Sofia Polcanova
GEPA/Patrick Steiner
Tischtennis-WM

Österreichs Team bereit für Südafrika

Zum insgesamt zweiten Mal nach 1939 in Kairo trifft sich die internationale Tischtenniselite für Weltmeisterschaften in Afrika. In Durban in Südafrika geht es von Samstag an neun Tage lang um die Individualtitel in Einzel, Doppel und Mixed. Sieben österreichische Aktive gehen in die Titelkämpfe, allen voran Sofia Polcanova. Die zweifache Europameisterin von München 2022 ist im Einzel auf Nummer zehn eingestuft, im Doppel mit der Rumänin Bernadette Szöcs gar auf Position vier.

„Damit sind sie auf eine Medaille gesetzt“, hob Stefan Fegerl, Sportdirektor des Österreichischen Tischtennisverbandes (ÖTTV), diese Besonderheit für Europäer hervor. Denn nach wie vor führt die WM-Medaillenvergabe über die Asiaten, speziell über die Chinesen. Weiterhin ist Werner Schlager der bisher letzte nicht chinesische Einzel-Weltmeister bei den Männern, der Paris-Triumph des heute 50-jährigen Niederösterreichers jährt sich nächsten Donnerstag zum 20. Mal.

Seit dieser Sternstunde in Österreichs Sport eröffneten die Chinesen eine neue Serie, nun wird bei den Männern schon der zehnte Goldgewinn en suite angestrebt. Nach sieben rein chinesischen Endspielen schafften es 2019 in Budapest und 2021 in Houston die Schweden Mattias Falck und Truls Möregardh zumindest in die Endspiele. Diese gingen freilich zum dritten Mal an Ma Long bzw. vor zwei Jahren erstmals an Fan Zhendong. War Ma vor knapp zwei Jahren nicht dabei, tritt er diesmal wie auch Fan an.

Werner Schlager
APA/AFP/Jacques Demarthon
Werner Schlager bei seinem sensationellen WM-Titel 2003 in Paris

Levenko nicht dabei

Wen die Österreicher dieser Übermacht entgegenstellen, hat sich aufgrund der Weltrangliste ergeben – mit Abstrichen war das schon in Houston so der Fall. Die nationalen Verbände haben nun keinen Einfluss mehr auf die Nominierung. Der ÖTTV hätte das wohl gerne so gehabt, denn so muss Andreas Levenko trotz seines Nummer-drei-Status in Österreich daheim bleiben. Denn der Gewinn des Wels-Spielers des WTT-Feeders Anfang April in Antalya brachte ihm zwar gute Punkte, das WM-Feld stand da aber schon.

Zumindest hat der 24-Jährige mit ukrainischer Herkunft im Olympiaranking gut angeschrieben, und diese Möglichkeit besteht generell natürlich auch auf der WM-Bühne. So etwa für das Mixed von Polcanova mit Robert Gardos, Österreichs Nummer eins bei den Männern und als solcher wie Daniel Habesohn und David Serdaroglu auch im Einzel-Einsatz. Das Duo Polcanova/Gardos ist auf Nummer 15 gesetzt, das Ex-Europameister-Doppel Gardos/Habesohn ist als Nummer neun auch sehr gut eingestuft.

Liu Jia peilt Olympia an

Aufgrund der Qualifikation über die Weltrangliste fehlt in Durban auch Liu Jia. Die 41-Jährige hat zuletzt ihre Rückkehr ins Clubtischtennis sowie ihre Ambitionen auf ihre siebente Olympiateilnahme angekündigt – allerdings nur im Team. Sollte da die Qualifikation gelingen, gehen zwei Paris-Tickets über das Einzel-Antreten weg, blieb für „Susi“ noch der eine Platz. Um die drei Olympiatickets bewerben sich neben Polcanova auch die im WM-Einzel antretenden Amelie Solja und Karoline Mischek.

Bei den Europameisterschaften im September in Malmö – nur die Team-Europameister lösen da das Olympiaticket – und bei den Team-Weltmeisterschaften im Februar in Busan in Südkorea darf der ÖTTV nominieren, da ist mit Liu zu rechnen. Die rot-weiß-roten WM-Teilnehmer wiederum absolvierten ihre Vorbereitung zuletzt für gut eine Woche in Stockerau, allerdings wurde dieses Camp durch das dichte Programm wie das deutsche Bundesliga-Semifinale „gestört“. Habesohn unterlag da mit Mühlhausen.

Nachwuchs als Hauptanliegen

Fegerl schied als bisher letzter der Etablierteren aus dem ÖTTV-Nationalteam aus, im WM-Team stehen nun auch die Jungen Serdaroglu und Alexander Chen – gemeinsam im Doppel-Feld und Chen zudem mit Mischek im Mixed. Fegerl wurde nach seinem sportlichen Abschied per Olympia 2021 zum ÖTTV-Vizepräsidenten und per April 2022 auch zum -Sportdirektor. Mit dem seither Erreichten zeigte sich der 33-Jährige zufrieden, u. a. wurde die Ausrichtung der Europameisterschaften 2024 nach Linz geholt.

Das Hauptanliegen des Verbandes gelte dem Nachwuchs, so Fegerl. Zudem werde die Kluft nach unten durch Jung-Teamspieler wie Levenko oder Maciej Kolodziejczyk nicht zu groß. Fegerl: „Wir haben Rekordteilnehmerzahlen bei nationalen Turnieren. Wir haben auch einen medizinischen Passus mit sportmedizinischen Untersuchungen eingebaut.“ Und in der vergangenen Woche gab es im Burgenland eine VIP-Trophy für Personen aus Politik, Wirtschaft und Sport, die anderen Bundesländer sollen folgen.