Kasperi Kapanen (2.) und Antti Suomela (8.) im ersten Abschnitt und Ahti Oksanen (58.) knapp vor Schluss bescherten den Gastgebern vor 11.785 Zuschauerinnen und Zuschauern den vierten Sieg im Turnier. Finnland sicherte sich damit auch endgültig das Ticket für das Viertelfinale. Für die Österreicher, die nach sechs Spielen weiter bei einem Punkt halten, hatte Dominic Zwerger mit seinem ersten Tor im Turnier den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt (5.).
Um am Montag nun das prognostizierte Entscheidungsspiel gegen den Abstieg zu haben, benötigen die Österreicher die Schützenhilfe der Deutschen. Weil Ungarn dank des 3:2-Sieges in der Verlängerung gegen Frankreich bereits zwei Punkte auf dem Konto hat, könnte der Aufsteiger mit einem Sieg nach 60 Minuten gegen Deutschland vorzeitig den Klassenerhalt schaffen und Österreich in die B-Gruppe verfrachten. Daher heißt es am Sonntag (15.20 Uhr) aus rot-weiß-roter Sicht Daumendrücken für das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB): Ein Punktegewinn der ums Viertelfinale kämpfenden Deutschen hält Österreich „am Leben“.
Oksanen trifft zum 3:1 für Finnland
Ahti Oksanen machte in der vorletzten Spielminute mit einem herrlichen, aber umstrittenen Treffer alles klar.
Madlener im Tor, Reinbacher retour
Die Rechenspiele waren vor dem Duell mit Finnland noch kein Thema. Gegen den amtierenden Weltmeister, Olympiasieger und Gastgeber war die Bezeichnung Außenseiter für Österreich aber noch untertrieben. Erst zweimal in 16 Duellen war gegen die „Lejonat“ wenigstens ein Remis herausgesprungen – zuletzt kurioserweise mit 3:3 vor 23 Jahren in St. Petersburg, dem geplanten Schauplatz der WM 2023. Auch für die finnischen Fans, die schon am Vormittag die zahlreichen Public-Viewing-Areale bevölkerten, stand der Ausgang schon vor dem ersten Bully fest. Die von einem Einheimischen getätigte Aussage „Wir werden euch leider zerstören“ erfüllte sich immerhin nicht.
Wie sehr der Fokus von Teamchef Bader und seinem Team bereits auf Ungarn gelegt war, zeigte die Aufstellung. Erstmals in Tampere und zum ersten Mal bei einer WM seit einem 0:7 gegen Schweden 2018 durfte die nominelle Nummer drei David Madlener den Kasten hüten. Dass David Kickert geschont wurde, konnte als Hinweis auf seine Rolle gegen Ungarn interpretiert werden. Auch Kapitän Thomas Raffl wurde geschont. Dafür riskierte David Reinbacher ein Comeback und testete unter Wettkampfbedingungen sein lädiertes linkes Knie. Eine Schiene sollte die nötige Stabilität geben.
Österreich kontert finnischen Blitzstart
Dass die Finnen ihren Fans gegen den Underdog ein Spektakel bieten wollten, war von der ersten Sekunde an klar. Zwar tauchten die Österreicher mitten in die Suomi-Sprechchöre als erstes Team vor dem Tor auf, doch nach 1:19 Sek. stand es bereits 1:0 für die Hausherren. Kapanen nagelte die Scheibe mit der Erfahrung von über 400 Spielen in der National Hockey League (NHL) in den Winkel. Madlener, der heuer nur 20 Spiele für die Pioneers Vorarlberg absolvieren durfte, war gegen den Hammer ins Kreuzeck chancenlos. Der 31-Jährige stand auch danach im Mittelpunkt, wehrte sich aber mit Händen und Füßen.
1:0 durch Kasperi Kapanen
Der Stürmer der St. Louis Blues brachte Finnland nach etwas mehr als einer Minute in Führung.
Doch statt eines weiteren finnischen Tores sahen die Fans den österreichischen Ausgleich. Zwerger ließ Emil Larmi ins Leere greifen, nachdem sich Marco Rossi an der Bande die Scheibe erkämpft hatte. Die Österreicher verkauften sich gegen den übermächtigen Gegner weiter gut, auch wenn die Finnen mit ihnen teilweise Katz und Maus spielten. In der achten Minute war der stark aufspielende Madlener erneut machtlos: Suomela verlängerte ein Zuspiel von Olli Maata hinter seinem Rücken sehenswert ins Tor – eine Aktion, die man als Goalie in der ICE Hockey League selten bis gar nicht sieht. Dafür konnte sich Madlener danach weiter auszeichnen, vor allem als er nach einer blitzschnellen Kombination beim Abschluss von Mikko Lehtonen zur Stelle war (17.).
