abstiegsduell gegen Ungarn, Anm.), und wir können uns nicht in der Vergangenheit aufhalten.“

Auch für seinen Sturmkollegen bei Meister Salzburg, Mario Huber, ist die wichtigste Maßnahme, um psychisch die gerne zitierten Akkus aufzuladen, viel zu reden: „Aber nicht über Eishockey. Man muss etwas anderes tun, damit man den Kopf frei bekommt“, so der 26-jährige Tiroler. Als Gesprächspartner dienen dabei etwa auch die beiden langjährigen Zeugwarte Uwe Moser und David Bedrin, die in dem zur Kabine umfunktionierten Lager dafür sorgen, dass die Spieler sich zumindest in Sachen Ausrüstung keine Gedanken machen müssen.

Unterstützung durch Zeugwarte und Masseure

Vier „gute Seelen“ schauen in der Kabine der Österreicher darauf, dass Material und Muskeln in Topzustand sind.

Als Vorbild in Sachen Abschalten könnte Goalie Bernhard Starkbaum herhalten. Denn für den 37-jährigen Teamoldie sind Spiele laut eigener Aussage „ad acta gelegt, sobald ich aus der Halle bin“. Telefonate mit der Familie würden zusätzlich helfen, um das sportliche Geschehen zu verdrängen, so Starkbaum, der am freien Tag aber auch „etwas mit den Burschen in der Stadt unternehmen oder die Stimmung am See genießen will“.

Skurrile Museenvielfalt

Der „See“ ist im Fall von Starkbaum der Pyhäjärvi, das untere der beiden großen Gewässer, der das Stadtbild und Geschichte Tamperes prägt und auf dem einst auch das erste Eishockeyspiel in Finnland ausgetragen wurde. An dessen Ufer befindet sich das Mannschaftshotel der Österreicher. Der im modernen Finnisch als „Heiliger See“ übersetzte Pyhäjärvi lädt gemeinsam mit dem nördlich gelegenen und durch die Tammerkoski-Stromschnellen verbundenen Näsijervi bei schönem Wetter nicht nur zum Flanieren ein.

Weil das Wetter in Tampere fast zeitgleich mit der bitteren 2:6-Pleite gegen Dänemark umschlug und der Winter sich zumindest temperaturmäßig noch einmal meldete, bietet sich am freien Tag aber eher ein Besuch der zahlreichen und teils skurrilen Museen von Tampere an. So kann man etwa in einem der letzten dem russischen Revolutionsführer Wladimir Iljitsch Uljanow – besser bekannt als Lenin – gewidmeten Museen die Rolle Tamperes zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkunden.

Statue eines Mumins in Tampere
ORF.at/Karl Huber
Eine kleine Mumin-Statue weist auf eines der bekanntesten Museen in Tampere hin

In den ehemaligen Fabriksgebäuden der Finlayson-Tuchfabrik, die das Zentrum Tamperes prägen, ist zudem auch ein nicht alltägliches Spionagemuseum untergebracht. In einer interaktiven Schau werden die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Schattenwelt berühmter Spione wie Mata Hari entführt. Sollte ein Spieler das Kind im Manne entdecken wollen, wird ihm in Tampere auch geholfen. In der Tampere-Halle, dem prominentesten Konzertsaal der Stadt, ist auch das einzigartige Mumin-Museum untergebracht, das einen in die Welt der finnischen Schriftstellerin und Illustratorin Tove Jansson mitnimmt.

Tampere, die Saunahauptstadt

Eine schweißtreibende Möglichkeit zur Entspannung ist in Finnland auch traditionell ein Besuch in der Sauna – und davon gibt es in Tampere genug. Die drittgrößte Stadt des Landes genießt dank ihrer großen Anzahl an öffentlichen Schwitzhütten den Ruf als Saunahauptstadt der Welt. Im westlich des Zentrums gelegenen Stadtteil Pispala steht mit der öffentlichen Rajaportti Sauna das älteste noch immer genutzte Etablissement. Seit 1906 wird dort bereits aufgegossen und geschwitzt.

Von Teamchef Bader gibt es jedenfalls keine Tipps. Auch Teambuildingaktionen stehen nicht auf dem Programm. „Wir haben einen exzellenten Teamspirit, angeführt von einem herausragenden Kapitän“, lobte der Schweizer seine von Routinier Thomas Raffl angeführte Truppe, „ich habe keine Angst, dass der Spirit nicht passt und wir daher irgendetwas extra machen müssen.“

Daher wird es auch keinen gemeinsamen Saunagang geben, mit dem etwa die Deutschen, am Freitag (19.20 Uhr, live in ORF Sport +) nächster Gegner der Österreicher, versuchten, ihren Spirit nach drei knappen Niederlagen gegen Schweden, Finnland und die USA wieder anzuheizen. Aufgrund der bisher gezeigten Leistungen der Deutschen in diesen Spielen werden die Österreicher wohl aber auch ohne Sauna im direkten Duell ordentlich ins Schwitzen kommen.