FIS-Zentrale in Oberhofen (Schweiz)
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Ski alpin

FIS-Kongress soll Weichen neu stellen

Zürich ist am Donnerstag der Nabel der Wintersportwelt: Auf dem Plan steht der 54. FIS-Kongress, der in ungeraden Jahren komplett online abgehalten wird. Daher werden nötige Abstimmungen digital vorgenommen. Diskutiert wird auch über den Terminkalender und etwaige durch die Klimakrise bedingte Adaptierungen. Das alles andere als gute „Klima“ zwischen FIS-Präsident Johan Eliasch und dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) wird erst später auf der Agenda stehen.

„Der Österreichische Skiverband hat eine Reihe von Kongressanträgen eingebracht, und wir sind zuversichtlich, dass die auch zum größten Teil die Unterstützung der Mitgliedsverbände kriegen“, sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer im Gespräch mit der APA.

Einige Beschlüsse wurden bereits im Vorfeld vom FIS Council, dem Exekutivorgan des Verbandes, getroffen und am Vorabend kommuniziert. So wurde der Fahrplan zu den ersten FIS Games 2028 abgesegnet, zudem die Einführung des neuen Team-Bewerbs im Alpin-Skifahren. Als Kombination von Abfahrt oder Super-G mit einem Slalom wird dieser nächste Saison in Kitzbühel seine Weltcup-Premiere erleben. Im Skispringen wurde die Einführung eines Bodyscanners fixiert, Frauen-Skifliegen wird künftig ein Teil des Weltcup-Kalenders sein. Sämtliche Weltcup-Kalender sollen „spätestens am Donnerstag veröffentlicht“ werden, hieß es von einer FIS-Sprecherin.

ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer
APA/EXPA/Johann Groder
ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer hofft auf vernünftige Entscheidungen

Der Konflikt der Verbände aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Kroatien mit dem FIS-Präsidenten ist indes noch nicht zufriedenstellend gelöst. Beim Kongress wird das aber nicht Thema sein, nicht zuletzt auch wegen des Onlineforums. „Grundsätzlich geht man rein in der Hoffnung, dass es ein ruhiger Kongress wird, wo im Sinne des Skisports vernünftige Entscheidungen getroffen werden“, so Scherer.

FIS-Boss Eliasch als Zankapfel

Die vier angesprochenen Verbände hatten vor dem Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne hinterfragt, dass die Wiederwahl von Eliasch im Mai 2022 rechtmäßig war. Damals hatte es mit Eliasch zwar nur einen Kandidaten gegeben, doch man konnte nur für den Schweden oder gar nicht stimmen. Andernfalls waren die Stimmen ungültig. So ergab sich aus 70 gewerteten Stimmen ein 100-Prozent-Resultat für Eliasch.

Nach einem neuneinhalbstündigen Hearing am 5. Dezember zog das Verbandsquartett das Berufungsverfahren im März dieses Jahres zurück, da es Signale zu Gesprächsbereitschaft seitens der FIS gegeben hatte. Es kam beim Weltcup-Finale in Soldeu zu einem runden Tisch, geklärt ist aber nicht alles. Das deutete vor rund zwei Wochen auch ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober an. Das Problem sei weiter der Stil des FIS-Bosses, sagte sie.

FIS-Präsident Johan Eliasch
GEPA/Patrick Steiner
Der Führungsstil von FIS-Boss Johan Eliasch ist vielen ein Dorn im Auge

ÖSV will Planungssicherheit

Vielleicht kann das Zustimmen zu einer ganzen Reihe von Vorschlägen des ÖSV die Wogen glätten. So wünscht man sich, dass wie früher neun Monate vor Beginn des im Juli beginnenden FIS-Jahres die Kalenderplanung steht. „Sprich dass im Oktober/November eines Jahres für das folgende Jahr ein Kalender verabschiedet werden muss“, stellte Scherer fest.

Um die Planungssicherheit zu verbessern, erhofft sich der ÖSV parallel dazu einen Vierjahreskalender. Dieser „Long term“-Kalender solle nur noch in Ausnahmefällen geändert werden können. „Wir haben auch einen Antrag eingebracht, hinsichtlich der FIS-Weltmeisterschaften, dass im Vorfeld der Bewerbungen klar sein soll, wie die Bedingungen bei der Austragung sind, auch hinsichtlich der TV-Rechte.“ Auch eine klarere Regelung, wer gewisse Kosten trägt, sei erwünscht.

Themen sind auch Werbeflächen und Seriensponsorings bei FIS-Weltcup-Veranstaltungen sowie die Nutzung der finanziellen Reserven der FIS. „Sie sind primär für Unterstützungen der nationalen Verbände gedacht und in Ausnahmefällen für Erschließung neuer Geschäftsfelder.“ Und wenn doch, solle das vom FIS-Kongress ratifiziert werden. Unterstützung für all diese Vorschläge habe man von einer „Vielzahl von Verbänden“. Daher sei man recht zuversichtlich, dass diese auch durchgehen, glaubt Scherer.

Hoffen auf gemeinsame Lösungen

In Bezug auf Eliasch wollte Scherer „weder von einem guten noch einem schlechten Verhältnis reden“. Man habe das Hindernis mit dem Gang vor den CAS aus dem Weg geschafft, „um hoffentlich gemeinsam im Sinne des Skisports Lösungen zu finden“. Er selbst kommuniziert mit dem FIS-Generalsekretär Michel Vion und dessen Stellvertreter Niklas Carlsson. „Mit dem Herrn Eliasch geht es nicht operativ“, hatte Stadlober kürzlich gemeint.

„Ich kann nicht sagen, dass es sich verschlechtert hat, ich erkenne schon positive Zeichen, dass es in die richtige Richtung geht. Wenn auch sehr langsam, aber immerhin“, meinte Scherer dazu. Er hoffe auf die angekündigten Gespräche nach dem Kongress.

Späterer Beginn, späteres Ende?

Ob man wegen der Klimakrise den Kalender weiter in Richtung April schieben muss? „Diesbezüglich braucht es einmal fundierte Analysen und Aussagen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, wenn in gewissen Regionen in Europa die Biergärten aufsperren, es warm wird und die Radfahrer rauskommen, dass vielleicht das Interesse am TV-Produkt Skisport abnimmt“, sagte Scherer.

Ab der zweiten November-Hälfte bis inklusive Februar sei laut Scherer die wichtigste Zeit. „Weil es da das höchste Interesse gibt und weil auch König Fußball nicht in dieser Intensität vorherrscht. Natürlich kann man über eine Verlängerung der Saison nachdenken, aber ich glaube auch, dass beispielsweise der Startschuss Ende Oktober durchaus Sinn macht, vor allem wenn man die Lücke dann schließen kann.“

Der ÖSV war in der Vergangenheit immer wieder auch bereit, kurzfristig als Weltcup-Veranstalter einzuspringen. „Solange die Rechtesituation so ist, dass wir das wirtschaftliche Risiko tragen, sind wir mit den derzeit uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten vollends zufrieden. Wenn es zu einer Beschneidung dieser kommt, dann wird die Bereitschaft für kurzfristige Übernahmen nicht so da sein.“