Baders Burschen bleiben lange dran
Dass es bei 16:7 Torschüssen für seine Finnen nur 2:1 stand, dürfte Teamchef Jukka Jalonen deutlich weniger gut geschmeckt haben als die Standing Ovations, die der Erfolgstrainer für sein erst am Vormittag verliehenes Ehrendoktorat der Universität Jyväskylä erhalten hatten. Auch an den Spielern schien es zu nagen, dass der österreichische Underdog sich nicht seinem Schicksal ergab. Denn der finnische Angriffsmotor stockte im zweiten Drittel, die sprichwörtlichen „Hundertprozentigen“ gab es nicht. Kamen die Finnen gefährlich vor das Tor, war Madlener zur Stelle.
Suomela bringt die Finnen wieder in Front
Finnland war erwartungsgemäß die bessere Mannschaft und ging durch einen Treffer von Antti Suomela wieder in Führung (8.).
Dafür hielten die Österreicher nicht nur optisch gut mit. Erstmals seit Langem im Turnier wurde geradliniger kombiniert, und auch defensiv entsprach man im zweiten Abschnitt eher dem Prädikat „solide“, das Teamchef Bader etwa gegen Deutschland gesehen haben wollte. Wirklich zwingende Chancen hatte aber auch Österreich nicht. Henrik Neubauer (29.) und Ali Wukovits (39.) brachten Larmi im Tor noch am ehesten ins Schwitzen. Mit 7:6 Torschüssen verbuchten Baders Burschen in dieser Statistik immerhin ein Erfolgserlebnis.
Dritter Treffer mit Schönheitsfehler
Im dritten Abschnitt verwandelten die Finnen das Eis aber wieder in eine schiefe Ebene und nahmen Madlener fast unter Dauerbeschuss. Der 31-Jährige hielt jedoch, was es zu halten gab, so war Madlener gegen Kapanen (42.) auf dem Posten und hatte einigen Situationen auch das Glück des Tüchtigen, etwa als Joel Armia (49.) und Marko Anttila (50.) die einschussbereite Scheibe nicht trafen. Österreich war offensiv kaum noch vorhanden.
Kurz vor Schluss fand Oksanen aus spitzem Winkel doch noch die Lücke zwischen Madlener und der Stange. Ein herrlicher Treffer – allerdings mit Schönheitsfehler: Vorlagengeber Hannes Björninen war knapp, aber doch im Abseits gestanden. Die Österreicher verlangten auch den Videobeweis, doch obwohl in der Zeitlupe das Abseits im Aufbau zu sehen war, zählte der Treffer zum 3:1 (58.). Nach 17:4 Schüssen im letzten Abschnitt durfte man sich im rot-weiß-roten Lager über das Ergebnis aber nicht wirklich beschweren.
Stimmen zum Spiel:
Roger Bader (ÖEHV-Teamchef): „Wir haben viel Moral gewonnen mit der Leistung. Angefangen mit der guten Torhüterleistung, Madlener hat das hervorragend gemacht. Wir waren gut organisiert in der Mittelzonen-Trap (Falle), auch das Körperspiel war sehr gut. Aber Montag ist ein ganz anders Spiel.“
Manuel Ganahl (ÖEHV-Kapitän): „Wir waren über 60 Minuten sehr, sehr kompakt. Das ist eine brutal harte Truppe zu spielen, sie sind schnell, pucksicher, haben individuelle Skills. Wir haben das heute sehr gut gemacht und ihnen über 60 Minuten einen Kampf geliefert. Das ist die Schablone für das nächste Spiel.“
Eishockey-WM in Tampere, Gruppe A:
Samstag:
Österreich – Finnland 1:3
(1:2 0:0 0:1)
Tampere, Nokia Arena, 11.785 Zuschauer
Tore: Zwerger (5.) bzw. Kapanen (2.), Suomela (8.), Oksanen (59.)
Strafminuten: 4 bzw. 0
Österreich: Madlener – Nickl, Wolf; Zündel, Heinrich; Reinbacher, Brunner; Strong, Maier – M. Huber, Haudum, Wukovits; Thaler, Nissner, P. Huber; Schneider, Rossi, Zwerger; Neubauer, Achermann, Ganahl
Finnland: Larmi – Lehtonen, Ohtamaa; Maatta, Koivisto; Seppala, Pokka; Friman, Matinpalo – Hartikainen, Manninen, Rantanen – Kakko, Suomela, Kapanen; Pesonen Lammikko, Armia; Oksanen, Björninen, Anttila